Autor: Grünes Archiv (Seite 32 von 38)
Das Grüne Archiv ist die Gedächtnisinstitution der grünen Bewegung und eine Serviceeinrichtung der Grünen Bildungswerkstatt für Grünbewegte, ForscherInnen und alle anderen Interessierten.
Das Grüne Archiv wurde am 1. Juli 2012 gegründet. Als erste öffentlichkeitswirksame Aktion wurde – in Kooperation mit der Bezirkekonferenz – eine Wanderausstellung zum Jubiläum “25 Jahre Grüne in den Wiener Bezirksvertretungen” gestaltet. Nachdem es bereits ab 1983 BezirksrätInnen der Alternativen Liste Wien und der Vereinten Grünen gegeben hatte, zogen 1987 in alle 23 Bezirksvertretungen grün-alternative BezirksrätInnen ein. In der als “lustvolles Training für das grüne Gedächtnis” konzipierten Schau wurden die wichtigsten Stationen der Grünen und Alternativen in Wien (von der Vorgeschichte mit Hausbesetzungen und Demos über erste kommunalpolitische Programme bis zu den Angelobungen der grünen Bezirksvorsteher) und die Geschichte der Grünen im jeweiligen Bezirk in Erinnerung gerufen. Die Ausstellung war in den Bezirken Währing, Neubau, Hernals, Leopoldstadt, Brigittenau und Landstraße zu sehen und kann jederzeit im Grünen Archiv ausgeliehen werden.
Am 8. November 2012 versuchten Andrea Binder-Zehetner (1987 grüne Bezirksrätin in Wien-Währing), Herbert Sburny (grüner Bezirksrat in Wien-Neubau, Amerlinghaus-Aktivist), Herbert Tamchina (1991-1998 Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, SPÖ) und Heribert Steinbauer (Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Wien-Neubau, ÖVP) im Festsaal des Amtshauses Neubau über eine Bewertung: Welchen Beitrag haben die Grünen zur politischen Kultur geleistet? Wie haben die anderen Parteien die ersten grünen BezirksrätInnen wahrgenommen? An welchen gesellschaftlichen Bruchstellen entstehen neue politische Bewegungen? Wann wird eine Bewegung zu einer Partei? Die Diskussion wurde von Silvia Nossek moderiert und von Peter Horn für zige.tv / ichmachpolitik.at dokumentiert.
Rotationsprinzip, vier Spitzenkandidat_innen statt einer, imperatives Mandat – die Grünen der Anfangszeit in Österreich und Deutschland lehnten “Personenkult”, die Fokussierung auf eine “prominente” Person an der Spitze, großteils ab. Die Entwicklung ging letztlich in eine andere Richtung. Das Rotationsprinzip zum Beispiel wurde in Österreich und in Deutschland schnell als nicht praktikabel eingemottet, auch wenn es noch heute immer wieder eingefordert wird – zum Beispiel 2007 von Georg Prack und 2008 von Monika Langthaler. Am Dienstag, dem 29. Jänner 1991, wurde im Haus der Begegnung Mariahilf über diese Frage “Welche Köpfe brauchen die Grünen?” diskutiert. Hier der Einladungstext.
//zitat// Am Bundeskongreß wurde es öffentlich: Die politische Strategie der Grünen Alternative – insbesondere die Frage nach dem Stellenwert von profilierten Personen – ist nicht nur unklar sondern auch emotional äußerst stark besetzt. Eine engagierte und kultivierte Debatte unter Einbeziehung aller “Flügel” und “Fraktionen” ist überfällig.
- These: Das Wahlverhalten orientiert sich immer stärker an Personen. Ob uns das paßt oder nicht. Es ist wahltaktische Idiotie profilierte Personen zu verstecken.
- Antithese: Gerade die Grüne Alternative sollte das in Österreich verankerte Untertanenbewußtsein nicht reproduzieren. Wir müssen selbstbewußt und inhaltsorientiert auftreten. Sonst sind wir den anderen Parteien bald zu ähnlich.
- Versuch einer Synthese am 29. Jänner 1991 im Haus der Begegnung Mariahilf
Heute vor zehn Jahren, am 4. und 5. März 2006, fand in Linz der 26. Bundeskongress der Grünen statt. Alexander Van der Bellen wurde als Bundessprecher mit 86,7% wiedergewählt, als neue Bundesvorstandsmitglieder wurden Eva Glawischnig, Ingrid Lechner-Sonnek, Maria Vassilakou und Georg Willi sowie (als Finanzreferent) Fritz Kofler gewählt. Zwei Leitanträge zu den Themen “Vorrang für Frauen” und “Bildungsland Österreich. Vom Mittelfeld zum Spitzenfeld” wurden verabschiedet.
//zitat// Die Grünen wollen eine fröhliche, interessante und innovative Schule mit hoher Lebensqualität für SchülerInnen und LehrerInnen. Schule ist für viele Kinder und Jugendliche zum wesentlichen Aufenthaltsort geworden. Hier muss sich der ganze Mensch entfalten können. Die gleichwertige Förderung von kognitivem, sozialem und emotionalem Lernen ist unverzichtbar. Eine demokratische Schulkultur soll das Mitbestimmen und Mitgestalten der SchülerInnen gewährleisten. Die Lust am Lernen und die Neugier der SchülerInnen sollen als Motor für Lernprozesse genutzt werden. Wir wollen eine humane reformpädagogische Schule mit hoher Lern- und Lebensqualität. //zitatende//
Leitantrag “Bildungsland Österreich” 064-leitantrag-bildungsland-oesterreich (PDF, 117 KB) – in der Version des von Alexander Van der Bellen, Dieter Brosz und Kurt Grünewald eingebrachten Antrags
Bereits Anfang der 1990er Jahre setzten sich die Wiener Grünen für Bioessen in den Kindertagesheimen und Schulen ein, zeigt der Folder “Kinder wollen wählen!”. Die Hartnäckigkeit machte sich bezahlt: 2001 einigten sich SPÖ und Grüne auf die Steigerung des Bioanteils bei den Mahlzeiten in allen öffentlichen Einrichtungen der Stadt. 2002 wurde die Versorgung in den Kindergärten – 30.000 Mahlzeiten täglich an 365 Standorten – neu ausgeschrieben. Dabei war bei Fleisch und Fleischwaren ein Bioanteil von zumindest 30%, bei Milch und Milchprodukten ein Bioanteil von zumindest 85% und bei pflanzlichen Produkten ein Bioanteil von zumindest 30% vorgegeben – durchschnittlich 40%. Ab 1. Jänner 2003 wurde diese Umstellung von der Firma Gustana realisiert.
//zitat// Nach wie vor werden die Kinder in den Tagesheimen und den meisten Schulen der Stadt Wien nicht mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft versorgt. Und das, obwohl es zahlreiche diesbezügliche Ankündigungen von Bürgermeister Häupl gegeben hat. Bei den Wiener Schulen ist die Situation zwar ein bißchen besser, aber auch hier wird meist konventionell gekocht.
Die Hauptargumente gegen eine Umstellung auf biologische Lebensmittel waren bisher die höheren Kosten. Recherchen der Grünen haben aber ergeben, daß eine Versorgung mit Bio-Menüs für Kindertagesheime wesentlich kostengünstiger zu haben wäre, als die Menüs des derzeitigen Monopol-Lieferant Gustana. Zudem gibt es von zahlreichen Kindern und Eltern immer wieder Beschwerden über die Zusammensetzung und Frische des Gustana-Essens. Trotzdem wurde der Gustana im Mai gegen die Stimmen der Grünen eine Preiserhöhung auf 790 Schilling pro Kind und Monat genehmigt, ohne auch nur Alternativangebote einzuholen.
Jährlich 20 Millionen sparen!
Ein den Grünen vorliegendes Alternativangebot, welches qualitativ zumindest gleichwertig ist, käme um mehr als 20 Millionen Schilling im Jahr günstiger, obwohl fast ausschließlich Produkte aus biologischer Landwirtschaft verarbeitet werden. Für jedes Kind werden somit pro Jahr ca. 1000 Schilling zuviel gezahlt.
Bei den Schulen der Stadt Wien gab es zwar eine Ausschreibung, die meisten Schüler werden aber nach wie vor mit Essen versorgt, das nicht mit biologisch hergestellten Produkten gekocht wird. Ein Wechsel der Lieferanten ist im Gegensatz zu den Kindertagesheimen bei den Schulen zumindest möglich, wenn sich die Eltern dafür engagieren!
Die Grünen fordern:
Sofortige Ausschreibung der Versorgung der Wiener Kindertagesheime.
Volle Wahlfreiheit für die Eltern und die Kinder.
Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft für Wiens Kinder.

Testen das Bioessen: Vizebürgermeisterin Grete Laska, die Gemeinderätinnen Sonja Kato und Sigrid Pilz und der Leiter der Magistratsabteilung 11, Dr. Hans Voigt (Juni 2003). Foto: Presse- und Informationsdienst / Pressefoto Votava.
Die Vorteile:
✓ Fleisch kommt aus artgerechter Tierhaltung, keine Massentierhaltung!
✓ Verzicht auf vorbeugende Medikamente und Wachstumsförderer.
✓ Die Futtermittel sind ebenso biologisch erzeugt oder kommen vorn eigenen Hof.
✓ Bio-Lebensmittel sind garantiert gentechnikfrei.
✓ Keine langen Schlachtwege.
✓ Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
✓ Keine Chemie bei Lagerung und Haltbarmachen von Bioprodukten.
✓ Massiver Beitrag zum Umweltschutz. //zitatende//
Zum Weiterlesen
- Download des Folders “Kinder wollen wählen”: 062-kinder-wollen-waehlen (PDF, 2 MB).
- Rathauskorrespondenz “Bio-Offensive in Wiener Städtischen Kindergärten. Rot-Grünes Erfolgsprojekt beschert seit Jahresbeginn 40% Bioanteil“, 12. Juni 2003
- Rathauskorrespondenz “Studie zum Bioessen – Wiener Kindergärten sind top“, 21. Oktober 2008
- Rathauskorrespondenz “Gratis-Biofrüchte für Wiens Schulen: ‘Zugreifen, bitte!’ bei frischem Obst und Gemüse“, 8. Februar 2015
Heute vor sieben Jahren, am 1. März 2009, fanden in Kärnten und in Salzburg Landtagswahlen statt, bei denen die Grünen an Stimmen verloren, aber die Mandate halten konnten.
Bei der Landtagswahl in Kärnten hielten die Grünen trotz Stimmenverlusten ihre zwei Mandate, die erneut Rolf Holub und Barbara Lesjak einnahmen. Während der abgelaufenen Periode war eine landesweite 5%-Hürde eingeführt worden. Mit 18.336 Stimmen kamen die Grünen auf 5,15%. Die besten Einzelergebnisse werden in den mehrheitlich slowenischsprachigen Gemeinden Zell/Pfarre / Sele-Fara (17,53%) und Globasnitz / Globasnica (16,68%) erreicht, wo die Grünen jeweils zweitstärkste Kraft wurden. Bei den am selben Tag stattfindenden Gemeinderatswahlen steigerten sich die Grünen in Klagenfurt auf 11,66% (6.110 Stimmen) sowie fünf Mandate und blieben damit in der Stadtregierung.
Auch bei der Landtagswahl in Salzburg gab es leichte Verluste der Grünen, die auf 20.845 Stimmen und 7,36% kamen. Die zwei Mandate wurden gehalten, neben dem bisherigen Abgeordneten Cyriak Schwaighofer zog die Umweltjuristin Astrid Rössler in den Landtag ein. Die besten Gemeindeergebnisse wurden in der Stadt Salzburg (13,29%) und in Anif (11,37%) erzielt. Bei den gleichzeitigen Gemeinderatswahlen gewann die grüne Bürgerliste in der Stadt Salzburg dazu und errang sieben Mandate mit 16,42% und 9.973 Stimmen, Johann Padutsch blieb Stadtrat.
Die steirische Grünpolitikerin Gundi Kammlander schilderte in ihrem Bericht “Kompetenz nicht gefragt” ihre Erfahrungen als Frau in der Politik – in der eigenen Partei und mit den anderen Parteien. Der Text erschien 1990 in der Zeitschrift “Impuls grün”. Kammlander, von Beruf technische Zeichnerin, war von 1986 bis 1991 Abgeordnete zum steirischen Landtag als Vertreterin der Alternativen Liste in einem Wahlbündnis mit den Vereinten Grünen.
//zitat// AIs grüne Frau in abgeordneter Position ist die Konfrontation von besonderer Art- nicht nur, daß unsere politischen Anliegen meistens über die Forderungen anderer Parteien hinausgehen, haben wir auch einen alternativen Anspruch an den Stil der Aus-Einander-Setzungen. Meine Vorstellung von Mitsprache und Aktivität stieß am Anfang beim Großteil der männlichen Kollegen schlicht auf Unverständnis – Bemerkungen wie “Emanze” und “arrogante Kuh” sind Ausdrücke der Mißachtung. Immer noch wird für eine bescheidene und zurückhaltende Rolle applaudiert und eine “potente” Oppositionshaltung abfällig kommentiert.
Frauen können sich in dieser Situation wieder einmal nicht nach eigenen Vorstellungen präsentieren, sondern müssen reaktiv eine Rolle entwickeln, um auf der politischen “Bühne” reüssieren zu können. Fest steht, daß die “Inszenierungen” nur langsam von uns Frauen bestimmt und die “Regieanweisungen” abgeschüttelt werden. Im Krisenfall weichen Männer neuerdings auf die “Wir-brauchen-die-Frauen” Beschwichtigungsmethode aus.
Die Grüne Alternative hebt ja mit ihrer Frauen/Männer-Parität den Frauen-Anteil in den Entscheidungsgremien an. Frauen bekommen dadurch Öffentlichkeit und werden vielleicht auch – im besten Fall – von den Medien und Parteigranden zu mutigen Vor-Bildern für eigene Parteifrauen stilisiert. Kommt das Prinzip “Teile-und-Herrsche” zum Tragen bekommt die zarte Pflanze “Frauen-Solidarität” den nächsten Knacks.
Es müßte uns demnach gelingen eine unabhängige Frauen-Basis zu schaffen, die frei bleibt von männlichen Einflüsterungen bzw. Einflüssen. Hier sollten wir die Antenne auf Empfang stellen und einen klugen Stil für die tägliche Praxis entwickeln. //zitatende//

Fritz Zaun, erster alternativer Gemeinderat Österreichs, und Bundessprecherin Eva Glawischnig. Foto: GBW Niederösterreich

Fritz Zaun mit seinem Nachfolger Andreas Piringer, Eva Glawischnig, Rudi Püspök und Moderator Herbert Först. Foto: GBW Niederösterreich
“Fritz Zaun mit Eva Glawischnig und Rudi Püspök – ein lockeres Format mit dem Untertitel von Triabstrü über Gschistibohabetschek bis sozusagen – der Polittalk des Jahres”, so wurde die Veranstaltung zur Pensionierung des grün-alternativen “Urgesteins” Fritz Zaun zurecht angekündigt. Am 29. März 2014 gab es in Baden eine launige Zeitreise mit Ein- und Ausblicken auf das erfüllte politische Leben des Mitbegründers der Grünen Alternative und des ersten Grünen Gemeinderates in Österreich in Baden. Fritz Zaun ist nunmehr Ehrenobmann der Grünen Bildungswerkstatt Niederösterreich.
Die Einladung zum Nachlesen: 059-fritz-zaun-abschied-einladung (PDF, 68 KB)
Übrigens: Ein Interview mit Fritz Zaun und Piet Grusch aus dem Jahr 1982 ist am 25. Jänner 2016 in 366xgruen erschienen. Titel: “Wir müssen uns jetzt einmischen“. Thema: die Gründung der Alternativen Liste Österreich und ihre geplante Kandidatur bei der Nationalratswahl 1983.
Heute vor zwölf Jahren, am 27. Februar 2004, wählte der Erweiterte Bundesvorstand der Grünen Eva Glawischnig und Madeleine Petrovic erneut zu Stellvertreterinnen von Bundessprecher Alexander Van der Bellen.
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