Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: Grüne Bildungswerkstatt (Seite 4 von 4)

politische Bildungseinrichtung der Grünen

48/366: Wissen glänzt nur im Innenteil. Grüne Bildungswerkstatt Vorarlberg 1988

048-gbw-vorarlberg-wissen-glaenzt-im-innenteil

Ein Jahr Grüne Bildungswerkstatt. GBW Vorarlberg 1988 (Grünes Archiv)

Die Grüne Bildungswerkstatt mit ihren Ländervereinen wurde 1987 gegründet. Die GBW Vorarlberg zog nach einem Jahr Bilanz – mit einem Rückblick auf die ersten Veranstaltungen und mit Beiträgen über politische Bildungsarbeit. Der Text “Die Instrumente haben wir ja — nur die Musikstücke fehlen” von Wolfgang Maurer, Gernot Egger und Ingrid Bertel ist auch nach 28 Jahren eine spannende und aktuelle Lektüre.


//zitat// Kennzeichnend für die Entstehung der Grünbewegung in den späten siebziger Jahren ist das Brüchigwerden der konservativen, liberalen und marxistischen Weltbilder. Die neuen sozialen und politischen Bewegungen kritisieren an den übernommenen Theorieentwürfen deren mechanistisches Denken, das die Natur- und Gesellschaftswissenschaften ebenso wie die Medizin und die Volkswirtschaft auf ein falsches Fortschrittsideal verpflichtet habe. Mit dem Abebben der Impulse, die von der Studentenbewegung ausgegangen waren, entpuppten sich nicht nur gewisse Veränderungsansprüche als illusorisch, sondern es stellte sich nun immer deutlicher heraus, daß auch sozialdemokratische, sozialistische und marxistische Ansätze einem Wachstumsdenken verpflichtet sind, das es möglich macht, mechanistische Denkmodelle in Beton zu gießen.

Die Enttäuschung darüber, daß es auch den “fortschrittlichen” Theoriemodellen und der daraus abgeleiteten Praxis nicht gelungen ist, die fortschreitende Entfremdung der Menschen aufzuheben und die Zerstörung der Natur einzubremsen, führte viele zu einer Kritik am neuzeitlichen Rationalitätsbegriff überhaupt. Und so begann die Suche nach dem ganzheitlichen Denken, die die einen zu den Frühsozialisten, andere zu indianischen Kulturen, zum Schamanismus bzw. zu fernöstlichem Denken führte. Die gewaltsame Vereinnahmung dieser Traditionen, ohne auf die historische Differenz zwischen deren Entstehungszeit und dem Entwicklungsstand einer modernen Gesellschaft Rücksicht zu nehmen, ließ manche in schlichten Okkultismus abgleiten. Das Bild ist verwirrend. Die politische Praxis der Grünen fällt entsprechend chaotisch und uneinheitlich aus. Eine brauchbare Synthese ist nicht in Sicht, viel eher die Gefahr, durch eine allzu rückwärtsgewandte Suche das gewonnene aufklärerische Terrain wieder zu verlieren. Weiterlesen

22/366: Zahl der BUKO-Delegierten des “10. Bundeslands” verdoppelt

Heute vor sechzehn Jahren, am 22. Jänner 2000, fand der 19. Bundeskongress der Grünen in Salzburg statt. Der Bundeskongress (BUKO) ist das höchste Gremium der Grünen. Alexander Van der Bellen wurde mit 83,7% als Bundessprecher wiedergewählt. Außerdem wurden Gottfried Hirz (Oberösterreich), Friedrun Huemer (Wien), Karl Öllinger (Wien) und Brigid Weinzinger (Niederösterreich) sowie Rainer Patek (Tirol) als Finanzreferent in den Bundesvorstand gewählt.

Die Zahl der Delegierten des “zehnten Bundeslandes” wurde von vier auf neun erhöht. Als “zehntes Bundesland” wird die Vertretung für MigrantInnen und ethnische Minderheiten (SlowenInnen, BurgenlandkroatInnen, Ungar_innen, Roma und Sinti, TschechInnen und Slowak_innen) in der grünen Partei und in der Grünen Bildungswerkstatt bezeichnet.

9/366: Reminiszenzen eines “Basiswapplers”: Kritik für krawattenloses Erscheinen

Der Beitrag “Reminiszenzen eines ‘Basiswapplers’. Grüne Urgeschichte: Als die Dolmetscher noch gratis arbeiteten und Hochbetten zur Büroausstattung gehörten” erschien im November 1996 in der Broschüre “Die grüne Dekade 1986 – 1996. Ein Rückblick auf zehn Jahre Grüne im Parlament”, herausgegeben von der Grünen Alternative, der Grünen Bildungswerkstatt und dem Grünen Klub im Parlament. Der Verfasser Gerhard Jordan war von 1986 bis 1987 bei den Grünen ehrenamtlich in diversen Funktionen tätig. Von 1987 bis 2001 und ab 2010 ist er Wiener Bezirksrat. 1990/91 war er Internationaler Sekretär der Bundespartei und Vorstandsmitglied der Europäischen Grünen. Seit 1992 ist er Referent für Stadtplanung und Europapolitik im Wiener Rathausklub, seit Juli 2014 auch örtlicher Mitarbeiter der EU-Parlamentarierin Monika Vana.


Die Grüne Dekade. Ein Rückblick auf zehn Jahre Grüne im Parlament.

Die Grüne Dekade. Ein Rückblick auf zehn Jahre Grüne im Parlament.

//zitat// Zurückdenken an die “Pionier-Zeit”

Beim Zurückdenken an die “Pionierzeit” der Grünen Alternative (1986 bis 88) steigen in mir Erinnerungen auf, die ein buntes und chaotisches Bild ergeben. Sie sind nicht dazu angetan, diese Zeit “heroisch” (wie die Anfänge anderer, vor allem linker politischer Parteien) erscheinen zu lassen, sondern vermitteln einen liebenswert-kuriosen Eindruck aus der Zeit, als Professionalität noch nicht Mainstream war.

Europa-Ebene: Übernachten im Lagerraum

Die Koordination der europäischen Grünparteien existiert seit 1983/84, ab 1987 fuhr ich des öfteren als Delegierter nach Brüssel. Zum Zeitpunkt des Einzugs der Grünen Alternative 1986 waren erst in sechs Staaten Grünparteien in den nationalen Parlamenten vertreten.
Die Koordinationstreffen waren oft nur von 20 Menschen besucht (heute sind es zehnmal so viel), die DolmetscherInnen des Europaparlaments arbeiteten noch gratis für die kleinen, finanzschwachen Grünen; und der Höhepunkt der Treffen mündete meist in die Debatte, welche der zahlreichen winzigen, verfeindeten spanischen Grünparteien auf europäischer Ebene anerkannt werden soll.
Auch für ein Hotel fehlte das Geld – ich erinnere mich an eine frierende Übernachtung in einem lagerartigen Büroraum ohne Warmwasser irgendwo in Brüssel. Erst 1988/89 besserte sich die Lage. Weiterlesen

Neuere Beiträge »

© 2024 366 x grün

Theme von Anders NorénHoch ↑