Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: Wien (Seite 10 von 12)

84/366: Alptraum Abfall. Widerstand von Fohnsdorf bis Rinterzelt

“Wenn die Behörden nicht in der Lage sind, müssen wir halt dann den Wahnsinn stoppen”, sagt einer der Interviewten in der Fernsehsendung “Alptraum Abfall” aus dem Jahr 1987. Ein Rückblick auf den Kampf gegen Müllverbrennung und ungesicherte Deponien, eine Erinnerung an den Einsatz für Müllvermeidung und Mülltrennung – spannend gerade in Zeiten von Kaffeekapseln und Mikroplastik.

Zur Sprache kommen u.a. Murwald bei Fohnsdorf (Steiermark), Simmering, Rinterzelt, Flötzersteig und Spittelau (Wien), Werra (BRD/Hessen), Schönberg (DDR/Mecklenburg-Vorpommern) und die Hochseeverbrennung auf der Nordsee.

Zum Anfang des Filmes ist übrigens das Lied “Die Kinder san dran” von STS zu hören – das eindringliche Musikstück entstand 1987 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl: “… jeder Wahnsinn bleibt Wahnsinn, es ist wurscht, wie Du’s drahst, unter wölchen Begriff des a rennt …”.

Herzlichen Dank fürs Onlinestellen an Friedel Hans, Filmer und Aktivist der Perchtoldsdorfer Grünen!

Alptraum Abfall Grüner Widerstand in Österreich im Aufbruch gegen den Müllwahnsinn 1987 from Grüne Mödling on Vimeo (Dauer: 32:19 Minuten).


Zum Weiterlesen ein Beispiel aus jüngeren Tagen: Die grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner startete im Jahr 2010 den Selbstversuch PVC Ade – 30 Tage ohne Plastik.

80/366: Die Stadt gehört uns allen – Platz da!

Platz da. Cover der Broschüre (Grünes Archiv)

Platz da. Cover der Broschüre (Grünes Archiv)

Der öffentliche Raum gehört umverteilt – zu diesem Schluss kamen die Wiener Grünen in ihrer Broschüre “Platz da”.  In den Bezirken 1, 4 und 6 lebten über achttausend Jugendliche unter 15 Jahren, es gab aber null Sport- und Freizeitflächen. Das Verhältnis von Fahrbahnen zu FußgängerInnenflächen und das Verhältnis von Fahrbahnen zu öffentlichem Raum war und ist traurig. Sabine Gretner, damalige Planungssprecherin der Wiener Grünen, in ihrer Einleitung:


//zitat// Während die Gebäude das Gesicht einer Stadt ausmachen, so ist der Öffentliche Raum die Seele einer Stadt.

Der frei zugängliche Öffentliche Raum ist wertvoll und spannend, hier findet das städtische Leben statt. Man trifft sich, schnappt Luft, erholt sich im Freien, spürt Wetter und Wind. Hier begegnen sich alle, ob jung oder alt, einheimisch oder fremd, wohlhabend oder arm. Kein Wunder also, dass dieser Raum sehr begehrt ist. Menschen haben unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse, daraus ergeben sich auf engem Raum Nutzungskonflikte und Besitzansprüche.

eine der Forderungen: Öffnung der Bundesgärten und Kleingärten.

Öffnung der Bundesgärten und Kleingärten.

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre haben in Wien ihre Spuren hinterlassen, der Raum für die Allgemeinheit, der “gratis” und frei zu benutzen ist, wird knapper und knapper. Wir Grüne sind die Lobby für Lebensqualität im Öffentlichen Raum. Deshalb wollen wir den wertvollen Raum fair teilen.

Die Stadt gehört uns allen! Platz da! //zitatende//

Forderungen der Wiener Grünen

    • mehr Platz. 20 km² neuen Öffentlichen Raum
    • neue Parks. In jedem Bezirk einen neuen Park
    • Straße fair-teilen. In jedem Bezirk mindestens drei Shared-Space-Straßen
Öffentlichen Raum fair-teilen.

Öffentlichen Raum fair-teilen.

  • Ciclovia in Wien. Ringstraße autofrei, jeden Sonn- und Feiertag, zwischen 7 und 16 Uhr
  • Baulücken als Freiräume. Ungenutzte Flächen mitten in der Stadt sind viel zu wertvoll, um sie nicht zu nutzen. Die Stadt muss EigentümerInnen Anreize bieten, diese Oasen zu öffnen
  • Park statt Parkplatz. Pro Kind zumindest die Fläche eines Parkplatzes an Spiel- und Freiflächen
  • Mehr Freiraum für Jugendliche. Nichtkommerzielle Räume und Gratisnutzung der Sportflächen
  • Öffnung der Bundesgärten und Kleingärten
  • Öffentlichen Raum Fair-Teilen. Erhöhung und Zweckbindung der Gebrauchsabgabe
  • Gärten für alle. Neue Flächen für Selbsterntebeete in ganz Wien

Download der gesamten Broschüre: 080-platz-da-wien-broschuere (PDF, 2,7 MB)

79/366: Bezirksrat Michael Kohlhaas wird in Jeans angelobt

Im Grünen Archiv gibt es Berichte zum Jubiläum “Ein Jahr Grüne in der Wiener Bezirksvertretung” (1988), die wir hier in unregelmäßigen Abständen veröffentlichen wollen. Der erste Teil – aus Floridsdorf – erschien am 13. März unter dem Titel “Platzkarten im Amtshaus” in diesem Blog.

Heute geht es in den sechzehnten Bezirk: Der Ottakringer Bezirksrat Christian Luksch fasste seine resignierenden Erinnerungen unter dem Titel “Nackte Gewalt” zusammen und erinnert an Michael Kohlhaas – die literarische Figur und ihr historisches Vorbild setzten sich gegen Machtmissbrauch, unfaire Behandlung und Unterdrückung ein. Vieles von seinen Beobachtungen deckt sich mit den Berichten aus den anderen Bezirken, und es dürfte wohl grünen Gemeindevertreter_innen auch in anderen Orten bekannt vorkommen.


Christian Luksch: Nackte Gewalt, 1988 (Grünes Archiv)

Christian Luksch: Nackte Gewalt, 1988 (Grünes Archiv)

//zitat// Ein Jahr grüner Bezirksrat in Ottakring, der “Roten Burg” Wiens, was ist das? Ein Jahr Billy the Kid im Wilden Westen. Ein Jahr Michael Kohlhaas gegen die Feudalherren des Mittelalters. Ein Jahr mit einem Fuß im Gefängnis und mit dem anderen im Irrenhaus.

Das wärs auch schon wieder. Recht viel mehr gibts dazu nicht zu sagen. Im großen und ganzen. Und im Detail?

Angelobung: Natürlich erscheine ich ohne Krawatte. Dafür aber in Blue Jeans, mit Tennisschuhen, grünem Hemd und weißer Weste. Vizebürgermeisterin Smejkal sackt bei meinem Anblick zusammen. Ob ich gelobe? Natürlich gelobe ich.

1. Sitzung: Wir lehnen es ab, den Bezirksvorsteher mitzuwählen. Die Stadtverfassung ist in diesem Punkt ein Prachtbild der Demokratiefeindlichkeit, nur die stärkste wahlwerbende Partei darf einen Kandidaten für das Amt stellen.
Ebenfalls abgelehnt wird von uns das Bezirksbudget. Erstens haben wir nicht daran mitgearbeitet und können so auch keine Verantwortung dafür übernehmen, zweitens sind uns 450 Schilling pro Ottakringerin einfach zu wenig.
Der neue alte Bezirksvorsteher kocht fast über. Wir haben uns das Türl zugeschlagen, bevor wir durchgegangen sind.

2. Sitzung: 2 Anträge der Grünen – Einladung von Schulklassen zu den öffentlichen Sitzungen der Bezirksvertretung im Rahmen des Politikunterrichtes sowie öffentliche Bekanntgabe der Sitzungstermine über die Bezirkszeitungen werden bereits in der Präsidiale abgeschmettert. “Dafür sind wir nicht zuständig.”

3. Sitzung: In der Präsidiale wird ein Antrag auf Rauchverbot während der Sitzungen abgeschmettert. Nach Auffassung des Bezirksvorstehers verstößt dieser Antrag gegen die Menschenrechte, da er die Minderheit der Raucher diskriminiert. Der Bezirksvorsteher selbst ist Nichtraucher. Weiterlesen

74/366: Doris Pollet-Kammerlander rückt in den Nationalrat nach

Heute vor zwanzig Jahren, am 14. März 1996, rückte Doris Pollet-Kammerlander für Johannes Voggenhuber, der sich endgültig für den Verbleib im Europaparlament entschieden hatte, als Nationalratsabgeordnete nach. Die Soziologin und geschäftsführende Obfrau der Grünen Bildungswerkstatt war bereits vom 7. November 1994 bis zum 14. Jänner 1996 als Abgeordnete im Parlament gewesen. Sie war Frauen- und außenpolitische Sprecherin der Grünen.

Ihr politisches Engagement startete sie als stellvertretende Vorsitzende der HochschülerInnenschaft an der Universität Wien und von 1983 bis 1986 als Gemeinderätin der Alternativen Liste in Graz.

73/366: Platzkarten im Amtshaus

Ein interessanter Neuzuwachs im Grünen Archiv ist die Presseunterlage zum Jubiläum “Ein Jahr Grüne in der Wiener Bezirksvertretung” (1988). Aus jedem Bezirk kam ein Bericht – teilweise einfach die grünen Anträge aus dem ersten Jahr, teilweise aber auch längere Berichte, die zeigen, wie die Grünen von den anderen Fraktionen aufgenommen wurden. So viel sei verraten: Die Erfahrungen sind ähnlich. Die einzelnen Berichte werden in den nächsten Wochen in diesem Blog veröffentlicht. Den Beginn macht die Floridsdorfer Bezirksrätin Flora Neuberger mit ihrer Bilanz über das erste Jahr: “Jahrelang saß ich so gut wie allein, mit den Journalisten der kommunalen Blätter, in der Besucherreihe. Seit dem Einzug der Grünen ins Amtshaus müssen Platzkarten ausgegeben werden”.


handschriftlicher Bericht. Der Floridsdorfer Bezirksvorsteher erklärte der grünen Bezirksrätin Flora Neuberger ihre Aufgabe.

Der Floridsdorfer Bezirksvorsteher erklärte der grünen Bezirksrätin Flora Neuberger ihre Aufgabe.

//zitat// Am 8. November 1987 erreichte die “Grüne Alternative Floridsdorf” bei der Bezirksvertretungswahl 2.382 Stimmen (4,31%) und zwei Mandate. Seit der Angelobung Mitte Dezember 1987 ist ein Jahr vergangen – was hat sich im Bezirk geändert?

Ein Jahr Arbeit im Bezirksparlament – mit Erfolg?  Gemessen an den schwierigen Bedingungen unter der Regentschaft von Bezirkskaiser Landsmann antworte ich mit “Ja”! Denn bis zum Herbst 1987 waren bei den Bezirksvertretungssitzungen kaum Interessenten zu finden. Jahrelang saß ich so gut wie allein, mit den Journalisten der kommunalen Blätter, in der Besucherreihe.

Seit dem Einzug der Grünen ins Amtshaus müssen Platzkarten ausgegeben werden. Wer keinen Einlaß findet, kann am Gang mittels Lautsprecher zuhören. In früheren Sitzungen gab es nur wenig Anfragen und Anträge, auf echte Debatten wartete man vergebens. Reibungslos wurden fertige Konzepte abgestimmt. Auch das ist inzwischen anders geworden. Auf Wortmeldungen der Grünen muß spontan reagiert werden. Und es wird spürbar, daß die Bezirksräte der Großparteien nicht nur gegen den Wunsch der Bezirksbewohner, sondern sogar gegen ihre eigene Überzeugung argumentieren müssen. Die wenigen Bezirksrätinnen der Etablierten dürfen sich nur selten zu Wort melden. Liegt das an der Konkurrenzangst der Männer vor den meist engagierteren Frauen? Als Grüne genieße ich den Vorzug, – entsprechend der Verfassung! – meinem Gewissen und damit dem Bürger verantwortlich zu sein. Nicht dem Klubzwang einer Partei! Es gibt Bezirksräte, die mich um diese Freiheit beneiden. Es wäre eine Beleidigung meiner Intelligenz, wenn ich stumm bleiben und auf Befehl die Hand heben müßte. Diese Perversion nennen die Etablierten “demokratische Entscheidung”. Das wollen wir Grüne verändern. Dieser Stimmenmehrheit können wir aber nur mit Unterstützung von Bürgerinitiativen begegnen.

Logo der Grünen Floridsdorf - natürlich mit Floh.

Logo der Grünen Floridsdorf – natürlich mit Floh.

Im vergangenen Jahr habe ich Einblick in die Dichte und das Ausmaß von Parteiapparaten gewonnen. Das Rezept des großen Kuchens, an dem alle mitschneiden wollen, besteht aus folgenden Zutaten: krisensicherer Arbeitsplatz, Beziehungen und Privilegien. Wer ist schon bereit, auf so viel Annehmlichkeit zu verzichten? – Unsere “Volksvertreter’ vertreten uns längst nicht mehr. Sie sind zu disziplinierten Befehlsempfängern geworden. Sie stillen Interessen der Betreiber statt Bedürfnisse der Bürger.

Wir Grüne sind zu einer Sammelstelle von Bürgerinitiativen geworden, die aus Abwehr gegen undemokratische Entscheidungen zahlreich aus dem Boden wachsen. Die akute Gefährdung unserer Gesundheit macht jeden einzelnen zum Politiker und Betroffenen. Unsere Atemluft ist zum kostengünstigsten Abtransporter von Schadstoffen geworden, und unsere lebenswichtigen Gewässer sind bereits Spülmaschinen. Der “Selbstbedienungsladen Natur” wird immer kleiner. Das Schlimmste ist die Bedrohung. Das Zweitschlimmste ist die Resignation. Resignieren wir nicht! Politischer Mut und persönlicher Einsatz sind die letzte Chance, Krisen und Gefahren zu bannen. Jeder von uns trägt sein Stück Verantwortung an diesem System und an der tickenden Zeitbombe, die wir unseren Kindern hinterlassen. Dessen sollten wir uns bewußt werden. Wir alle! //zitatende//

72/366: 800 KandidatInnen für die Grüne Wirtschaft

Heute vor elf Jahren, von 12. bis 15. März 2005, kandidierte die Grüne Wirtschaft erfolgreich bei den bundesweiten Wirtschaftskammerwahlen. Die Vertretung der grünen UnternehmerInnen zog – außer im Burgenland – mit insgesamt dreizehn Mandaten in alle Landes-Wirtschaftsparlamente ein. Im Parlament der Bundes-Wirtschaftskammer erreichte die Grüne Wirtschaft erstmals drei Mandate (Volker Plass, Ruperta Lichtenecker, Fritz Kofler) und 4,46% der Stimmen. Die besten Landes-Ergebnisse wurden in Vorarlberg (18,66%), Wien (9,20%) und Oberösterreich (4,72%) erzielt. Erstmals stellten die Grünen (mit Fritz Kofler) auch den Vorsitzenden der größten Fachgruppe Österreichs, Unternehmensberatung & Informationstechnologie (UBIT) Wien. Außerdem wählte der Bundesfachverband Werbung trotz absoluter Mehrheit des Wirtschaftsbundes den Grünen Peter Drössler zum Obmann.

Presseaussendungen zur Wahl 2005 zum Nachlesen


Die Grüne Wirtschaft entstand 1999 und wurde im Frühjahr 2000 offiziell als Verein gegründet. Im März 2000 trat die Gruppe erstmals bei Wirtschaftskammerwahlen in Wien an und erreichte 5,7% der Stimmen und sechzig Fachgruppen-Mandate. Außerdem zogen zwei grüne MandatarInnen ins Wiener Wirtschaftsparlament ein. In den folgenden Jahren wurden in allen Bundesländern Ländergruppen aufgebaut.

66/366: 25 Jahre Grüne in den Wiener Bezirksvertretungen – ein Blick von innen und außen

Das Grüne Archiv wurde am 1. Juli 2012 gegründet. Als erste öffentlichkeitswirksame Aktion wurde – in Kooperation mit der Bezirkekonferenz – eine Wanderausstellung zum Jubiläum “25 Jahre Grüne in den Wiener Bezirksvertretungen” gestaltet. Nachdem es bereits ab 1983 BezirksrätInnen der Alternativen Liste Wien und der Vereinten Grünen gegeben hatte, zogen 1987 in alle 23 Bezirksvertretungen grün-alternative BezirksrätInnen ein. In der als “lustvolles Training für das grüne Gedächtnis” konzipierten Schau wurden die wichtigsten Stationen der Grünen und Alternativen in Wien (von der Vorgeschichte mit Hausbesetzungen und Demos über erste kommunalpolitische Programme bis zu den Angelobungen der grünen Bezirksvorsteher) und die Geschichte der Grünen im jeweiligen Bezirk in Erinnerung gerufen. Die Ausstellung war in den Bezirken Währing, Neubau, Hernals, Leopoldstadt, Brigittenau und Landstraße zu sehen und kann jederzeit im Grünen Archiv ausgeliehen werden.

Am 8. November 2012 versuchten Andrea Binder-Zehetner (1987 grüne Bezirksrätin in Wien-Währing), Herbert Sburny (grüner Bezirksrat in Wien-Neubau, Amerlinghaus-Aktivist), Herbert Tamchina (1991-1998 Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, SPÖ) und Heribert Steinbauer (Bezirksvorsteher-Stellvertreter von Wien-Neubau, ÖVP) im Festsaal des Amtshauses Neubau über eine Bewertung: Welchen Beitrag haben die Grünen zur politischen Kultur geleistet? Wie haben die anderen Parteien die ersten grünen BezirksrätInnen wahrgenommen? An welchen gesellschaftlichen Bruchstellen entstehen neue politische Bewegungen? Wann wird eine Bewegung zu einer Partei? Die Diskussion wurde von Silvia Nossek moderiert und von Peter Horn für zige.tv / ichmachpolitik.at dokumentiert.

65/366: Welche Köpfe brauchen die Grünen? Einladung zu einer hoffentlich kultivierten Debatte

067-welche-koepfe-brauchen-die-gruenen-these

Rotationsprinzip, vier Spitzenkandidat_innen statt einer, imperatives Mandat – die Grünen der Anfangszeit in Österreich und Deutschland lehnten “Personenkult”, die Fokussierung auf eine “prominente” Person an der Spitze, großteils ab. Die Entwicklung ging letztlich in eine andere Richtung. Das Rotationsprinzip zum Beispiel wurde in Österreich und in Deutschland schnell als nicht praktikabel eingemottet, auch wenn es noch heute immer wieder eingefordert wird – zum Beispiel 2007 von Georg Prack und 2008 von Monika Langthaler. Am Dienstag, dem 29. Jänner 1991, wurde im Haus der Begegnung Mariahilf über diese Frage “Welche Köpfe brauchen die Grünen?” diskutiert. Hier der Einladungstext.


//zitat// Am Bundeskongreß wurde es öffentlich: Die politische Strategie der Grünen Alternative – insbesondere die Frage nach dem Stellenwert von profilierten Personen – ist nicht nur unklar sondern auch emotional äußerst stark besetzt. Eine engagierte und kultivierte Debatte unter Einbeziehung aller “Flügel” und “Fraktionen” ist überfällig.

  • These: Das Wahlverhalten orientiert sich immer stärker an Personen. Ob uns das paßt oder nicht. Es ist wahltaktische Idiotie profilierte Personen zu verstecken.
  • Antithese: Gerade die Grüne Alternative sollte das in Österreich verankerte Untertanenbewußtsein nicht reproduzieren. Wir müssen selbstbewußt und inhaltsorientiert auftreten. Sonst sind wir den anderen Parteien bald zu ähnlich.
  • Versuch einer Synthese am 29. Jänner 1991 im Haus der Begegnung Mariahilf

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62/366: Kinder wollen wählen! Bioessen in Kindergärten und Schulen

062-kinder-wollen-waehlenBereits Anfang der 1990er Jahre setzten sich die Wiener Grünen für Bioessen in den Kindertagesheimen und Schulen ein, zeigt der Folder “Kinder wollen wählen!”. Die Hartnäckigkeit machte sich bezahlt: 2001 einigten sich SPÖ und Grüne auf die Steigerung des Bioanteils bei den Mahlzeiten in allen öffentlichen Einrichtungen der Stadt. 2002 wurde die Versorgung in den Kindergärten – 30.000 Mahlzeiten täglich an 365 Standorten – neu ausgeschrieben. Dabei war bei Fleisch und Fleischwaren ein Bioanteil von zumindest 30%, bei Milch und Milchprodukten ein Bioanteil von zumindest 85% und bei pflanzlichen Produkten ein Bioanteil von zumindest 30% vorgegeben – durchschnittlich 40%.  Ab 1. Jänner 2003 wurde diese Umstellung von der Firma Gustana realisiert.


//zitat// Nach wie vor werden die Kinder in den Tagesheimen und den meisten Schulen der Stadt Wien nicht mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft versorgt. Und das, obwohl es zahlreiche diesbezügliche Ankündigungen von Bürgermeister Häupl gegeben hat. Bei den Wiener Schulen ist die Situation zwar ein bißchen besser, aber auch hier wird meist konventionell gekocht.

Die Hauptargumente gegen eine Umstellung auf biologische Lebensmittel waren bisher die höheren Kosten. Recherchen der Grünen haben aber ergeben, daß eine Versorgung mit Bio-Menüs für Kindertagesheime wesentlich kostengünstiger zu haben wäre, als die Menüs des derzeitigen Monopol-Lieferant Gustana. Zudem gibt es von zahlreichen Kindern und Eltern immer wieder Beschwerden über die Zusammensetzung und Frische des Gustana-Essens. Trotzdem wurde der Gustana im Mai gegen die Stimmen der Grünen eine Preiserhöhung auf 790 Schilling pro Kind und Monat genehmigt, ohne auch nur Alternativangebote einzuholen.

Jährlich 20 Millionen sparen!

Ein den Grünen vorliegendes Alternativangebot, welches qualitativ zumindest gleichwertig ist, käme um mehr als 20 Millionen Schilling im Jahr günstiger, obwohl fast ausschließlich Produkte aus biologischer Landwirtschaft verarbeitet werden. Für jedes Kind werden somit pro Jahr ca. 1000 Schilling zuviel gezahlt.

Bei den Schulen der Stadt Wien gab es zwar eine Ausschreibung, die meisten Schüler werden aber nach wie vor mit Essen versorgt, das nicht mit biologisch hergestellten Produkten gekocht wird. Ein Wechsel der Lieferanten ist im Gegensatz zu den Kindertagesheimen bei den Schulen zumindest möglich, wenn sich die Eltern dafür engagieren!

Die Grünen fordern:

Sofortige Ausschreibung der Versorgung der Wiener Kindertagesheime.
Volle Wahlfreiheit für die Eltern und die Kinder.
Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft für Wiens Kinder.

Testen das Bioessen: Vizebürgermeisterin Grete Laska, die Gemeinderätinnen Sonja Kato und Sigrid Pilz und der Leiter der Magistratsabteilung 11, Dr. Hans Voigt. Foto: Presse- und Informationsdienst / Pressefoto Votava.

Testen das Bioessen: Vizebürgermeisterin Grete Laska, die Gemeinderätinnen Sonja Kato und Sigrid Pilz und der Leiter der Magistratsabteilung 11, Dr. Hans Voigt (Juni 2003). Foto: Presse- und Informationsdienst / Pressefoto Votava.

Die Vorteile:

✓ Fleisch kommt aus artgerechter Tierhaltung, keine Massentierhaltung!
✓ Verzicht auf vorbeugende Medikamente und Wachstumsförderer.
✓ Die Futtermittel sind ebenso biologisch erzeugt oder kommen vorn eigenen Hof.
✓ Bio-Lebensmittel sind garantiert gentechnikfrei.
✓ Keine langen Schlachtwege.
✓ Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
✓ Keine Chemie bei Lagerung und Haltbarmachen von Bioprodukten.
✓ Massiver Beitrag zum Umweltschutz. //zitatende//


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55/366: Streifzug durchs Menü – Grüne Bildungswerkstatt Wien 1990

055-gbw-wien-streifzug-coverEin Blick zurück in die Anfänge der Grünen Bildungswerkstatt (GBW) – am 3. Mai 1987 wurde die politische Bildungseinrichtung der Grünen am Kulturgelände Nonntal in Salzburg mit zehn Ländervereinen gegründet. In der Broschüre “Streifzug durch’s Menü” wurden die Schwerpunkte und Veranstaltungen der Wiener GBW für das erste Halbjahr 1990 präsentiert – durchaus auch eine allgemein programmatische Ansage. Obfrau war damals Sabine Hammer, Sekretär Ali Gronner.


//zitat// Die Grüne Bildungswerkstatt hat sich als Aufgabe gesetzt, grün-alternative Bildungsarbeit im Sinne der grundlegenden Prinzipien der neuen sozialen Bewegungen im allgemeinen und der Programmatik der Grün-Alternativen Parlamentspartei im besonderen zu formulieren.

Wir sehen es als Notwendigkeit, der ganzen bunten Palette geistiger Strömungen und Denkansätze ein Forum zu bieten. Daher sind in unsrerem pluralistischen Spektrum sowohl der Arbeitskreis Ökologie und Spiritualität als auch der Arbeitskreis Christ/inn/en und Grüne zu finden.

Die historischen Vorgänge, die sich vor unseren Augen in Mittel- und Osteuropa abspielen, können für die Arbeit der Grünen Bildungswerkstatt nicht folgenlos bleiben. Wir veranstalten daher ein großes Symposion, das sich mit der Stellung der zentraleuropäischen Staaten und ihrem Beitrag zum gemeinsamen Haus Europa beschäftigt.

Der 35. Jahrestag des österreichischen Staatsvertrages ist uns Anlaß, eine Errungenschaft der Nachkriegszeit näher zu beleuchten, deren Bedeutung heute zusehends geleugnet wird: die immerwährende Neutralität Österreichs. Für all jene, die wachen Sinns die Prozesse der europäischen Einigung verfolgen wollen, bieten wir eine Veranstaltungsreihe an, die die notwendige Kenntnis der europäischen Institutionen vermitteln soll: Das Gemeinsame Haus Europa. Die jüngsten Entwicklungen – und zwar sowohl die demokratischen Revolutionen in den realsozialistischen Ländern, als auch die Niederungen der österreichischen Innenpolitik (STAPO, Noricum etc.) – haben die Notwendigkeit einer starken Demokratiebewegung auch in unserem Land deutlich gemacht. Der AK Demokratie soll  dazu einen Beitrag leisten. Weiterlesen

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