Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Autor: Grünes Archiv (Seite 35 von 38)

Das Grüne Archiv ist die Gedächtnisinstitution der grünen Bewegung und eine Serviceeinrichtung der Grünen Bildungswerkstatt für Grünbewegte, ForscherInnen und alle anderen Interessierten.

37/366: Lebensbejahend oder lebensfrustriert – wozu zwei Grünparteien?

grüner Schriftzug mit Rufzeichen auf grauem UntergrundWozu zwei Grünparteien? Was unterscheidet sie voneinander? Diese Fragen versuchten die Vereinten Grünen in einem “Grünen Wegweiser” – natürlich aus ihrem Blickwinkel – zu beantworten. Die vierseitige Publikation des Landesverbandes Wien der Vereinten Grünen Österreichs (VGÖ) wurde im Wiener Stadt- und Landesarchiv (Bestand 1.104.3 – Die Grünen) gefunden. Der Text hat keine Jahresangabe, dürfte aber mit späte 1980er bzw. frühe 1990er datiert werden können.

Die VGÖ, eine “ländlich-ökologische Bewegung”, wurde 1982 von Alois Englander gegründet. Die bürgerlich-grüne Partei trat bei vier Nationalratswahlen gegen andere Grünparteien an (1983 gegen die Alternative Liste Österreichs, 1986 gegen die Grüne Alternative und Die Grünalternativen – Demokratische Liste (GAL), 1990 und 1994 gegen die Grüne Alternative), schaffte den Einzug jedoch nicht.

Die Liste bietet sicher jede Menge Diskussionsstoff…


Grüner Wegweiser! Wozu zwei Grünparteien? Was unterscheidet sie voneinander?

//zitat// VGÖ: eine Grünpartei ohne “Nebenfarben”, gemäßigt, demokratisch bürgernah, “radikal” nur inbezug auf die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Grüne Alternative: Partei mit grüner Deckfarbe, unter der es nicht selten rötlich bis blutrot schimmert.

VGÖ: Positiv kritisch, staats- und gesellschaftsbejahend
Grüne Alternative: destruktiv kritisch, überwiegend staats- und gesellschaftsfeindlich Weiterlesen

35/366: United Colors of Beton

Die Grüne Alternative informiert: United Colors of Beton. PLakat zu den Gemeinderatswahlen Wien 1991

Die Grüne Alternative informiert: United Colors of Beton. Plakat zu den Gemeinderatswahlen Wien 1991

Eine grüne Alternative gegen die Betonschädeln von SPÖ, ÖVP und FPÖ – sagt eines der Plakatsujets zur Gemeinderats- und Landtagswahl in Wien im Jahr 1991. Den Grünen gelang in diesem  Jahr  erstmals der Einzug ins Rathaus – mit sieben Mandaten. Der Sitz im Stadtsenat wurde von Christoph Chorherr wahrgenommen, Klubobmann wurde der Spitzenkandidat Peter Pilz. Bei den am selben Tag stattfindenden Bezirksvertretungswahlen kam die Grüne Alternative auf durchschnittlich 8,83 Prozent und insgesamt 63217 Stimmen, was ihr 102 von 1082 Mandaten brachte.

Die Vereinten Grünen erreichten insgesamt nur sechs Mandate, je eines in den Bezirken Leopoldstadt, Landstraße, Penzing, Währing, Donaustadt und Liesing.

34/366: Ein Sessel namens Rudi

Rudi Anschober auzf dem grünen Regierungssitz auf der Titelseite des OÖ Planet 29/2003 (Grünes Archiv)

Rudi Anschober auf dem grünen Regierungssitz auf der Titelseite des OÖ Planet 29/2003 (Grünes Archiv)

UrheberIn unbekannt. Hinweis von Manfred Walter.

Anschöbör, der Ikea-Sessel aus Plastik. UrheberIn unbekannt. Hinweis von Manfred Walter via Facebook.

“Rudi Anschober ist landauf, landab mit einem grünen Sessel zu sehen. Neben Elefanten und Löwen, Menschen unter Regenschirmen und Ansichtskartenidylle im Großformat hebt sich der grüne Sessel beinahe schon minimalistisch von der Bilderflut ab. Alles andere als minimalistisch ist jedoch seine Bedeutung: der Einzug in die Landesregierung, ein Grüner Umweltlandesrat mit weitreichenden Kompetenzen”, schrieb Andrea Danmayr im OÖ Planet 29/2003 (S. 1).  Der “grüne Regierungssitz” war eben nicht nur das Ziel der Grünen für die oberösterreichischen Landtagswahl 2003, sondern auch ein wichtiges Objekt im Wahlkampf (Bild 1). Seine Omnipräsenz verleitete offensichtlich zu dieser schönen Montage (Bild 2). Der Hinweis stammt von Manfred Walter – danke!

Die Grünen erreichten bei dieser Wahl 9,1 Prozent, gewannen zwei Mandate und realisierten erstmals den angestrebten Einzug in die Landesregierung. Die Verhandlungen mit der ÖVP führten zur ersten schwarz-grünen Zusammenarbeit auf Länderebene. Weiterlesen

33/366: ALÖ erhält Rechtspersönlichkeit

Bestätigung der Hinterlegung der Parteistatuten durch das Innenministerium.

Bestätigung der Hinterlegung der Parteistatuten durch das Innenministerium (Grünes Archiv).

Am 21. März 1982 wurde bei einem Alternativtreffen im oberösterreichischen Oftering der Beschluss gefasst, 1983 bei den Nationalratswahlen als “Alternative Liste” anzutreten. Am 5. November 1982 fand schließlich die Gründungsversammlung der Alternativen Liste in den Grazer Minoritensälen statt. Die Grundsätze waren “ökologisch”, “basisdemokratisch”, “solidarisch” und “gewaltfrei”. Heute vor 33 Jahren, am 2. Februar 1983, bestätigte die Generaldirektion für öffentliche Sicherheit, dass die politische Partei “Alternative Liste Österreich – für Demokratie und Umweltschutz” ihr Parteistatut hinterlegt hatte und somit Rechtspersönlichkeit genoss. Dieses Dokument gelangte übrigens in einem Glaswechselrahmen mit einem Passepartout aus goldenem Karton ins Grüne Archiv.

Im aktuellen Parteienverzeichnis des Innenministeriums gibt es übrigens  – ganz abgesehen von der “Grünen Alternative” – eine ganze Reihe von Parteien, die das Wort “alternativ” im Namen tragen (Stand: 27. November 2015). Manche davon dürften eher der Absicht, den politischen Gegner_innen einen Namen wegzuschnappen bzw. auf dem Wahlzettel für Verwirrung zu sorgen, entspringen bzw. beziehen sich auf einen anderen Begriff von “alternativ” als die ALÖ. Weiterlesen

32/366: Dein Fernseher kann Dich nicht in den Arm nehmen

032-alw-warum-neue-medien-nicht-beteiligen“Warum Sie sich an den neuen Medien nicht beteiligen sollten”: Die Arbeitsgruppe Medienpolitik der Alternativen Liste Wien warnte 1984 vor unkritischem Fernsehen und dem neuen Medium Bildschirmtext, insbesondere – passend zum Orwell’schen 1984 – vor deren Überwachungspotential.

//zitat//

  • Sie tragen zur Vernichtung vieler Arbeitsplätze bei, vielleicht Ihres eigenen.
  • Wenn Sie heute noch freiwillig mitmachen, werden sie morgen vielleicht schon gezwungen. Auch der bargeldlose Zahlungsverkehr war früher freiwillig.
  • Jeder Knopfdruck am Gerät kann in den Computern von Staat und Wirtschaft registriert werden. Ihr Leben wird umfassend kontrollierbar.
  • Neue Medien schaffen die Voraussetzung für die Kommerzialisierung des Rundfunks. Wollen Sie, daß, wie in Amerika, das TV-Programm alle 5 Minuten von Werbung unterbrochen wird und das Sonderprogramm ohne Störungen teuer gekauft werden muß.
  • Die Kosten sind für Sie und für niemanden, auch nicht die “Fachleute” annähernd abschätzbar.
  • Der “Komfort” der Neuen Medien geht einher mit Vereinzelung, Erfahrungsverlust und psychischer Verarmung. Dein Fernseher kann Dich nicht in den Arm nehmen, wenn es Dir schlecht geht.
  • Von den Neuen Medien können Staat und Wirtschaft nur profitieren, wenn sich genügend Menschen beteiligen.

//zitatende//

Quelle: Info der Alternativen Liste Wien 3/1984. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bestand Alternative Liste Wien, Box 1.102.1,2,3 Alternative Liste Wien, Mappe 1.102.2

31/366: Argumente gegen Abfangjäger 1985

Titelblatt der Broschüre "Argumente gegen Abfangjäger", 1985

Titelblatt der Broschüre “Argumente gegen Abfangjäger”, 1985 (Grünes Archiv)

“Macht nichts, kann ruhig teuer sein. Wir bringen alle Kosten über Kompensationen wieder herein” – kommt Ihnen bekannt vor? Nein, nicht alles, was nach Eurofightern klingt, dreht sich auch um Eurofighter. Blicken wir etwas weiter zurück: Im November 1985 wurde das Volksbegehren gegen Abfangjäger und zur Einleitung einer Volksabstimmung von 121.182 Personen, das waren 2,23 % der Wahlberechtigten, unterzeichnet. 1985 erschien die 32seitige Broschüre “Argumente gegen Abfangjäger”, die im Grünen Archiv verwahrt wird. Klares Urteil über Abfangjäger: “neutralitätsrechtlich bedenklich, sicherheits- und friedenspolitisch sinnlos, wirtschaftlich untragbar und für die Anrainer unzumutbar” (S. 2). Zum Beispiel werden die viel gerühmten Kompensationen kritisch unter die Lupe genommen:

Broschüre "Argumente gegen Abfangjäger", S. 23.

Broschüre “Argumente gegen Abfangjäger”, S. 23.

//zitat// “Macht nichts, kann ruhig teuer sein. Wir bringen alle Kosten über Kompensationen wieder herein”, sind sich die Befürworter einig. Der unkundige Laie mag beinahe den Eindruck gewinnen, als handle es sich beim Abfangjägerkauf für uns Österreicher um ein Geschäft. (…) Milliardenaufträge für die österreichische Wirtschaft aus dem Ausland – das klingt fürs erste immer gut. Auf den zweiten Blick bekommt das Bild vom Riesengeschäft allerdings einige Risse: Weiterlesen

30/366: Ländlich-ökologische oder städtisch-soziale Bewegung

1984 definierte die Alternative Liste Wien in ihrer Zeitschrift den Unterschied zwischen der Alternativen Liste und den Vereinten Grünen so:

//zitat// Die VGÖ wurzelt in einer “ländlich-ökologischen” Bewegung: Sie gewinnt ihre Kraft und Stärke aus ihren Vorstellungen und Vorschlägen zur Erhaltung der Natur, zur Sauberkeit der Flüsse, der Luft, zur Rücksichtnahme auf die Natur,… Die ALÖ ist eine “städtisch-soziale” Bewegung. Sie bezieht die Kraft aus jenen Gruppen und Initiativen, die mehr und mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden (Friedensbewegung, Frauenbewegung, Kranke, “Behinderte”, Schwule…) //zitatende//

29/366: Minderheiten ins Parlament

Mitsprache für Minderheiten im Parlament.

Mitsprache für Minderheiten im Parlament.

“Volksgruppengesetze werden beschlossen, Volksgruppenbeiräte eingerichtet, und trotzdem müssen immer wieder wieder Rechte über den Verfassungsgerichtshof eingeklagt werden. Derartiger Umgang mit Minderheiten ist eine Schande für ein modernes Staatswesen, das sich Demokratie nennt”.  Für die Nationalratswahl 1990 stellte der Arbeitskreis Minderheiten der Grünen in einem Faltblatt folgende Forderungen auf:

  • interkulturelle Erziehung
  • sofortige Erfüllung der Minderheitenschutzbestimmungen des Artikel 7 – Staatsvertrag von Wien 1955 und Anwendung auf alle Volksgruppen
  • Förderung des regionalen Kulturaustausches mit den Nachbarländern
  • Spezielle Unterstützung von regionalen Kultur- und Wirtschaftsinitiativen
  • Wahlrecht für Ausländer/innen

Download des Folders: 028-minderheiten-ins-parlament (PDF, 2 MB)


Im erwähnten Artikel 7 werden übrigens die “Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten” geregelt:
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28/366: Gründung der Europäischen Föderation Grüner Parteien in Wien

028-egp--logoVor 22 Jahren, vom 28. bis 30. Jänner 1994, fand auf Schloss Wilhelminenberg in Wien das erste “Council Meeting” der neuen “Europäischen Föderation Grüner Parteien” (EFGP) statt. Die EFGP war aus der seit 1979 bestehenden, losen “Koordination der Europäischen Grünen” hervorgegangen. Unter anderem wurde ein Statut beschlossen, das Wien als Sitz der Föderation vorsah; de facto blieb die Zentrale jedoch in Brüssel. Die EFGP umfasste auch Länder, die nicht EU-Mitglieder waren.

Die EFGP ging am 22. Februar 2004 in die European Green Party (EGP) über.

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