In der GAZ, der Grün-Alternativen Zeitung für Wien, vom Jänner 1992 wurden den damaligen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Wiens folgende persönliche Fragen gestellt:
1. Wer bist Du?
2. Wann betrinkst Du Dich?
3. Wann schaltest Du den Fernsehapparat ab?
4. Beichte Deine Umweltsünden
5. In welche Person aus den anderen Parteien könntest Du Dich verlieben?
6. Was ist das dunkelste Kapitel in Deiner Geschichte?
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Schani Margulies: Aus Kummer trink ich nie
1. Ich bin ein 52-jähriger, übergewichtiger Mann aus der Gewerkschafts- und Alternativbewegung. Von Kindesbeinen an politisch aktiv.
2. Trinke mit Freunden wenn’s etwas zu feiern gibt. Ansaufen tu’ ich mich seit Jahren nicht mehr. Aus Kummer trink ich nie.
3. Kommt aufs Programm an. Musikantenstadl dreh’ ich sofort ab.
4. Ich rauche. Fahr’ doch noch immer mit dem Auto. Aus Bequemlichkeit kaufe ich manchmal nicht umweltbewußt ein.
5. Muß ich passen.
6. Im 68-er Jahr, beim Einmarsch der Sowjet-Truppen in die CSSR, ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ein Schockerlebnis. Mein Traum vom Sozialismus mit menschlichem Antlitz wurde damals kaputtgemacht. Nicht nur beruflich mußte ich neu anfangen.
Peter Pilz: Kein Platz für Liebe
1. Peter Pilz
2. Nach jedem Wahlerfolg, also sehr selten.
3. Immer wenn die Nachrichten kommen. Normalerweise schalte ich das TV-Gerät nicht ein.
4. Gelegentliche Taxifahrten. Zu nachgiebig gegen Raucher, da muß ich härter werden.
5. Also in den Lichal nicht. Ansonsten – kein Platz für Liebe.
6. 1. Möglicherweise meine Schulzeit. 2. Mein letzter Kinderfreundeurlaub – der war echt beschissen.
Jutta Sander: Im Putzmittelbereich sündige ich
1. Feministin
2. Nie. Beinah’ Antialkoholikerin.
3. Vor der Bundeshymne, die halt’ ich nicht aus.
4. Im Putzmittelbereich sündige ich. Auch die Mülltrennung funktioniert noch nicht optimal.
5. Da fallt’ mir keiner ein. Die Person gibt’s nicht.
6. Der Beginn meiner beruflichen Tätigkeit bei der Gemeinde Wien. Erst nach längerer Zeit konnte ich’s dort aushalten.
Susanne Jerusalem: im persönlichen Bereich sehr umweltbewusst
1. Bin Gemeinderätin und habe die Absicht, in meinem Bereich (Schulpolitik) gesellschaftverändernd zu wirken.
2. Ich steh’ nicht auf Alkohol, betrink’ mich deshalb nicht.
3. Hängt vom Programm ab. Entweder gleich nach den Nachrichten oder eben nicht.
4. Abgesehen von meinem privilegierten Status auf der nördlichen Erdkugel zu leben und den damit verknüpften Umweltsünden, bin ich im persönlichen Bereich sehr umweltbewußt.
5. Die konkrete Person gibt es, den Namen möcht’ ich nicht sagen.
6. Vorfälle in einer “Liebes”-Beziehung.
Christoph Chorherr: aus Selbstschutz keinen Fernseher
1. Jemand der möchte, daß es möglichst vielen Leuten gut geht. Und der weiß, daß unsere Art zu leben, zu konsumieren, zu produzieren strukturell nur für eine Minderheit funktionieren kann. Deswegen bin ich in die Politik gegangen, um Grundsätzliches zu verändern.
2. Bin kein Antialkoholiker. Trinke aber sehr wenig Alkohol.
3. Habe aus Selbstschutz zu Hause keinen TV-Apparat.
4. Aufgrund meiner Wohnadresse (schlechte Verkehrsverbindungen) fast tägliche Autobenützung bis zur U-Bahn. Hoher Energieverbrauch, da ich in einem schlecht isolierten Haus wohne. Bin kein Vegetarier, esse ganz gerne Fleisch.
5. Fällt mir beim besten Willen niemand ein.
6. Es ist das Wesen dunkler Kapitel, daß man sie nicht freiwillig in Zeitungen veröffentlicht.
Friedrun Huemer: Umweltverschmutzerin, Umweltschützerin
1. Mensch, Frau, Ehefrau, Mutter, Umweltverschmutzerin, Umweltschützerin, Psychologin und neuerdings Politikerin.
2. Im allgemeinen nie.
3. Ich schalte selten an und ab.
4. Fahr’ manchmal mit dem Taxi, bin bei der Mülltrennung nicht immer sehr genau. Gelegentliche Flugreisen.
5. Fällt mir niemand ein.
6. Daß trotz der vielfältigsten Bemühungen das Fortschreiten der Umweltzerstörung nicht gestoppt werden kann.
Hannelore Weber: kleine Alltagssünden
1. Ein sensibler, emotionaler Mensch, der um überleben zu können eine Mauer aus Stärke, Selbstbewußtsein und Durchsetzungskraft rund um sich aufgebaut hat.
2. Sehr selten. Meist in Situationen, wo ich nicht mehr weiter weiß und mich im Stich gelassen fühle. Nach 2 Vierterln wird mir eh’ schon schlecht.
3. Ich schlaf’ beim Fernsehen immer ein und wenn ich dann wieder munter werde, drehe ich ab.
4. Rauchen. Nikotinsüchtig. Kleine Alltagssünden. Ich bemüh’ mich sehr, umweltbewußt zu leben.
5. Ad hoc nein. Nein, niemand.
6. Eine bittere Erfahrung habe ich gemacht, als ich mit 45 wieder ins Berufsleben zurück wollte. Man bekommt keine Chance, für die Personalchefs ist man einfach zu alt. Die laden dich nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch ein.
Günter Kenesei: Sommerradfahrer
1. Mann, Vater, fürsorglicher Familienmensch, 32 Jahre alt, militanter Nichtraucher, Sommerradfahrer.
2. Nie. Mit mir macht die Alkoholindustrie kein G’schäft.
3. Wenn ich gezielt fernsehe, programmiere ich den Timer so, daß sich das TV-Gerät zu einer bestimmten Zeit abschaltet.
4. Obwohl nur sporadischer Autofahrer, auf eines würde ich auf keinen Fall verzichten: Meine jährliche Autotour nach Verona und Bologna.
5. Vom Aussehen her in die Waltraud Stiefsohn von der KPÖ.
6. Beim Bundesheer habe ich aufgrund von verwandtschaftlichen Beziehungen 8 Monate lang absolut nichts getan und diese Situation weidlich ausgenützt.
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