Die oberösterreichische Grünpolitikerin Doris Eisenriegler nimmt uns mit auf eine gedankliche Reise zum ersten Bundeskongress der Alternativen Liste, der im Jänner oder Februar 1983 in Linz stattfand. Hier ihre Erinnerungen an dieses Ereignis.
//zitat// Nach der Gründungsversammlung der Alternativen Liste im Herbst 1982 in Graz kam es Anfang 1983 in Linz in der Katholischen Hochschulgemeinde zum ersten Bundeskongress der neu gegründeten Partei. Organisator war hauptsächlich Walter Estl, der in Linz den Alternativladen*) betrieb. Vorbereitet wurde die Kandidatur zu den Nationalratswahlen 1983 bei denen wir schon mit einem von Erich Kitzmüller ausgearbeiteten Wahlprogramm aufwarten konnten.
In meiner Erinnerung festgeschrieben hat sich das Bild, das sich bei diesem Bundeskongress bot und das sich ganz wesentlich von heutigen Events der Grünen unterschied: Wir saßen im Kreis auf Tribünen – wahrscheinlich war das der Hörsaal, ich weiß es nicht mehr. In der Mitte tummelten sich unsere Kleinkinder auf dem Boden, auf den Rängen saßen nicht nur strickende Frauen, sondern auch Männer, die sich sichtlich mit Strickzeug abmühten. Ganz besonders erinnere ich mich an den handarbeitenden Fritz Schiller, der ja heute noch in der AUGE aktiv ist – aber ich glaube das Stricken inzwischen aufgegeben hat.
Es gab noch keine Parteimitglieder, nur AktivistInnen und die Entscheidungsfindung erfolgte basisdemokratisch mit open end der Debatten. Der Disput über die Inhalte erfolgte zwischen zwei Richtungen, der Wiener (links) und der Grazer (wertkonservativ) Gruppe. Da es noch keinerlei Budget für die Sitzungen gab, waren die Gäste aus den Bundesländern privat untergebracht. Beispielsweise war unser Wohnzimmer mit Matratzen für 30 Personen ausgelegt und eines meiner Kinder musste sein Zimmer für ein Liebespaar räumen…
*) im Alternativladen in der Zollamtstraße – gleich neben dem MÜLI-Laden – konnte man fairen Kaffee, Jutetaschen, Papierwaren aus schön gestaltetem Recyclingpapier, Schallplatten aller alternativen Liedermacher und vieles Andere kaufen. Das Geschäft war das Kommunikationszentrum für die Umwelt- und Sozialbewegungen in Oberösterreich, von hier aus wurde auch ich, und viele andere als AktivistInnen geworben. //zitatende//
Zur Person
Doris Eisenriegler ist seit über dreißig Jahren in der grün-alternativen Bewegung aktiv. Sie ist Gründungsmitglied der Alternativen Liste Österreichs (ALÖ) und war von 1983 bis 1985 ALÖ-Bundessprecherin. Seit 1985 ist sie Gemeinderätin in Wilhering, von 1997 bis 2009 war sie grüne Landtagsabgeordnete in Oberösterreich. Seit 2009 ist Eisenriegler Sprecherin der Grünen SeniorInnen Österreichs und Vertreterin im Österreichischen Seniorenrat.
Gesamte Kurzinformation “Die Grün-Alternativen” zum Download: 053-gruenalternativen-kurzinformation (PDF, 1,7 MB)
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