366 x grün

Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Vor 25 Jahren: 7,31% bei der Nationalratswahl

Heute vor 25 Jahren, am 9. Oktober 1994, erreichten bei der Nationalratswahl “Die Grünen – Die Grüne Alternative” 338.538 Stimmen, das sind 7,31% und 13 Mandate. Neben den bisherigen Abgeordneten Rudi Anschober, Monika Langthaler, Madeleine Petrovic, Severin Renoldner, Terezija Stoisits, Johannes Voggenhuber und Andreas Wabl zogen neu in den Nationalrat ein: Willy Gföhler, Theresia Haidlmayr, Gabriela Moser, Karl Öllinger, Doris Pollet-Kammerlander und Alexander van der Bellen.

Madeleine Petrovic wurde als Klubobfrau wiedergewählt. Der Frauenanteil in der neuen Fraktion betrug 46%. In Wien erreichen die Gtrünen mit 9,76% der Stimmen das beste Bundesländer-Ergebnis. Die weiteren Länder: Tirol 9,55%, Vorarlberg 8,98%, Salzburg 8,14%, Oberösterreich 7,56%, Steiermark 6,17%, Kärnten 5,86%, Niederösterreich 5,74%, Burgenland 3,75%. Die besten Einzelergebnisse verzeichneten die Wiener Innenbezirke Neubau (17,32%), Josefstadt (16,39%) und Mariahilf (16,01%) sowie die südlich der Stadt Innsbruck gelegenen Gemeinden Aldrans (15,67%), Ampass (15,37%), Sistrans (15,32%), Lans (15,16%) und Natters (15,09%).

“Pseudo-grüne” Gegenkandidaturen blieben erfolglos: die “VGÖ – Liste Adi Pinter” kamen auf 5.776 Stimmen und 0,12%. Die nur in 5 Bundesländern angetretene VGÖ-Abspaltung “Bürgerliche Grüne Österreichs” (BGÖ) erreichte 0,05% (2.504 Stimmen).

Die Grüne Bildungswerkstatt wird gegründet

Logo der Grünen Bildungswerkstatt GBWHeute vor 31 Jahren, am 3. Mai 1987, fand auf dem Kulturgelände Nonntal in Salzburg die konstituierende Generalversammlung der Grünen Bildungswerkstatt statt. Erster Bundesobmann wurde Christian Burtscher, Gemeinderat in Grödig bei Salzburg. Neben der Bundesorganisation werden auch zehn Landesvereine der Grünen Bildungswerkstatt gegründet – ein Verein in jedem Bundesland und ein Verein für Minderheiten und Migrant_innen als “zehntes Bundesland”. In der Steiermark behält die Bildungseinrichtung den Namen “Grüne Akademie”.

Die Grüne Bildungswerkstatt (GrüBi, GBW) wird als politische Akademie der Grünen vom Bundeskanzleramt finanziert, das Budget hängt von der Anzahl der Nationalratsmandate ab. Nach 31 Jahren muss also in den kommenden Monaten auch die GBW in den meisten Bundesländern “abgewickelt” werden.

Bundeskongress 1994: Nein zum EU-Beitritt

Vor 24 Jahren, vom 29. April bis 1. Mai 1994,  diskutierten die Delegierten zum zehnten Bundeskongress der Grünen – Grüne Alternative über die Haltung zur bevorstehenden Volksabstimmung über einen EU-Beitritt Österreichs. Im Hauptantrag wurde das Ergebnis der Beitrittsverhandlungen kritisch betrachtet. Er endet mit dem Kernsatz “Daher lehnt der Bundeskongreß der Grünen den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union in ihrer derzeitigen Verfassung ab und spricht sich für ein ‘Nein’ bei der Volksabstimmung am 12. Juni aus”. In geheimer Abstimmung wurde der Antrag mit 144 Pro-Stimmen (87,3%) bei 20 Gegenstimmen und 3 Enthaltungen angenommen.

Bei dem Kongress auf Schloss Goldegg referierten auch Europa-Staatssekretärin Brigitte Ederer (SPÖ) und Außenminister Alois Mock (ÖVP). Letzterer löste mit der Aussage, vor einem allfälligen WEU-Beitritt Österreichs könnte es eine neuerliche Volksabstimmung geben, eine öffentliche Neutralitäts-Diskussion aus. Die Westeuropäische Union (WEU) war ein militärischer Beistandspakt, bei dem Österreich nur Beobachterstatus hatte. 2011 wurde die Organisation in die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) übergeführt.

Die Volksabstimmung fand am 12. Juni 1994 statt – 66,6 % der Abstimmenden befürworteten den geplanten EU-Beitritt. Johannes Voggenhuber, der prononcierteste grüne Gegner des Beitritts, nahm das Ergebnis zur Kenntnis und sagte, nun gelte es nicht mehr gegen den Strom zu schwimmen, sondern “auf dem Strom vernünftig und intelligent zu navigieren”.

Zum Weiterlesen

Gerald John: Vom Widerstand zur Wende. Die Grüne Haltung zur europäischen Integration. Universität Wien, Diplomarbeit, 2012

“Mein Protokoll”. Michael Sika und die Grünen

Michael Sika, der ehemalige Generaldirektor für öffentliche Sicherheit war den Grünen alles andere als grün. In seinem Buch “Mein Protokoll” schilderte er 2000 seine Innensicht der Republik Österreich und lieferte damit selbst für 2016 noch Wahlkampfmunition. Unser Gastautor Stefan Wolfinger hat es für uns gelesen.


Michael Sika: Mein Protokoll. Innenansichten einer Republik. St. Pölten: NP Buchverlag 2000

Michael Sika: Mein Protokoll. Innenansichten einer Republik. St. Pölten: NP Buchverlag 2000

Im Bundespräsidentschaftswahlkampf 2016 wurde ein altes, längst widerlegtes Gerücht wieder aufgewärmt: Alexander Van der Bellen hätte Ende der Achtziger Jahre für den “Osten” spioniert. Als Beleg für diese haltlose Anschuldigung diente eine Bemerkung im Buch “Mein Protokoll” von Michael Sika.

Sika war von 1991 bis 1999 Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im Bundesministerium für Inneres und somit ranghöchster Beamter der österreichischen Sicherheitsverwaltung. In dieser Funktion habe er nach eigenen Aussagen “viel gesehen – vermutlich zu viel in all den Jahren”. Genug jedenfalls, um im Jahr 2000, kurz nach Ende seiner Dienstzeit mit “Mein Protokoll” ein politisches Sittenbild der Republik Österreich zeichnen zu können. Ein kleiner Teil davon waren neben Van der Bellen auch weitere grüne PolitikerInnen.

Allgemein zeigte Michael Sika in seinem “Protokoll” kein Verständnis für das, was er für grüne Politik hielt. Die österreichischen Grünen würden wie ihre deutschen Parteikollegen die Freigabe von Haschisch und Marihuana befürworten. Auch seien Personen aus dem Umfeld schwarzafrikanischer Drogenhändler auf Fotos bei Veranstaltungen mit GrünpolitikerInnen zu sehen.

Grundsätzliche Auffassungsunterschiede

Die Aversion zwischen dem Generaldirektor für öffentliche Sicherheit und grünen PolitikerInnen beruhte auf Gegenseitigkeit. Bei den Themen innere Sicherheit, Menschen- und Bürgerrechte herrschten grundsätzliche Auffassungsunterschiede. Sika sah sich einer strengen “Law and Order”-Politik verpflichtet. Diese war seiner Ansicht notwendig, da nach der “Ostöffnung” Österreich von einer bisher nicht gekannten Welle des organisierten Verbrechens erfasst worden sei. Linke, linkslinke und liberale PolitikerInnen seien nicht in der Lage, sich auf diese neue Situation einzustellen. Sie mussten sich von der Illusion einer ‘gefängnislosen Gesellschaft’, von der Umwandlung der Polizei in einen Sozialverein und ähnlichen Vorstellungen über Nacht verabschieden”, schrieb Sika.

Für ihn war eine Erweiterung der polizeilichen Befugnisse zweifelsfrei notwendig – und dazu gehörte auch die technische Personenüberwachung zur Verbrechensbekämpfung. Für ihn war es unverständlich, warum GrünpolitikerInnen wie der Nationalratsabgeordnete Andreas Wabl dem so genannten “Lauschangriff” kritisch gegenüberstehen konnten. Als Wabl durch das Gebäude geführt wurde, in der die neue Überwachung organisiert wurde, wirkte dieser für ihn, “als marschiere er durch eine Leprastation”. Weiterlesen

Warum der Nicakaffee scheußlich schmeckte

Benjamin Hohlmann: esteli 226. Flickr, CC-BY-NC (2011)

Benjamin Hohlmann: esteli 226. Flickr, CC-BY-NC (2011)

Grünbewegte der ersten Stunden können sich sicher an ihn erinnern: den Solidaritätskaffee. Menschen aus den alternativen Bewegungen, vor allem die Dritte-Welt-Solidaritätsgruppen, wollten mit dem Kauf des Kaffees den Freiheitskampf der Bevölkerung von Nicaragua unterstützen. Das Problem: Der Solikaffee oder Nicakaffee war, um es höflich zu formulieren, keine kulinarische Offenbarung.

Die Hamburger Journalistin Gerlinde Geffers hat nachgefragt, “warum der Nicakaffee scheußlich schmeckte”, zwei Mitarbeiter der GEPA als Vorreiter auf dem Gebiet des fairen Handels haben geantwortet. Ihren Beitrag hat uns Geffers freundlicherweise für unser Blog zur Verfügung gestellt.


Warum der Nicakaffee scheußlich schmeckte

Zwei GEPA-Mitarbeiter können das erklären. Gerd Nickoleit importierte 1979 den ersten Soli-Kaffee aus Nicaragua. Hans Jürgen Wozniak berät Kleinbauern, damit sie besseren Kaffee produzieren.

Nica-Kaffee hat scheußlich geschmeckt. Warum haben die Leute ihn trotzdem getrunken?

Gerd Nickoleit: Es ging ja nicht um den Kaffee, es ging um Solidarität mit Nicaragua. Es gab eine große Bewegung in der alternativen Szene, die sagte damals: Wir müssen das Volk von Nicaragua in seinem Kampf gegen Somoza unterstützen. Nach El Triumpho, der Revolution im Juli 1979, wollten die Leute den Aufbau unterstützen. Einige sind sogar nach Nicaragua gereist, um den Leuten bei der Kaffeeernte zu helfen – ob das eine Hilfe war, ist eine andere Sache. Auf jeden Fall ging es um Solidarität mit einem Land, das aus eigener Kraft einen Weg gegen die USA eingeschlagen hatte und daraufhin von den USA boykottiert wurde. Zur Solidarität gehörte es daher, Produkte aus Nicaragua zu konsumieren, darunter Kaffee – eines der wichtigsten Produkte.

Wie haben Sie die Kontakte geknüpft?

Gerd Nickoleit: Anfangs haben wir uns an die staatliche Organisation Encafe gewandt, die nach der Revolution den Kaffeevertrieb verstaatlicht hatte. Ich bin im September nach der Revolution nach Nicaragua gereist und habe dort mit Ernesto Cardenal gesprochen. Der hat mir den Kontakt zu Encafe verschafft.

War Ihnen damals klar, wie schlecht der Kaffee schmeckte?

Gerd Nickoleit: Ich war überhaupt kein Kaffeeexperte. Heute weiß ich: Kaffee aus Nicaragua ist kein schlechter Kaffee, er hat nur einen hohen Säuregehalt. Für einen guten Kaffee wird er deshalb üblicherweise mit anderen Kaffees gemischt. Aber es ging ja um die Unterstützung von Nicaragua, deshalb konnte er nicht gemischt werden. Hinzu kam, dass aus Nicaragua anscheinend nach der Revolution alle Kaffeeexperten ins Ausland abgewandert waren und die Leute bei Encafe auch keine Fachleute waren. Wir hatten also auf beiden Seiten mehr guten Willen als Fachkenntnisse.

Sie haben erst Anfang der 90er Jahre angefangen, an der Qualität zu arbeiten. Warum so spät?

Gerd Nickoleit: Lange Zeit ging es gut, wir sahen überhaupt kein Problem. Der Handel der Gepa war eine Solidaritäts- und Bildungsgeschichte. Die Story vom Nica-Kaffee ist da sehr charakteristisch. Vor lauter Solidarität haben wir gar keine fachliche Rückmeldung gegeben. So bekamen wir auch nicht immer die beste Qualität. Die ist anscheinend nach Russland verschickt und von dort auf dem Weltmarkt verscheuert worden. So wurde Schritt für Schritt die Qualität des Kaffees auch noch schlechter – unabhängig vom hohen Säuregehalt. Schließlich sind bei der Verarbeitung noch zusätzliche Fehler gemacht worden. Hier kam auf einmal Kaffee mit überfermentierten Bohnen an. Der hat gestunken. Der war wirklich nicht mehr zu trinken. Ich habe dann einen Brief an Encafe geschrieben und gefragt: Leute, wie könnt ihr an uns, die wir doch so solidarisch sind, so einen Mistkaffee liefern? Die Antwort war: An wen denn sonst?

Das war zuviel.

Gerd Nickoleit: Genau. Bis dahin hatten wir uns auf der Solidaritätsschiene über Wasser gehalten. Aber dieser schlechte Kaffee hatte das Image der Gepa praktisch kaputt gemacht. Das war der Punkt, an dem die Gepa einen Kaffeeexperten eingestellt hat. Wir haben Druck gemacht und haben uns selbst erheblich verändert. Wir haben gelernt, dass Entwicklung auch etwas mit permanenter Verbesserung zu tun hat. Ohne Qualitätsprodukte haben weder die Kaffeebauern noch wir hier eine Chance. So sind wir umgeschwenkt vom alternativen Kaffee zum fairen Kaffee und zu Qualitätsprodukten. Weiterlesen

Neuerwerbung 1/2017: Alternative Lebensformen in Österreich

A ...wie alternativ. Alternative Lebensformen in Österreich (1981)

A …wie alternativ. Alternative Lebensformen in Österreich (1981)

1981 gab der damalige “Presse”-Redakteur Andreas Unterberger das Buch “A …wie alternativ. Alternative Lebensformen in Österreich” über die im Entstehen befindliche Alternativbewegung in Österreich und in Südtirol heraus. Das Grüne Archiv hat den Band soeben angekauft. Aus dem Vorwort des Herausgebers:

// Ist die österreichische Alternativbewegung eine Alternative? Ist Grün die Farbe der Zukunft? 14 Autoren versuchen eine Antwort zu geben. Sie beschreiben demonstrativ herausgegriffene und bewußt weitgestreute Alternativprojekte in 16 verschiedenen Bereichen, von der Frauenbewegung bis zur Nachbarschaftshilfe, von der Kirche bis zu den Wohngemeinschaften, von den Schulen bis zur Landwirtschaft, von der Medizin bis zur Meditation, von “weichen” asketischen Ansätzen bis zu “harten” Hausbesetzern. //

Inhaltsverzeichnis

  • Lukas Lessing / Andreas Unterberger: Eine neue Sprache: Alternativ-Glossar. Von Frust, Grönland und Zweierbeziehungen
  • Hans Haider: Kultur als Alternative – Alternative als Kultur. Von autoritären Alternativ-Intendanten, verarmten Künstlern und dem freien Wort
  • Lukas Lessing: Die vielen Bühnen der Wiener Szene. Von Büchern, Beisln und Kulturzentren
  • Elisabeth Baumgartner: Noch nie ist ein Haus in Bozen so geliebt worden. Von Südtirolern, Italienern und einem Volkstumskampf
  • Gerfried Sperl: Seit die Steirer zu alternativen Pionieren geworden sind. Von Grazer Studenten, nationalen Bürgern und einem neuen Heimatbewußtsein
  • Andreas Unterberger: Politischer Mummenschanz mit dem grünen Mäntelchen. Von Wahlkämpfern, Steinewerfern und Gartenzwerg-Freunden
  • Johannes Hawlik: Bürger, die der Lethargie den Kampf angesagt haben. Von Radfahrern, Aktionen für Spielplätze und gegen Autostraßen
  • Markus Kauffmann: Da habe ich gesehen, dass ich nicht alleine bin. Von Anonymen Alkoholikern, tanzenden Rollstuhlmädchen und Gruppen, die sich selber helfen
  • Marianne Enigl: Frauen im Kampf um ihre eigene Identität. Von Sehnsüchten, Kindern und – Männern
  • Andreas Unterberger: Wir machen uns unsere Schule selbst. Vom Lernen ohne Strafen, Prüfungen und Bürokratie
  • Lukas Lessing: Aus der Gemeinschaftsnot in die Wohngemeinschaft. Von Kommunen, Küchendienst und Gruppendunst
  • Michael Vogler: Das Heil im eigenen Ich. Von Scharlatanen, östlicher Meditation und westlicher Selbsterfahrung
  • Wolfgang Exel: Gesundheit auf kaum erklärbaren Wegen. Von Nadeln, Kräutern und dem Wasser
  • Herbert Grün: Weil die Kühe nicht mehr konnten. Von Schneckensud, Schafen und dem Kampf gegen die Vergifter
  • Kurt Ceipek: Bei uns kommt die Energie aus dem Misthaufen. Von der Sonne, Schweinemästern und dem Schnaps im Tank
  • Alexa Gaspari / Christof Gaspari: Der stille Aufbruch in der Kirche. Von Klöstern, Wüstentagen und neuen Gemeinschaften
  • Werner Ertel: Wo die Dritte Welt an erster Stelle kommt. Von Selbstbesteuerern, Strukturen-Bewußtmachern und Kaffee aus Guatemala
  • Andreas Unterberger: Eine Hoffnung aus den Widersprüchen. Von Angst, Egoismus und einem neuen Bewußtsein

Rückblick auf 366 Beiträge

Liebe Leserinnen und Leser,

366 Beiträge an 366 Tagen ist das Resümee unseres Blogs. Wir haben seit 7. Februar (an diesem Tag haben wir das Statistik-Tool installiert) 30.890 Besucherinnen und Besucher und 156.049 einzelne Zugriffe zu verzeichnen. Dazu kommen Leser_innen auf Facebook, Twitter und Instagram. Herzlichen Dank dafür!

Nun kommt eine erfreuliche Nachricht: Wir werden das Blog weiterführen – jeden Tag einen Eintrag werden wir nicht mehr schaffen, aber Archivfundstücke und Einblicke in die Archivarbeit wird es hier auch in Zukunft regelmäßig geben. Wir freuen uns, wenn Ihr dabei bleibt. Den Newsletter werden wir von wöchentlich auf (voraussichtlich) monatlich umstellen.

Die Beiträge mit den meisten Zugriffen überhaupt

Die Beiträge mit den meisten Zugriffen im letzten Monat

365/366: Anti-Draken-Demo in Graz am 13. Juni 1987

Am 21. Mai 1985 wurde der Kaufvertrag über die Draken, schwedische Abfangjäger, abgeschlossen. Im November 1985 erreichte das “Volksbegehren gegen Abfangjäger – für eine Volksabstimmung” 18.433 Unterstützungserklärungen. Das Anti-Draken-Volksbegehren im Bundesland Steiermark wurde im März 1986 von 140.817 Personen unterschrieben. Am 6. Juni trafen sechs Jets in Graz-Thalerhof ein, am 13. Juni 1987 fand in Graz eine Demonstration gegen die Stationierung der Draken statt.

In der “Schwarzen Distel“, der Zeitschrift der anarchistischen Gruppe “Revolutionsbräuhof“, erschien der folgende Beitrag über die Anti-Draken-Demo in Graz. Die Aktivitäten der österreichischen Friedensbewegung wurden als wenig zielführend gesehen.


Text über die Draken aus der "Schwarzen Distel", der Zeitschrift des Revolutionsbräuhofs.

Text über die Anti-Draken-Demo aus der “Schwarzen Distel”, der Zeitschrift des Revolutionsbräuhofs.

Die Anti-Drakendemo in Graz ist genauso abgelaufen, wie wir es befürchtet hatten; ein Zeichen dafür, daß es sowas wie Widerstand gegen unannehmbare Lebensumstände in diesem Österreich kaum gibt. Scheinbar sind die Erfahrungen der Friedensbewegungen in der BRD nicht bis Österreich durchgedrungen – die Wirkungslosigkeit von volksfestartigen Samstagnachmittagsspaziergängen durch Innenstädte. Noch immer wird erhofft, daß diejenigen, die uns bescheißen und ausquetschen auf Bittgesuche, auf erniedrigende Demutsbekundungen hin, sich von ihren Vorhaben abbringen lassen.

Und dies eben zeigt auch. daß hier grundsätzliche Auffassungsunterschiede zwischen Anarchisten und Teilen der Anti-Abfangjägerbewegung gibt. Es wird an den Staat Österreich appeliert, keine Abfangjäger zu kaufen, sondern das Geld, das er vorher den Arbeitenden abgeknöpft hat, in deren Sinne einzusetzen; als ob die Aufgabe hätte, sich um das Wohl seiner Bürger zu kümmern. Es wird behauptet. daß Österreich keine Abfangjäger braucht. DAS IST FALSCH!!! Jeder Staat braucht ausreichende Gewaltmittel, um sich gegen Bedrohungen von innen und außen zu verteidigen; der Staat beansprucht nun einmal das Gewaltmonopol für sich und wird sich mit all den Mittel versorgen, die er für nötig hält. Ein weiterer Grund, warum Österreich Abfangjäger braucht ist, daß Österreich in die Nato-Strategie gegen den Osten eingebunden ist, und eben seinen aliquoten Teil zur Verteidigung der freien Welt zu leisten hat; auch, wenn sie am Dnjepr verteidigt wird! Weiterlesen

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