Der Beitrag über die Alternative Universität erschien in der Broschüre "10 Jahre Grüne Bildungswerkstatt" (1996)

Der Beitrag über die Alternative Universität erschien in der Broschüre “10 Jahre Grüne Bildungswerkstatt” (1996)

“Arbeit scheint die Funktion der Orientierung und Sinngebung für eine größer werdende Anzahl von Menschen nicht mehr erfüllen zu können. Ist der Sinn nur mehr ‘Unsinn’, kann Arbeit wieder versinnlicht werden, und wenn ja, an welchen Kriterien muß sich sinnvolle Arbeit ausrichten?” Die Alternative Universität Graz, ein Bildungsprojekt der Grünen Akademie Steiermark, widmete sich 1995 dem “Sinn von Arbeit”. Ein Bericht dazu erschien in der Broschüre “10 Jahre Grüne Bildungswerkstatt” (1996).


Die AUG behandelte den “Sinn von Arbeit”. Dies hatte zwei Gründe: Einerseits hieß das Schwerpunktthema der Grünen Bildungswerkstatt Bund für das Jahr 1995 “Arbeitswelten – Lebenswelten”, und die Grüne Akademie wollte zu dieser Thematik aktiv werden. Andererseits ergab sich aus den inhaltlichen Diskussionen innerhalb der Grünen Akademie in der Folge der ersten drei AUGs, daß in der zeitgenössischen Gesellschaft Phänomene der Orientierungslosigkeit zu beobachten sind. Da unsere Gesellschaft auch als Arbeitsgesellschaft bezeichnet wird, für die meisten Menschen also primär Arbeit Orientierung schafft, muß hier etwas faul sein. Arbeit scheint, eben diese Funktion der Orientierung und Sinngebung für eine größer werdende Anzahl von Menschen nicht mehr erfüllen zu können. Ist der Sinn nur mehr “Unsinn”, kann Arbeit wieder versinnlicht werden, und wenn ja, an welchen Kriterien muß sich sinnvolle Arbeit ausrichten?

Solche Fragen wollten wir im Rahmen der AUG aufwerfen und soviel wie möglich zu ihrer Klärung beitragen. Uns wurde während der Vorbereitung klar – und diese Einsicht zu vermitteln war eines der Ziele der AUG 1995 -, daß wir nicht bei der Be-handlung der Symptome der Krise der Arbeitsgesellschaft stehenbleiben dürfen. Das wohl aktuellste davon ist die Arbeitslosigkeit, ein soziales Problem ersten Ranges, das von Monat zu Monat größer wird. Ein Problem, das mittlerweile in das Zentrum der öffentlichen Debatte und des öffentlichen Bewußtseins gerückt ist. Trotzdem meinten wir, daß etwa Arbeitslosigkeit Anlaß zu weiterführenden Diskussionen geben soll. Wir kamen zur Ansicht, daß sich die Krise der Arbeitsgesellschaft nicht bloß durch Umverteilung der Arbeit und Arbeitszeitverkürzung lösen läßt. So notwendig diese Maßnahmen auch sind, um der Arbeitslosigkeit Herr zu werden und wir fordern sie natürlich -, so wenig können sie alleine zur Lösung der grundsätzlichen Probleme beitragen.

Um einen zukunftsweisenden Weg aus der Gesamtkrise der modernen, industrialisierten Gesellschaften, die eben vor allem auch Arbeitsgesellschaften sind, zu finden, ist ein radikaler Bewußtseins- und Wertewandel notwendig. Die existierenden technologischen und ökonomischen Möglichkeiten für die Schaffung einer paradiesischen Gesellschaftsordnung können nur genutzt werden, wenn sich in den kulturellen Einstellungen der Menschen Fundamentales ändert.


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