Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: Wien (Seite 8 von 12)

169/366: Wiedergefunden auf Zeit

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

“Wiedergefunden auf Zeit. Neue Briefe aus der verlorenen Nachbarschaft samt Dankreden, Laudationes und einer Würdigung dreier Wienerinnen, die in New York die Shoa überlebten” wurde von Thierry Elsen, Ingrid Popper und Werner Rotter in Zusammenarbeit mit der Grünen Bildungswerkstatt Wien herausgegeben und ist im Jahr 2000 bei Mandelbaum erschienen. Das Buch dokumentiert das Projekt “Verlorene Nachbarschaft” aus Wien, gibt die Laudatio anlässlich der Verleihung der Friedrich-Torberg-Medaille an die Initiator_innen und die Dankesworte wieder und enthält den Briefwechsel mit einigen Menschen, die aus Wien vertrieben wurden.

Im Projekt “Verlorene Nachbarschaft” wurde die 1938 stark beschädigte bzw. 1940 zerstörte Synagoge in der Neudeggergasse 12 für sechs Wochen “wiedererrichtet” –  als Bild auf einer Folie, die auf dem heute an dieser Stelle stehenden Gemeindebau befestigt wurde:

Eine Schutzhaut, die man mitnehmen kann

// Vor der Synagoge stand ein Zelt, ein flüchtiger Ort, eine Schutzhaut, die man mitnehmen kann. Es ist ein Ort des Kommens und Gehens. Ein Ort des Wortes. Menschen, die früher einmal hier lebten, haben wir eingeladen, zu uns zu kommen, in das Zelt und zu erzählen von früher, als sie noch unsere Nachbarn waren. Manche haben wir besucht und ihre Erinnerungen auf Video aufgenommen. Und wir wollten Nachbarinnen und Nachbarn aus dem Bezirk einladen, ihre Erinnerungen mit-zu-teilen… einer des anderen Nachbar…” // (Quelle)

Geleitwort von Mercedes Echerer

Hier ein Auszug aus dem Geleitwort von Mercedes Echerer, zu dieser Zeit grüne Europaabgeordnete und Schauspielerin, die den literarischen Abend “Assimilationen” im Rahmen des Projekts mitgestaltet hatte.


//zitat// Die Summe aller Teile ergibt noch kein Ganzes. Die kleinsten Regionen, puzzleartig zusammengesetzt, selbst wenn alle penibel vollständig erfasst sind, ergeben noch lange kein Europa. Gerade die Aufmerksamkeit auf den Mikrokosmos rund um die ehemalige Synagoge in der Neudeggergasse verwies mit der Wiedererrichtung der Fassade auf den Verlust von Religion und Kultur des Wiener Judentums.

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

Die ausgeschürften Bergwerke, die niedergerissenen und wiedererbauten Stadtviertel, die zerstörten Landschaften und vor allem die Adressenverzeichnisse der Jahre bis 1938 dokumentieren die vielen Aspekte eines Kontinents, dessen Verluste nicht durch die gemeinsamen wirtschaftlichen Anstrengungen ersetzt werden können. Versuche, die auselaugte Substanz der Gegenwart zu übertünchen, schlagen gerade darum fehl, weil die Farben der verlorenen Qualitäten die größtenteils farblose und entseelte Sprache der modernen Politik unweigerlich durchbrechen. Weiterlesen

168/366: Wir haben die Straße an das Auto verloren – ALW für Wohnstraßen

So schön wär's in der Wohnstraße.

So schön wär’s in der Wohnstraße.

“Die Straße war über Jahrtausende der politische, wirtschaftliche und soziale Treffpunkt der Städte. Wo die Menschen ihren Platz auf ihnen verloren haben, müssen sie ihn wieder zurückerobern”, schrieb die Alternative Liste Wien in ihrem Wohnstraßenprogramm, “die Zerstörung der Straße war und ist vor allem die Zerstörung unserer Macht. Wir müssen die Straße zurückerobern. Wir müssen wieder für die Straße auf die Straße gehen. Dem freien Menschen freie Straßen!” Warum die ALW für Wohnstraßen war, lest Ihr heute auszugsweise im Blog.

Download des gesamten Programms: 168-alw-wohnstrassenprogramm (PDF, 1 MB)


// Warum wir für Wohnstraßen sind!

Tausche 3-Zimmer-Wohnung...

Tausche 3-Zimmer-Wohnung…

Heute ist die Straße die Domäne des Autos. Die Straße wird von der Werbung zum Freiheitssymbol hochgejubelt. Der erhöhten Freiheit steht jedoch ein Verlust einer anderen Freiheit gegenüber Wir haben die Straße an das Auto verloren! Fußgänger und Radfahrer werden an den Straßenrand gedrängt. Die Kinder verlieren Spielflächen und manchmal ihr Leben. 2000 Verkehrstote und 50000 Verletzte im Jahr. Umweltverschmutzung und Landschaftszerstörung sind für manche zur unausweichlichen Selbstverständlichkeit geworden. Noch aber ist es Zeit dagegen aufzutreten. Ein kleiner Schritt ist die Errichtung von Wohnstraßen. Das sind Straßen, die uns allen gehören, denn hier sind Fußgänger und Radfahrer gleichberechtigt gegenüber dem Autofahrer. Weiterlesen

167/366: Das Akzeptanz-Konzept

Das Akzeptanz-Konzept der Wiener Grünen.

Das Akzeptanz-Konzept der Wiener Grünen.

Das Akzeptanz-Konzept der Wiener Grünen für die gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen wurde 1996 veröffentlicht. Im selben Jahr wurden übrigens die Grünen Andersrum gegründet.


// Sie erregen Aufsehen und haben im Alltag doch das Nachsehen: die rund
200.000 Lesben, Schwule und Transgender-Personen in Wien.
Wenn “Wien weltoffen” auf dem Stundenplan steht, schmücken sich die Zilks, Lugners und Tobischs gern mit internationaler schwul/lesbisch/transsexueller Prominenz. Gaultier, Hella von Sinnen, Dame Edna bei Galas, Bällen und in den “Seitenblicken” lenken kurzfristig davon ab, daß die Kulturstadt in Sachen Transgender-/lesbisch/schwuler Rechte ihre Hausaufgaben nicht erfüllt hat.

Gleichgeschlechtlich L(i)ebende, die ihren Lebensstil aus Angst vor den Nachbarn und um den Arbeitsplatz verheimlichen, Transgender-Personen, die während der Geschlechtsumwandlung fast automatisch ihre Existenzgrundlage verlieren, sind Ausdruck dieser Doppelmoral. Für diese Menschen ist ihre Heimatstadt kein Ort zum Wohlfühlen. //


Der gesamte Flyer zum Weiterlesen: 167-akzeptanz-projekt (PDF, 1 MB)

Keep on marching.

Keep on marching.

164/366: Volksabstimmung über EU-Beitritt heute vor 22 Jahren

EU so nicht. Wir haben den Vertrag gelesen!

“EU: so nicht! Wir haben den Vertrag gelesen” (Plakat der Grünen Alternative 1994)

Am 30. März 1994 wurden die Beitrittsverhandlungen Österreichs mit der Europäischen Union abgeschlossen. Am 5. Mai 1994 nahm der österreichische Nationalrat das Bundesverfassungsgesetz über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union an, am 7. Mai folgte die Abstimmung im Bundesrat.

Heute vor 22 Jahren, am 12. Juni 1994, stimmten bei der Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 66,58% mit “Ja” und 33,42% mit “Nein”. Die Grüne Alternative hatte sich mehrheitlich für ein “Nein” ausgesprochen, allerdings gab es auch prononcierte Befürworter_innen wie Monika Langthaler und Christoph Chorherr. Kritik wurde auch an der Informationspolitik der Regierung geübt. Die Grünen legten daher eine “Maastricht-Zeitung” in großer Auflage vor, in der der Vertrag von Maastricht vom vehementen Gegner Johannes Voggenhuber und vom begeisterten Befürworter Alois Mock kommentiert wurde. Die Anrufbeantworter-Tonbänder der auf dem Plakat links angeführten “EU-Kummer-Nummer” werden übrigens im Grünen Archiv verwahrt.

88,6% Nein-Stimmen in der Gemeinde Kaisers

In allen Bundesländern und allen politischen Bezirken gab es “Ja”-Mehrheiten. Über dem Österreich-Durchschnitt lag der “Nein”-Stimmen-Anteil in den Bundesländern Tirol (43,34%), Salzburg (34,94%), Oberösterreich (34,51%) und Wien (33,85%). Die kleine Tiroler Gemeinde Kaisers im Bezirk Reutte verzeichnete mit 88,6% den Rekord an “Nein”-Stimmen. Der Anteil der EU-BefürworterInnen war im Burgenland, das sich Gelder aus der Regionalförderung erhoffte [und letztlich in großem Umfang bekam, Anm.], am größten (74,66%). Weiterlesen

161/366: Stop dem Autowahn

Stopp dem Autowahn

Keinen Meter mehr! Stopp dem Autowahn (Flugblatt 1990)

Am 11. Mai 1990 organisierten über neunzig Verkehrsinitiativen aus ganz Österreich eine Demonstration vor dem Parlament – zur “Demontage und Korrektur einer verfehlten Verkehrspolitik”. Hier der Text eines Aufrufs, der in der Zeitschrift “Tatblatt” abgedruckt wurde.

// Jahrzehntelang wurden Straßenschneisen nach den schier unersättlichen Bedürfnissen der Wirtschaft kreuz und quer durch’s Land geschlagen: war es zuerst die Forderung nach Transportkapazitäten für eine rasch wachsende Industrie, ist es jetzt der aufgeblähte Maschinenpark (und wohl nicht nur der) der Baufirmen, die die Betonmischmaschinen in Gang halten. Die Politiker – teilweise eng verflochten mit der Baulobby – mischen brav mit und werden damit der Verantwortung gegenüber diesem Teil der “Bevölkerung” mehr als gerecht. Die Entscheidungen über Bau bzw. Nichtbau von Straßen sind also politischer, nicht verkehrstechnischer Natur. Voraussetzung ist der Wille zu einer auf Verkehrsvermeidung bedachten Politik, die Zuwächse nicht als schicksalhafte Ereignisse betrachtet.

Der Osten Österreichs befindet sich in einer Situation, in der die entscheidenden verkehrspolitischen Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen werden müssen. Der Ausgangspunkt und die bestehenden Probleme sind zu vergleichen mit jenen Tirols vor dem Bau der Brennerautobahn. Weiterlesen

149/366: Die olympische Disziplin des Sesselrangelns. Warum Günther Nenning nicht kandidierte

Günther Nenning: Warum ich nicht kandidiere (1986)

Günther Nenning: Warum ich nicht kandidiere (1986)

“Ich kann kein elender Parteigänger sein, der nur dem einen Freund recht und Liebe gibt”, so begründete Günther Nenning, warum er 1986 nicht selbst für den Nationalrat kandidierte, “ich nehme politisches Asyl in den leuchtenden Augen und herzhaften Umarmungen von Grün-Menschen, die für die Bewegung arbeiten seit Jahr und Tag und gar nicht ins Verlegenheitsverhältnis kommen, unschöne Gier auf Sessel zu entwickeln”.

Download des Artikels im Originalformat: 149-nenning-warum-ich-nicht-kandidiere (PDF, 1 MB)


1. Wegen Sesselgerangel

Ich wollte und hab mir’s so schön vorgestellt. Jetzt ist’s mir zu schiach. In der olympischen Disziplin des Sesselrangelns hab’ ich das Handtuch geworfen. Wenn ich weiterhin meine unerträglichen Einigungsversuche fortsetzen will, darf ich nicht zugleich einen Sessel wollen.

Irgendwie mach’ ich’s immer falsch. Erst arbeit’ ich wie ein Viech, setz’ alles dran, Mut Blut Gut, dann flieg’ ich raus. Es muß wohl an mir liegen.

2. Zwecks Freiheit

Wieder frei. Vogelfrei. Mit einem Herzen, das wieder ruhig und stark schlägt.

Aus der Distanz, in die ich mich begeben habe, wird Häßliches wieder glückhaft unscharf; ich kann sie vergessen, die gierigen Kulleraugen, die saftelnden Lefzen. Aus der Distanz kann ich jetzt sagen: Die politische Notwendigkeit ist klar: Die Grünen müssen ins Parlament. Bitte wählt sie!

Für diese politische Notwendigkeit will ich weiterhin wie ein Viech arbeiten. Und ich brauch’ mich nicht mehr nächtlich zu fragen: Arbeitest du für die Grünen oder dafür, daß du ins Parlament kommst? Ich bin meine eigene Befreiungsbewegung. Ich habe mich befreit.

3. Verzichten können

149-nenning-warum-ich-nicht-kandidiere-2

Günther Nenning: Warum ich nicht kandidiere (1986)

Der grünen Gesamtbewegung tut’s jetzt gut, daß einer sagt: Ich verzichte.

Klar bin ich ehrgeizig. Aber sieh da: Ich kann mich einbremsen.

Ich hab’ meine Eitelkeit auf die Probe gestellt. Ist sie total oder ist das drin: das Zurücktreten ins grüne Allgemeine. Ich bin ein Ex-Promi.

Ich nehme politisches Asyl in den leuchtenden Augen und herzhaften Umarmungen von Grün-Menschen, die für die Bewegung arbeiten seit Jahr und Tag und gar nicht ins Verlegenheitsverhältnis kommen, unschöne Gier auf Sessel zu entwickeln. Ich fühle mich bei diesen Menschen gut aufgehoben. Lustvoller als nächtliches Sesselrangeln ist: auf Straßen und Plätzen Zettel verteilen voll kritischem Engagement: Wählt Liste Freda Meissner-Blau.

Ich bin schon wer, auch ohne Sessel.

Alter Fuchs, dem die Trauben zu sauer sind! Aber die einzig feste Unterlage, die ein Mensch haben kann, ist doch: daß er in sich selbst ruht, als Kind Gottes. Ich bin schon wer, auch ohne Sessel. Einer unter 183 ist nicht so schön wie einer, der einer ist.

Mit 30 wäre ich der Versuchung vielleicht erlegen. (Vielleicht auch nicht, denn mit 30 hätte ich leicht SPÖ-Abgeordneter werden können.) Mit 65 war die Versuchung nicht mehr so groß. Ich komme immer näher an ein Gericht, wo nicht gefragt wird, warst du fromm, sondern ganz weltlich primitiv: Warst du halbwegs anständig?

Vorher hätt’ ich noch gern ein paar schöne Jahre: Ein ruhiges Gewissen nicht als Ruhekissen, sondern als elastische Unterlage für fortgesetzte Arbeit. Weiterlesen

132/366: Volksgruppen im ORF: grüner Erfolg

Bericht des Zehnten Bundeslandes 1989

Bericht des Zehnten Bundeslandes 1989

1989 legte das “Zehnte Bundesland”, die Vertretung der anerkannten Volksgruppen und ethnischen Minderheiten, einen Bericht an den grünen Bundesausschuss in Salzburg vor und verweist auf einen grünen Erfolg: “Die Initiativen für die Einführung von Volksgruppen-TV-Sendungen hatten ihren Ursprung im Informationszentrum  der Österreichischen Volksgruppen. Ein Gesetzesantrag von Karel Smolle auf Änderung des Rundfunkgesetzes, wonach Volksgruppensendungen im Programmauftrag des ORF enthalten sein sollten, und die Volksgruppen auch ihren Vertreter im Kuratorium und im Hörer-und-Seher-Beirat haben
sollten, hat den Stein ins Rollen gebracht”.


// Es erscheint notwendig,  einleitend einige Anmerkungen  zur Organisationsstruktur des nach dem Parteistatut eingerichteten zehnten Bundeslandes “Ethnische Minderheiten” anzubringen.

Die Struktur des zehnten Bundeslandes “Ethnische Minderheiten” unterscheidet sich insofern von der Struktur anderer Landesorganisationen als sie keine Landesversammlung und keine gewählten Vorstand haben; dies aus mehreren Gründen:

1.)  Es bestehen große Unterschiede in der Organisationsstruktur der einzelnen in Österreich lebenden Volksgruppen. Als einzige  österreichische Volksgruppe verfügen die Kärntner Slowenen über ein eigenes parteipolitisches Gebilde, die Kärntner Einheitsliste/Koroška enotna lista. Die anderen Volksgruppen sind ausschließlich in überparteilichen Vereinen organisiert. Eine Organisationsstruktur des  zehnten  Bundeslandes  “Ethnische Minderheiten”, die jener in anderen Bundesländern entsprechen würde,  könnte nur erreicht werden, wenn auch die anderen ,Minderheiten ähnlich den Kärntner Slowenen über eine parteipolitische Struktur verfügen würden. Ansätze zur Gründung einer solchen parteipolitischen Struktur im Burgenland (Südburgenländische Kroaten und Burgenländische Ungarn) hat es nach der letzten Nationalratswahl 1986 mit Einzug von Karel Smolle ins Parlament gegeben, doch hat sich damals die Landesorganisation Burgenland für eine Integration der Angehörigen der Burgenländischen Kroaten und Burgenländischen Ungarn in die Grüne Alternative Burgenland ausgesprochen. Diese Entscheidung war, wie die Landtagswahlergebnisse von Burgenland und Kärnten zeigen, falsch. Während der Stimmenanteil im Burgenland in den gemischtsprachigen Gemeinden nicht über dem Landesdurchschnitt lag, muß für Kärnten festgestellt werden, daß der Stimmenanteil im zweisprachigen Gebiet sowohl bei den Nationalratswahlen 1986 als auch bei der letzten Landtagswahl weit über dem Landesdurchschnitt liegt. Weiterlesen

125/366: 5,5% für eine Bundespräsidentin Freda Meissner-Blau

125-melk-freda-bundespräsidentschaftswahl-2Heute vor dreißig Jahren, am 4. Mai 1986, kandidierte Freda Meissner-Blau für das Amt der Bundespräsidentin – als zweite Frau nach Ludovica Hainisch-Marquet im Jahr 1951. Jahrelange Warnungen der Grünen wurden durch die Atomkatastrophe von Tschernobyl Ende April 1986 bestätigt, und die Kandidatur der aus der SPÖ ausgetretenen, durch die Hainburg-Ereignisse prominent gewordenen Meissner-Blau bewirkte eine grüne Mobilisierung. Motto: “Beteiligen statt schlucken”.

Im ersten Wahlgang am 4. Mai 1986 erreichte Meissner-Blau 5,50% der Stimmen, wobei sie in Vorarlberg mit 10% und in Wien mit 8,2% am besten abschnitt. Dadurch wurde ein zweiter Wahlgang erzwungen, da der umstrittene ÖVP-Kandidat Kurt Waldheim mit 49,65% keine absolute Mehrheit erhielt. Dies gelang ihm erst im zweiten Wahlgang am 8. Juni mit 53,91% gegen den SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer. Daraufhin trat Bundeskanzler Fred Sinowatz zurück und wurde vom bisherigen Finanzminister Franz Vranitzky abgelöst.


125-melk-freda-bundespräsidentschaftswahl-1 In diesem Flugblatt der Grünalternativen Bürgerliste Melk erklärt Freda Meissner-Blau, warum sie für das Amt der Bundespräsidentin kandidiert:

//zitat// Damit das Schweigen und Taktieren durchbrochen wird und von den Kandidaten klare politische Ziele und Inhalte genannt werden.

Damit Unzufriedene ihre Proteststimme nicht einem Kandidaten geben müssen, dessen Erfolg im Ausland als Beweis für eine neue Braunfärbung Österreichs aufgefaßt würde [Kurt Waldheim, Anm.]

Damit all jene, die sich schon abgewandt haben, ermutigt werden. damit sie nicht resignieren, sondern eingreifen: ihre Lebensbedingungen nicht von Machern hinter verschlossenen Türen bestimmen lassen. Beteiligen statt schlucken.

Damit auch jene Frauen ermutigt werden, die sich – wie auch ich lange Zeit – nicht zutrauen, aktiv in der Gesellschaft zu wirken. Ihre Begabungen, ihr Zugang zur Politik fehlt uns allen. Weiterlesen

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