Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: Wahlen (Seite 6 von 9)

134/366: Voggenhuber und Strobl führen die Bundesgeschäfte

Vor 28 Jahren, von 13. bis 15. Mai 1988, fand der zweite Bundeskongress der Grünen Alternative auf Schloss Röthelstein bei Admont (Steiermark) statt. Johannes Voggenhuber (von 1982-1987 Stadtrat der Bürgerliste in Salzburg) und Pius Strobl (Burgenland, 1987 Pressesprecher des Grünen Parlamentsklubs) wurden zu Bundesgeschäftsführern gewählt, Strobl nur knapp gegen den bisherigen Amtsinhaber Werner Haslauer.

In den Bundesvorstand gewählt wurden weiters Alexandra Bader, Eva Hauk, Werner Moidl (Finanzreferent), Maria Unfried und Sonja Puntscher-Riekmann. Jeanette Berger verblieb ohne Wiederwahl im Bundesvorstand, da sie ihre Zwei-Jahres-Periode auslaufen ließ, ohne vorher zurückzutreten.

125/366: 5,5% für eine Bundespräsidentin Freda Meissner-Blau

125-melk-freda-bundespräsidentschaftswahl-2Heute vor dreißig Jahren, am 4. Mai 1986, kandidierte Freda Meissner-Blau für das Amt der Bundespräsidentin – als zweite Frau nach Ludovica Hainisch-Marquet im Jahr 1951. Jahrelange Warnungen der Grünen wurden durch die Atomkatastrophe von Tschernobyl Ende April 1986 bestätigt, und die Kandidatur der aus der SPÖ ausgetretenen, durch die Hainburg-Ereignisse prominent gewordenen Meissner-Blau bewirkte eine grüne Mobilisierung. Motto: “Beteiligen statt schlucken”.

Im ersten Wahlgang am 4. Mai 1986 erreichte Meissner-Blau 5,50% der Stimmen, wobei sie in Vorarlberg mit 10% und in Wien mit 8,2% am besten abschnitt. Dadurch wurde ein zweiter Wahlgang erzwungen, da der umstrittene ÖVP-Kandidat Kurt Waldheim mit 49,65% keine absolute Mehrheit erhielt. Dies gelang ihm erst im zweiten Wahlgang am 8. Juni mit 53,91% gegen den SPÖ-Kandidaten Kurt Steyrer. Daraufhin trat Bundeskanzler Fred Sinowatz zurück und wurde vom bisherigen Finanzminister Franz Vranitzky abgelöst.


125-melk-freda-bundespräsidentschaftswahl-1 In diesem Flugblatt der Grünalternativen Bürgerliste Melk erklärt Freda Meissner-Blau, warum sie für das Amt der Bundespräsidentin kandidiert:

//zitat// Damit das Schweigen und Taktieren durchbrochen wird und von den Kandidaten klare politische Ziele und Inhalte genannt werden.

Damit Unzufriedene ihre Proteststimme nicht einem Kandidaten geben müssen, dessen Erfolg im Ausland als Beweis für eine neue Braunfärbung Österreichs aufgefaßt würde [Kurt Waldheim, Anm.]

Damit all jene, die sich schon abgewandt haben, ermutigt werden. damit sie nicht resignieren, sondern eingreifen: ihre Lebensbedingungen nicht von Machern hinter verschlossenen Türen bestimmen lassen. Beteiligen statt schlucken.

Damit auch jene Frauen ermutigt werden, die sich – wie auch ich lange Zeit – nicht zutrauen, aktiv in der Gesellschaft zu wirken. Ihre Begabungen, ihr Zugang zur Politik fehlt uns allen. Weiterlesen

122/366: Widerstand hat Sinn. Grüne Burgenland 1988

Logo der Grünen Burgenland (1988)

Logo der Grünen Burgenland – Zeleni – Zöldek (1988). Das “selene” aus dem Romanes fehlte damals noch.

“Nach der Wahlniederlage bei der Landtagswahl 1987 [2,2%, Anm.] rechnete niemand damit, daß die GRÜNEN in diesem Land künftig eine Rolle spielen würden”, schrieben die burgenländischen Grünen im November 1988. Die Ein-Jahres-Bilanz der grünen “außerparlamentarischen Opposition” sieht allerdings sehr positiv aus: “Vor allem haben wir den Burgenländerinnen und Burgenländern eines gezeigt: gegen ‘die da oben’ kann man etwas machen, Widerstand hat Sinn und die sichtbaren Probleme unserer Umwelt, die Sozialproblematik und Gesellschaftspolitik gehen uns alle an. Alternativ-Lösungen sind machbar!”


// Wahrscheinlich haben es viele erwartet und manche hätten sich freudig die Hände gerieben: Nach der Wahlniederlage bei der Landtagswahl 1987 rechnete niemand damit, daß die GRÜNEN in diesem Land künftig eine Rolle spielen würden.

Objektiv können wir heute – 1 Jahr später – feststellen:

  • unser Büro in der Haydngasse 23 ist zu einer breiten Informations- und Kommunikationsstelle für viele Oppositionelle des Landes geworden.
  • Nachdem wir erst mitten im Wahlkampf mit dem Aufbau einer Organisationsstruktur begonnen haben,  können wir heute mit rund 50 Aktivistinnen und Aktivisten im Land jederzeit rechnen. Nur durch ihr Engagement und die Unterstützung einiger hundert Spenderinnen und Spender ist die Arbeit dieses Jahres möglich gewesen.
  • Wir sind zwar nicht im Landtag, dennoch steht fest: Wir können konkretere und vor allem meßbare Erfolge unserer Arbeit als so manche Landtagspartei aufweisen. Ohne die Millionen, die diese erhalten.
  • Wir haben die Politiker dieses Landes in manchen Fragen gezwungen, sich mit nie gehörten Themen auseinanderzusetzen, unangenehme Probleme zu bewältigen und wir haben eines gemacht: In unzähligen Briefen Stellungnahmen gefordert und veröffentlicht. Wohl zum ersten Mal wurden die mächtigen Politiker mit massivem Bürgerprotest konfrontiert.
Die Grünen unterstützten BürgerInnenprotest.

Die Grünen unterstützten BürgerInnenprotest.

Wir haben den Widerstand im Land gefördert, Bürgerinitiativen mitinitiiert und bislang nicht zugängliche Informationen öffentlich gemacht.

Vor allem haben wir den Burgenländerinnen und Burgenländern eines gezeigt: gegen “die da oben” kann man etwas machen, Widerstand hat Sinn und die sichtbaren Probleme unserer Umwelt, die Sozialproblematik und Gesellschaftspolitik gehen uns alle an. Alternativ-Lösungen sind machbar!

Das haben wir aufgedeckt, in die Öffentlichkeit getragen, zu einem erfolgreichen Abschluß gebracht:

Subvention an den SC-Eisenstadt:

Bei Studium des Budgets 88 entdeckten wir, daß die Landessubvention – an die eine Subvention der Freistadt Eisenstadt geknüpft war – nur “bei einem außergerichtlichen Ausgleich” zur Auszahlung gelangt (Budgettext). Mit Pressekonferenz, Flugblättern und Aktionen vor dem Landtag verhinderten wir schließlich die Subventionierung des bankrotten Vereins.

Ersparnis für den Steuerzahler: 1,2 Millionen Schilling

Müllverbrennungsanlagen in den Spitälern Oberwart, Eisenstadt und Kittsee:

Auf die stinkenden Rauchfänge aufmerksam gemacht, ergaben unsere Recherchen, däß der anfallende Spitalsmüll mit Wahrscheinlichkeit
ungetrennt samt Sonderabfällen in den Verbrennungsanlagen der Spitäler verfeuert wurde, wobei diese weder Rauchgaswäsche noch andere Filter aufwiesen. Die Schlackenentsorgung erfolgte auf Hausmülldeponien. Mit Unterstützung der breiten Öffentlichkeit gelang es uns, die Schließung der Müllverbrennungsanlagen relativ schnell durchzusetzen.

Abwasserentsorgung der Feriensiedlungen Römersee- und Keltenberg:

Nach 12 Jahren der Behördenuntätigkeit nahmen wir uns der Angelegenheit an, stellten schauerliche und vorsintflutliche Entsorgung fest (Einbringung der Abwässer in den Edelbach), zwangen Politiker und Behörden durch Anzeigen und Wasseruntersuchungen die Gesetze zu befolgen und mit Unterstützung der Öffentlichkeit erzeugten wir ausreichend Druck, um die Lösung des Abwasserproblems – Anschluß an den Abwasserverband Wulkatal – durchzusetzen. Weiterlesen

121/366: 30 Jahre GABL Neunkirchen – ein Rückblick

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Wir kandidieren gemeinsam – in Neunkirchen!

Bei den Gemeinderatswahlen 1985 erreichte die “Grün-Alternative Bürgerliste” im Bezirk Neunkirchen (Niederösterreich) bereits sieben Mandate und gründete eine Bezirkspartei – da war von einem Einzug ins Parlament noch keine Rede. Zum 30jährigen Jubiläum verfassten die Neunkirchner Grünen eine Festschrift, aus der wir heute einen Auszug bringen.

Die gesamte Festschrift kann auf Facebook angeschaut werden.


// Die Gründung der “Grün-Alternativen Bürgerliste—GABL” in Neunkirchen erfolgte im Herbst 1984. Damals stand die Grünbewegung am Beginn ihrer (oft sehr mühsamen) Entwicklung. Nach Zwentendorf und Hainburg war der Sprung von der “Bürgerinitiative” zur Partei nicht leicht (diverse Splittergruppen, unterschiedliche Weltanschauungen). Im Bezirk Neunkirchen haben sich die Vertreterinnen der beiden damaligen Splittergruppen “Alternative Liste — ALÖ” und “Vereinte Grüne — VGÖ” im Herbst 1984 auf gemeinsame Gemeinderatskandidaturen für die Gemeinderatswahl im Frühjahr 1985 geeinigt. Unter dem Namen “Grün-Alternative Bürgerliste — GABL” konnte im April 1985 in Neunkirchen (3 Mandate), Ternitz (2 Mandate), Warth und Grünbach (je 1 Mandat) der Einzug in den Gemeinderat erreicht werden. Bereits 1986 wurde eine Bezirkspartei gegründet — bezeichnenderweise noch vor dem Einzug der Grünen in den Nationalrat. In der laufenden Gemeinderatsperiode 2010-2015 sind die Grünen mit Ortsgruppen in Gloggnitz (1 Mandat), Ternitz (1 Mandat), Neunkirchen (6 Mandate), Warth (1 Mandat) und Pitten (2 Mandate) in den Gemeinderäten vertreten. Weiterlesen

117/366: Heinz Baumüller wirbt für Robert Jungk

Der Aktionskünstler Heinz Baumüller warb für Robert Jungk.

Der Aktionskünstler Heinz Baumüller warb für Robert Jungk.

Heute vor 26 Jahren, am 26. April 1992, erreichte der grünalternative Kandidat Robert Jungk im ersten Wahlgang der Bundespräsidentschaftswahl 266.954 Stimmen und 5,75%.

Bundesländerergebnisse: Vorarlberg 9,91%, Wien: 8,46%, Salzburg: 7,92%, Tirol: 6,97%, Oberösterreich: 5,74%, Steiermark: 4,71%, Niederösterreich: 3,83%, Kärnten: 3,83%, Burgenland: 2,64%. Die besten Einzel-Ergebnisse verzeichnete er in den Wiener Bezirken Josefstadt (17,27%) und Neubau (16,41%) sowie in der Vorarlberger Gemeinde Klaus (15,57%).

Unterstützung, ebenso unerwartet wie ungewöhnlich, erhielt der Zukunftsforscher und Publizist Jungk vom Aktionskünstler Heinz Baumüller. Der 1950 im oberösterreichischen Kollerschlag geborene Bildhauer und Graphiker wollte zunächst selbst kandidieren, gab aber dann sein Vorhaben auf und unterstützte Jungk mit verschiedenen Aktionen. “Angefressen auf Österreich” ist das Portrait Baumüllers von Alexandra Grasl betitelt (erschienen in “Impuls Grün”, April 1992, S. 22).


// Mit düsterer Miene, im Frack und schärpengeschmückt, blickt er dem österreichischen Wählervolk ins Angesicht: Auf Plakatwänden bietet sich Heinz Baumüller für das höchste Amt im Staat an. Nun hat der Künstler seine Kandidatur zurückgezogen, um Robert Jungk zu unterstützen.

Heinz Baumüller "angefressen".

Heinz Baumüller “angefressen”.

Seit 1988 stechen seine lapidaren Slogans auf Werbeflächen zwischen Salzburg und Wien ins Auge. So warnt Baumüller auf dem ersten Plakat, es sei “Höchste ÖBB”und appelliert: “Am besten wählen Sie mich noch heute”. Unter dem Titel “Advent” fordert er mit einer Erstkommunikanten-Kerze in der Faust “Freiheit – Gleichheit – Geschwisterlichkeit”. In die Neutralitätsdebatte schaltet er sich mit der Frage “Worum geht’s?” ein und läßt sich mit einer Stange voller Würste im Hintergrund abbilden. Entgegen der Ansicht mancher ZeitgenossInnen, die Plakate seien als Gag aufzufassen, meint es Baumüller “todernst. Die Plakate sind kein Spaß. Sie sind Kunst und als Denkanstoß gedacht.” Seinen grimmigen Gesichtsausdruck erklärt er damit, “weil ich so angefressen bin auf Österreich”.

Den gebürtigen Mühlviertler verschlug es, nachdem er Grafik und Bildhauerei studiert hatte, vor elf Jahren nach Düsseldorf. Der Beuys-Mitarbeiter wurde vor allem als Aktionskünstler bekannt. Den Einfall, sich für das österreichische Präsidentschaftsamt zu bewerben, bekam Baumüller, als er 1987 Waldheim brieflich zum Rücktritt aufforderte. Dem Griff zur Feder war die Konfrontation mit dem schwelendem Antisemitismus der ÖsterreicherInnnen vorausgegangen: “Ein Bekannter beklagte sich über die ‘jüdische Hetzkampagne’ gegen Waldheim und behauptete, Hitler habe zu wenige Juden vergast. In der Schule meiner Nichte gilt es als ‘in’, Antisemit zu sein.” Dazu gesellten sich Aussagen von ÖVP-und FPÖ-Politikern, die Baumüller erbosten. Er forderte Waldheim auf, mit seinem Rücktritt ein Zeichen gegen den Antisemitismus zu setzen. Die Antwort aus der Hofburg fiel – erwartungsgemäß – negativ aus: Die Präsidentschaftskanzlei schob die Verantwortung für den Rechtsruck jenen in die Schuhe, “die ohne irgendwelche Beweise eine derartige Verleumdungskampagne gegen den Herrn Bundespräsidenten entfacht haben”. Daraufhin beschloß Baumüller, “die Sache selbst in die Hand zu nehmen”. Weiterlesen

115/366: gutes Aussehen sowie Karakter

Werbung für seinen Vater als grünen Bundespräsidentschaftskandidat machte ein Steirer im November 1985. “Gutes Aussehen sowie Karakter, ERLICH, Gerecht,und nicht Macht gierig” zeichne diesen aus. Im Alternativenrundbrief 1/1986 wurde sein skurril-liebenswertes Schreiben an Doris Eisenriegler abgedruckt.


115-arb-bundespraesident-schreiben// Sehr geehrtes Fräulein Eisenriegler!

VORERST viele grüße sendet innen ihr Dr. h.c. […] aus […] und möchte sie kurz bekannt geben das ich für die ALÖ/ Die Grünen einen Idealen Präsidentschafts- Kantitat gefunden habe, der auch ein gutes Aussehen sowie Karakter, ERLICH ,Gerecht,und nicht Macht gierig ist. HERR […] erklärt sich bereit für sein Vaterland zu dienen, dieser Mann Raucht und Trinkt nicht und hat auch keine Vorstrafen geboren wurde Hr. […] am, 31.5.1930 in Graz und hat under anderem in der Öffentlichkeit ein gutes Ansehen, den der Name […] hat und geniest auf der ganzen Welt ein gutes ansehen!

DA ich sein Sohn bin, und schon seit über 2 Jahren als […] für die ALÖ/GÖ tätig bin möchte ich sie höflichst bitten diesen Mann einmal in seinem Leben eine CHANCE zu geben. DIESER Mann ist sehr begabt und talentiert mit verantvortung und Zeitgefüll, sollten sie INDERESSE an diesem Mann haben,so schreiben sie mir auf baldiger antwort den ich würde mich äuserst freuen wenn das Vaterland ihn brauchen würde!

SIE müßen verstehen das ich die Reine Warheit sage den ich habe keinen Grund zu lügen , alles kann ich IHNEN Brieflich nicht erklären. Darum bitte ich höflichst um verständnis.

IN der BRD wurde es möglich gemacht Präsidentschafts- Kantitaten aus dem Volk heraus zu wählen, ich hoffe das es auch bei uns bald möglich sein wird bzw. oder ist.

ICH habe für die Grünen in In- und Ausland Werbung gemacht sogar der US-Präsident Ronald Reagan hat mir ein Foto mit Persönlicher Underschrieft bei Post geschickt, sowie: SCHWEDISCHE Ministerpräsidente Olaf Palme, Dallas Stars, Linda Grey, Victoria Principal, Larry Hagman, CHARLENE TILTON, Patrick Duffy, Robert Mitchum, uva.

ICH kenne die ganze Film Provinenz und Politiker der Welt, da ich selber einmal Film Star werden möchte. //


Den Namen und die Adresse haben wir für die Veröffentlichung im Blog geschwärzt.

111/366: Kein Mangel an Ersten Männern?

Schani Margulies über das Amt der Bundespräsidentin.

Schani Margulies über das Amt der Bundespräsidentin.

“Wenn es an einem in Österreich nicht mangelt, dann an Ersten Männern”, so lautete die Antwort von Schani Margulies, als die grüne Zeitschrift “Impuls Grün” im Herbst 1991 einen Rundruf zur Bundespräsidentschaftswahl startete. Hans-Peter Lesjak, Obmann der Grünen Bildungswerkstatt Kärnten, reimte: “Wir wählen unseren Ostbahn-Kurt, weil er so guat singen tuat”. Soviel sei vorab verraten: Die Wahl fiel auf Robert Jungk. Präsident wurde in der Stichwahl Thomas Klestil.


// Freda Meissner-Blaus Wahlerfolg war der Startschuß für die grüne Parlamentskarriere. Im Herbst werden die anderen Parteien ihre 92’er Bundespräsidentschafts-KandidatInnen küren. Was tut die GRÜNE ALTERNATIVE? Dr. Kurt Ostbahn unterstützen? Eine/n Unabhängige/n fördern, eine/n eigene/n Kandidatin aufstellen? Oder das Amt abschaffen?

Manfred Ambach-Bauer, Lehrer, Salzburg: Kurt Waldheim hat gezeigt, wie unwichtig das Amt des Bundespräsi-denten mit seinen Vollmachten ist. Ich plädiere für die Abschaffung der Volkswahl und Beschneidung seiner Befugnisse. Der Präsident, von einer Bundesversammlung gewählt, hätte repräsentative Aufgaben und die Kontrolle über das verfassungsgemäße Zustandekommen von Gesetzen inne. Seine jetzigen Machtbefugnisse sollten zwischen Parlament und Bundesregierung aufgeteilt werden.

Marijana Grandits, außenpolitische Sprecherin des Grünen Klubs, Wien: Ein/e direkt vom Volk gewählte/r Bundespräsident/in sollte sich durch Integrität und Eigeninitiative, durch persönliche statt durch zeremonielle Autorität auszeichnen. Über die Innenpolitik hinaus sollten globale Themen wie Menschenrechte, Demokratie oder Ökologie die Inhalte der Amtsführung kennzeichnen. Angesichts des Mangels an geeigneten grünen Kandidat/inn/en und der Demontage des Amtes durch Waldheim wird es schwer werden, eine unterstützenswerte, in ihrem Arbeitsbereich anerkannte Persönlichkeit mit oben genannten Qualifikationen zu finden.

Hans-Peter Lesjak, Historiker, Obmann Grübi Kärnten, Velden: Wir wählen unseren Ostbahn-Kurt, weil er so guat singen tuat.

Eine "international profilierte Frau" wünschte sich Gundi Kammlander.

Eine “international profilierte Frau” wünschte sich Gundi Kammlander als grüne Kandidatin.

Gundi Kammlander, Landtagsabgeordnete und Spitzenkandidatin der Grünen Alternative Steiermark, Graz: Ideal wäre für mich eine auch international profilierte Frau aus der literarisch-politischen Szene. Eine unabhängige Kandidatin, die nicht nur die grüne Szene anspricht, würde dem Bedürfnis der WählerInnen nach ernsthafter Politik, wie es uns derzeit im steirischen Wahlkampf begegnet, eher entsprechen als eine sympathische Gaukel-“Chef-Partie” wie der Ostbahn-Kurti. Weiterlesen

110/366: 1998: Gertraud Knoll von Grünen unterstützt

Heute vor achtzehn Jahren, am 19. April 1998, fand in Österreich eine Bundespräsidentschaftswahl statt. Die Grünen stellten keine eigene Kandidatin auf, unterstützten jedoch die überparteiliche Kandidatin Gertraud Knoll. Im Personen-Komitee für die evangelische Pastorin und Superintendentin waren unter anderen Rudi Anschober, Gabriela Moser und Ruperta Lichtenecker vertreten.

Der “Spiegel” schrieb damals über die Kandidatin: “Knoll entspricht … einer Reinkarnation des Grünen-Stars Petra Kelly im Kleinstaatformat: engagiert, ehrgeizig und sehr gefühlsbetont, aber auch reichlich ungeschickt und in internationalen Fragen noch erschreckend wenig informiert”.

Knoll erreichte 566.551 Stimmen und damit 13,59%. Außerdem traten Heide Schmidt, Richard Lugner und Karl Nowak als HerausforderInnen des amtierenden Präsidenten Thomas Klestil an. Trotzdem wurde Klestil im ersten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt – er erreichte 2.644.034 Stimmen und 63,42%.

Martin Wabl, zu diesem Zeitpunkt steirischer Landtagsabgeordneter der Grünen, versuchte übrigens ebenfalls, bei dieser Wahl anzutreten, konnte aber nur 3600 von 6000 nötigen Unterstützungserklärungen sammeln.

108/366: …und wir kommen auch hinein!

Friedrun Huemer, Alfred Bastecky, Jutta Sander, Günter Schobesberger, Hannelore Weber, Dieter Schrage, Valerie Publig und Franz Franke (1987)

Friedrun Huemer, Alfred Bastecky, Jutta Sander, Günter Schobesberger, Hannelore Weber, Dieter Schrage, Valerie Publig und Franz Franke (1987)

Ein Blick auf die grünen Kandidatinnen und Kandidaten zur Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl 1987. Bei der Wahl am 8. November 1987 war die Schulpsychologin Friedrun Huemer Spitzenkandidatin. Mit 30.713 Stimmen und 4,40% wurde die 5%-Hürde für den Einzug ins Rathaus knapp verfehlt.

Die Vereinten Grünen (VGÖ), denen durch Unterstützungserklärungen aus SPÖ-Kreisen die Kandidatur ermöglicht wurde, kamen auf 5.878 Stimmen und 0,84%. Allerdings gelang der Grünen Alternative bei den gleichzeitig abgehaltenen Bezirksvertretungswahlen der Einzug in allen 23 Bezirken, mit insgesamt 55 Mandaten (von 1.082) und durchschnittlich 4,99% (34.327 Stimmen) – insofern stimmt die Ansage “und wir kommen auch hinein” auf dem Flugblatt ja doch irgendwie 😉

Die besten Ergebnisse – jeweils vier Mandate – wurden in den StudentInnen-Bezirken Josefstadt (9,68%), Mariahilf (9,65%) und Neubau (9,14%) erzielt.

Die VGÖ blieben auch bei den Bezirksvertretungswahlen ohne Mandat und kamen auf insgesamt 5.443 Stimmen (0,79%).

103/366: Die Automobilmachung geht weiter

“Die Automobilmachung geht weiter. Das Automobil entpuppt sich immer mehr als überholtes Verkehrsmittel. Dennoch widmet ihm die Koalition weiterhin riesige Budgetmittel und gefährdet damit Umwelt und Gesundheit”, stellten die Grünen in einem Folder zur Nationalratswahl 1990 fest. Viele der damals erhobenen Forderungen sind noch aktuell…


"Mehr Verkehr", Folder aus dem Jahr 1990 (Grünes Archiv)

“Mehr Verkehr”, Folder aus dem Jahr 1990 (Grünes Archiv)

Die Automobilmachung geht weiter. Nach wie vor investiert die Koalition Milliarden in den Straßenbau und gefährdet Luft, Landschaft, Umwelt und Gesundheit. Die Zukunft des Autos liegt auf der Schiene.

Das Automobil entpuppt sich immer mehr als überholtes Verkehrsmittel. Dennoch widmet ihm die Koalition weiterhin riesige Budgetmittel und gefährdet damit Umwelt und Gesundheit. Autos sind Schadstoffemittent Nummer 1, und so hauptverantwortlich für die ständige Grenzwertüberschreitung bei Ozon und Stickoxiden. Dem Treibhauseffekt wird damit Vorschub geleistet, zahlreiche Gesundheitsschäden wie etwa Atemwegserkrankungen zeigen eine beängstigende Zunahme. Die permanente Verschlechterung unserer Lebensbedingungen zugunsten einer Mobilität, die längst keine mehr ist (wie mobil ist ein Auto im Stau?) ist durch nichts zu rechtfertigen. Die Zerstörung der Lebensgrundlagen Wald, Luft, Wasser, Boden, geht mit steigendem Tempo vor sich. Jetzt schon wird jeder Quadratkilometer von drei Kilometer Straßen zerschnitten. Kosten eines Autobahnkilometers: 70 bis 100 Millionen öS.

Die Zukunft des Autos liegt auf der Schiene.

Die Automobilmachung geht weiter – die Zukunft des Autos liegt aber auf der Schiene.

Jährlicher Zinsendienst für Kinder und Kindeskinder: vier Millionen. Jährliche Erhaltungskosten: Eine Million. Jeder Kilometer Autobahn produziert jährlich 140 Tonnen Umweltgifte, deren exakte Auswirkungen auf Mensch und Umwelt noch gar nicht abschätzbar sind. Unaufschiebbar ist daher ein nationales Verkehrskonzept, das den Mobilitätsbedürfnissen Rechnung trägt und dennoch auf Menschen, Umwelt und volkswirtschaftliche Faktoren Rücksicht nimmt. Die Haltung, alles dem motorisierten Individualverkehr unterzuordnen, gehört der Vergangenheit an. Kurzfristige Mobilitätsinteressen geben keine ausreichende Grundlage ab, auch nur einen einzigen Quadratmeter fruchtbaren Bodens zum Wohl der Bau- und Autolobby unwiderruflich umzuwidmen. Gerade die Frage des Automobils und die damit verbundenen Umweltprobleme dulden keine opportunistischen Scheinlösungen. Bremsen wir uns ein, damit wir noch rechtzeitig die Kurve kriegen. Die Zukunft des Autos liegt auf der Schiene!

Wir fordern:

  • Den massiven und systematischen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
  • Eine umweltorientierte Straßenverkehrsordnung
  • Kostendeckung des Autoverkehrs statt weiterer jährlicher Milliardensubventionen
  • Stop dem Autobahnausbau
  • Verlagerung des Lkw- und Transitverkehrs auf die Eisenbahn
  • Lärmdämmung für Lkw und Moped
  • Reduzierung der Geschwindigkeiten
  • Ausbau der Verkehrskontrolle

Download: 103-mehr-verkehr-folder-1990 (PDF, 3 MB)

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