Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: Anti-Atomkraft-Bewegung (Seite 4 von 4)

84/366: Alptraum Abfall. Widerstand von Fohnsdorf bis Rinterzelt

“Wenn die Behörden nicht in der Lage sind, müssen wir halt dann den Wahnsinn stoppen”, sagt einer der Interviewten in der Fernsehsendung “Alptraum Abfall” aus dem Jahr 1987. Ein Rückblick auf den Kampf gegen Müllverbrennung und ungesicherte Deponien, eine Erinnerung an den Einsatz für Müllvermeidung und Mülltrennung – spannend gerade in Zeiten von Kaffeekapseln und Mikroplastik.

Zur Sprache kommen u.a. Murwald bei Fohnsdorf (Steiermark), Simmering, Rinterzelt, Flötzersteig und Spittelau (Wien), Werra (BRD/Hessen), Schönberg (DDR/Mecklenburg-Vorpommern) und die Hochseeverbrennung auf der Nordsee.

Zum Anfang des Filmes ist übrigens das Lied “Die Kinder san dran” von STS zu hören – das eindringliche Musikstück entstand 1987 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl: “… jeder Wahnsinn bleibt Wahnsinn, es ist wurscht, wie Du’s drahst, unter wölchen Begriff des a rennt …”.

Herzlichen Dank fürs Onlinestellen an Friedel Hans, Filmer und Aktivist der Perchtoldsdorfer Grünen!

Alptraum Abfall Grüner Widerstand in Österreich im Aufbruch gegen den Müllwahnsinn 1987 from Grüne Mödling on Vimeo (Dauer: 32:19 Minuten).


Zum Weiterlesen ein Beispiel aus jüngeren Tagen: Die grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner startete im Jahr 2010 den Selbstversuch PVC Ade – 30 Tage ohne Plastik.

82/366: “GR.ALT” gelang der Einzug in den NÖ Landtag

Einzug gelungen – mit ungewöhnlicher Kurzbezeichnung “GR.ALT”! Heute vor achtzehn Jahren, am 22. März 1998, zogen die Grünen bei der Landtagswahl in Niederösterreich erstmals in den Landtag ein. Abgeordnete wurden die ehemalige Dolmetscherin und “Global 2000”-Sprecherin Brigid Weinzinger (jetzt Tiertrainerin) und der Neunkirchner Stadtrat Martin Fasan (derzeit Lehrer und Vizebürgermeister in Neunkirchen).

Neue Kraft in den Landtag!

Neue Kraft in den Landtag! Die wichtigsten Forderungen der NÖ Grünen 1998.

Der Grünen Alternative war das naheliegende “Grüne” als Kurzbezeichnung für den Stimmzettel versagt worden – die Begründung der Wahlrechtsabteilung in einer Presseaussendung: “Nach der NÖ Landtagswahlordnung sind Kurzbezeichnungen für die Parteien in Buchstaben, nicht in Worten, abzufassen”; “GRÜNE” sei sozusagen ein richtiges Wort und nicht nur eine Folge von Buchstaben. Dem Einwurf, dass bei den Landtagswahlen 1988 zwei Gruppierungen mit den Namen WIR und HERZ angetreten waren, was ja auch eigenständige Wörter gewesen waren, wurde nicht nachgegeben. Die Bezeichnung auf dem Stimmzettel lautete schlussendlich “GR.ALT”.

“Steinzeitliche Demokratieverhältnisse”

Kritik übten die Grünen an den schwach ausgeprägten Rechten der Opposition: “Generell herrschen im Niederösterreichischen Landtag steinzeitliche Demokratieverhältnisse. Die Opposition ist nicht im Kontrollausschuß vertreten und hat nicht einmal das Recht, einen Antrag einzubringen. (…) Es ist nun höchste Zeit, daß Niederösterreich seine veralteten feudalen Strukturen aufgibt und endlich ein freies Spiel zwischen Regierung und Opposition zuläßt”, forderte Weinzinger in einer Presseaussendung. In einem Interview von Anni Lesnik definierte Weinzinger die Aufgabe der Grünen im Landtag als “Opposition, Kontrolle, Information und eine Art Brückenkopffunktion von den Gemeinden, den Initiativen in den Landtag und zurück. Es ist klar, daß man nicht die gesetzesgestaltende Kraft sein kann, mit einigen Mandaten – das beweist auch die Erfahrung Grüner in anderen Landtagen – . Die Tatsache, daß Grüne im Landtag sitzen, ist oft schon sehr unangenehm für die regierenden Parteien. Ich glaube, wir können Stachel im Fleisch sein. Ich möchte auch ein Zeichen für alle Frauen zu setzen, die heute auch in ländlichen Gebieten nicht mehr den Männern untergeordnet leben wollen, sondern selbstbestimmt argumentieren und leben. Die Frauenquote im Landtag ist ja katastrophal niedrig, und es ist mir eine besondere Herausforderung, als junge Frau hartnäckig lästige Fragen zu stellen”.

Beste Ergebnisse im Speckgürtel

Die Grünen erzielten 40.639 Stimmen und 4,49%. Die besten Gemeindeergebnisse wurden im “Speckgürtel” in den Bezirken Mödling und Wien-Umgebung verzeichnet: in Hennersdorf (11,84%), Laab im Walde (11,18%), Purkersdorf (10,57%), Maria Enzersdorf (10,40%) und Klosterneuburg (10,15%).

Bürgerliche Grüne: 0,58%

Die Kandidatur der “Bürgerlichen Grünen” BGÖ wurde durch die Unterschriften des “wilden” Landtagsabgeordneten Josef “Pepi” Wagner (Ex-LIF) sowie je eines Abgeordneten von LIF und FPÖ ermöglicht. Sie traten unter der Langbezeichnung “Bürgerliche Grüne Österreichs für ein atomfreies Österreich Gentechnik rasch überwinden – Natur erhalten” an und erreichten lediglich 5.208 Stimmen (0,58%). Die Liste Pepi Wagner (LPW) erreichte mit 7.060 Stimmen 0,78%. Das Liberale Forum LIF verlor Stimmen an die Grünen, scheiterte an der 4%-Hürde und fiel aus dem Landtag.

78/366: Bürgerinitiative Oberösterreich: Themen bitte mitbringen

Einladung zur Bürgerinitiative Oberösterreich (Grünes Archiv)

Einladung zur Bürgerinitiative Oberösterreich im alternativenrundbrief 1/1986 (Grünes Archiv, Archiv der Wiener Grünen)

Diese Einladung zum Treffen der BIO Bürgerinitiative Oberösterreich erschien in der Zeitschrift “Alternativenrundbrief” 1/1986. Ob das “Gesprächs- und Koordinationsforum” in Wels stattgefunden hat, welche Themen dort tatsächlich besprochen und welche Aktionen geplant wurden, wissen wir leider nicht. Vielleicht kann sich jemand erinnern? 1986 ist doch noch gar nicht sooo lange her 😉

75/366: Green thinking for global linking. Freda spricht in Schweden

Einladung zum internationalen Kongress "Green thinking, global linking"

Der Kongress “Green thinking, global linking” fand von 28. bis 30. August 1987 in Stockholm statt. Die 118-seitige Broschüre befindet sich im Grünen Archiv.

“Green is the societal answer to the dangers of existential destruction and to the new miseries of our time” (Freda Meissner-Blau). Die schwedischen Grünen, die miljöpartiet de gröna, organisierten im August 1987 “Green thinking for global linking”, einen internationalen grünen Kongress in Stockholm, an dem über dreihundert Personen aus drei Kontinenten teilnahmen: “It showed the world that we are many, we are serious, we belong to a global movement and our issues are being responded to in one country after another”, lautete das Resümee in der  Broschüre zur Tagung. Aus Österreich nahmen Andrea Binder, Christian Burtscher, Doris Eisenriegler, Helga Erlinger, Ali Gronner, Gerhard Jordan, Freda Meissner-Blau, Werner Moidl und Christian Wabl teil.

Freda Meissner-Blau nahm an einem Panel zur Frage “Does a green ideology exist?” teil. Ihre Wortmeldung ist in der Broschüre abgedruckt und mit einigen handschriftlichen Anmerkungen oder Korrekturen versehen – wir können aber nicht mehr rekonstruieren, ob das stilistische Anregungen zur gehaltenen Rede oder Korrekturen des abgedruckten Texts sein sollen 😉


//zitat// Dear European green friends! I am looking forward to the day we can address a conference like this one with “Dear INTERNATIONAL GREENS!” Oecause we need to extend internationally. As the environmental destruction, catastrophies, their causes and their repercussions increasingly become global, our resistance and our alternative projects to the crisis have to become world-wide. Instead of a nuclear chain reaction we have to build up a chain of opposition to their irrationality.

Before we enter the discussion about ideology permit me a personal remark: Austria, my country, has lately attracted attention due to 2 facts: Firstly, we paid ourselves the dubious luxury of having a President, who is a big embarrassment. We, the Greens, managed to prevent his being elected at the first election round, but could not prevent him alltogether – a fact a considerable number of Austrians seem to regret today.

Austria: safest nuclear reactor in the world

The other fact is a more encouraging one: as like to express it – and as you might know – Austria is the country with the safest nuclear reactor, with the only truly safe nuclear reactor in the world. Safe, because it never started up, because the Austrian people said No thanks to nuclear energy at a referendum in 1978 . Nuclear energy is banned ever since for the production of energy in our country. Why do I mention this? Because the man who spoke to us at noon, Hannes Alfvén, helped us, the anti-nuclear movement of Austria, to get the message across to the people that atomic weapons and nuclear energy are siamese twins. Time and again he came to our country to explain, to warn, to lecture. So you see, Sweden has played an up till now unknown part in the fact that Austria is a nuclear-free country. This is a beautiful example of the kind of green internationalism I claimed at the beginning… Weiterlesen

44/366: Hainburg ist überall: die Plakate des Gottfried Hochstetter

Transparent “Hainburg ist überall” (Grünes Archiv, Sammlung Gottfried Hochstetter). Photo: Monika Bargmann

“Ich erinnere mich noch, wie ich Gottfried Hochstetter Anfang der 90er Jahre kennengelernt habe: Bei den ‘Ennstrassenprotesten’, als er ein sicher 15m langes bedrucktes Stofftransparent mitbrachte, das er am Schutzzaun – der gegen die DemonstrantInnen errichtet wurde – anbrachte. Darauf war zu lesen: ‘Werbeflächen zu vermieten’ – gleich daneben die Telefonnummer der Steiermärkischen Landesregierung”, so der Grüne Landessprecher Lambert Schönleitner im Rückblick, “seine in der eigenen Werkstatt hergestellten Handdruckplakate und -Transparente prägten das Bild der Umweltbewegung von Beginn an” (Quelle). Rund 150 dieser Plakate und Transparente befinden sich im Grünen Archiv.

Plakat zur Tonbildschau "Au-Weh" von Gottfried Hochstetter (Grünes Archiv, Sammlung Gottfried Hochstetter). Photo: Ines Handler

Plakat zur Tonbildschau “Au-Weh” von Gottfried Hochstetter (Grünes Archiv, Sammlung Gottfried Hochstetter). Photo: Privat

Gottfried Hochstetter war mit mehr als einem Vierteljahrhundert im Bad Ausseer Gemeinderat bereits zu Lebzeiten eine kommunalpolitische Legende. Der politische Aktionist zählte zu den ersten Grünen Vertretern im kommunalen Bereich in der gesamten Steiermark.

Hochstetter wurde am 30. Mai 1935 geboren. In den 1970er Jahren begann er, sich intensiv mit gesellschaftlichen Alternativen auseinanderzusetzen. Zwentendorf, Hainburg und Wackersdorf waren wesentliche Meilensteine. 1985 gründete er die Liste ALIBADA (Alternative Liste Bad Aussee) und war auch eine Zeitlang Vizebürgermeister der Stadtgemeinde Bad Aussee. Bis zuletzt war er Grüner Gemeinderat. Hochstetter starb am 20. Dezember 2014.

“Wir brauchen Menschen, die aufstehen und sagen, hier spielen wir nicht mit, wir brauchen bessere Lösungen, es gibt zukunftsfähigere Lösungen. Wie Gottfried Hochstetter – in Hainburg, in Zwentendorf, in Wackersdorf, im Ennstal oder in Bad Aussee. Auch wenn dieses Engagement Angriffe und Schwierigkeiten für die eigene Person und die Familie mit sich bringt”, sagte Pfarrerin Waltraud Mitteregger bei der Verabschiedung (Quelle).


am 26. März: Alibada (Grünes Archiv, Sammlung Gottfried Hochstetter). Photo: Ines Handler

am 26. März: Alibada (Grünes Archiv, Sammlung Gottfried Hochstetter). Photo: Privat

Das Grüne Archiv konnte im Juli 2015 einen Teil des Nachlasses von Gottfried Hochstetter übernehmen. Die Schenkung umfasst 145 Plakate, Collagen und Handzettel, neun von Hochstetter gestaltete und gedruckte Textilien (Transparente sowie Umkleidungen für Laternenpfähle und Dreiecksständer) und zwei Schachteln mit gedrucktem Material (Zeitschriften, Notizen, Unterlagen zu kommunalpolitischen Projekten).

25/366: Wir müssen uns jetzt einmischen

In der Zeitschrift “Offensiv links” erschien 1982 ein Interview mit Fritz Zaun und Peter “Piet” Grusch. Thema: die Gründung der Alternativen Liste Österreich und ihre geplante Kandidatur bei der Nationalratswahl 1983. Der Text “Wir müssen uns jetzt einmischen” erschien in der Ausgabe 68 vom Oktober 1982 (S. 19 bis 21) der Zeitschrift “Offensiv links” und wird mit freundlicher Genehmigung der Bewegung für Sozialismus hier wiedergegeben. Dieser Text und viele weitere finden auch auf der akin-Archiv-DVD, die für 30 Euro bei der akin-Redaktion bezogen werden kann.

Die Entscheidung ging übrigens für den Antritt aus. Bei der Wahl am 24. April 1983 erreichten die “Vereinten Grünen Österreichs – Liste Tollmann” 93.798 Stimmen und damit 2,0 Prozent; die Alternative Liste Österreichs kam auf 65.816 Stimmen und 1,4 Prozent. Beide verfehlten damit klar den Einzug in den Nationalrat. Bruno Kreisky trat nach dem Verlust der absoluten Mehrheit für die SPÖ zurück, Fred Sinowatz wurde Bundeskanzler einer SPÖ-/FPÖ-Koalition, Vizekanzler wurde Norbert Steger.


025-offensivlinks-logo//zitat// Spätestens beim gesamtösterreichischen Alternativentreffen in Röthelstein stand fest, daß bei der nächsten Nationalratswahl im Frühjahr 1983 kandidiert wird. Die Gründungsversammlung der “Alternativen Liste Österreichs” (ALÖ) findet am 5. November in Graz statt. Diese Entwicklung beobachten viele Linke, aber auch Teile der Alternativen, mit Skepsis. Ist es für eine bundesweite Kandidatur nicht zu früh? Reichen die vorhandenen Kapazitäten auch aus, um einen Wahlkampf zu führen, der sich qualitativ wirklich von dem der etablierten Parteien unterscheidet? Die wachsende Bedeutung der alternativen Wahlbewegung führte auch innerhalb der BFS [Bewegung für Sozialismus, Anm.] zu Auseinandersetzungen und Diskussionen. Einige Genossen und Genossinnen engagieren sich in den AL’s. Aus aktuellem Anlaß führte OFFENSIV LINKS mit den Genossen Fritz ZAUN, Mitglied der Leitung der BFS und der GE-Leitung der GPA, und Peter GRUSCH, Vorstandsmitglied der GE [Gewerkschaftliche Einheit, Anm.], ein Gespräch. Beide sind seit längerem in der Alternativbewegung aktiv. Fritz Zaun unter anderem als Gemeinderat der AL Baden, Peter Grusch als Mitglied der AL Wien. Das Gespräch führte Christof Reinprecht.

OFFENSIV LINKS: Einleitend möchte ich Euch fragen, was Eurer Meinung nach für eine Kandidatur spricht, und was dagegen?

PETER GRUSCH: Zuerst einmal: Ich habe keine Einwände zur Parteigründung selbst, auch in der Plattform gibt’s für mich keine Punkte, die ich prinzipiell ablehnen würde. Für mich spricht allerdings einiges gegen eine Kandidatur bei den nächsten Nationalratswahlen. Für die Alternative Liste Wien käme da ein einjähriger Wahlkampf zu, der die AL Wien kräftemäßig, finanziell und zeitmäßig total überfordern würde. Dazu kommt, und das meine ich jetzt gar nicht wertend, daß in den Bundesländern die Bewegung erst im Entstehen und somit noch schwach ist. Das gilt ja auch für Wien. Man muß es ganz klar sehen: es strömen keine Massen zur AL. Seitdem es einen regelmäßigen Infostand gibt, seit ca. 6 Monaten also, haben 1200 Personen ihr Interesse angemeldet. Und das ist nicht viel.
Ich bin auch nicht optimistisch, daß die Erfolge der Grünen in der BRD [die Grünen waren in einige deutsche Landtage eingezogen, Anm.] österreichweit einen Nachfolgeeffekt haben werden. Dazu ist doch die Ausgangssituation in der BRD eine ganz andere als bei uns: Massenarbeitslosigkeit, NATO-Nachrüstungsbeschluß und unzählige Basisinitiativen bestimmen dort das Bild. Prinzipiell meine ich daher, daß es weitaus günstiger wäre, in den Gemeinden und Städten anzufangen und dort fortzufahren, wie es bereits erste Ansätze gibt.
Sicherlich spricht auch einiges für eine Kandidatur. So besteht etwa bei den Nationalratswahlen die Möglichkeit, daß noch nicht angesprochene und noch nicht sensibilisierte Menschen der AL zulaufen. Und in der bundesweiten Kampagne können wir auch Wiener Probleme ansprechen.
Aber insgesamt fühlen wir uns, um ehrlich zu sein, selbst noch etwas zu schwach. Weiterlesen

1/366: Freda Meissner-Blau gegen die “Wieder-Schlechtmachung” Österreichs

Der Einzug der Grünen ins Parlament vor dreißig Jahren ist der Anlass für unser Online-Projekt “366 x grün”. Der erste Beitrag in diesem Blog ist unserer ersten Klubobfrau, Freda Meissner-Blau, gewidmet, die am 22. Dezember 2015 mit 88 Jahren verstarb.  Am 29. Jänner 1987 kommentierte sie in einer ihrer ersten Reden im Parlament die Angelobung und das Programm der rot-schwarzen Bundesregierung (Vranitzky II) und charakterisierte dabei auch die Grünen als neue Kraft im Parlament.


Freda Meissner-Blau im Jahr 2009 in Zwentendorf. Foto: Manfred Werner/Tsui, CC-BY-SA

Freda Meissner-Blau im Jahr 2009 in Zwentendorf. Foto: Manfred Werner/Tsui, CC-BY-SA

//zitat// Meine Damen und Herren! Wir sind eine neue, eine kleine Gruppe hier im Parlament. Ich darf Ihnen zusagen: Wir sind keine Wölfe in einem grüngefärbten Schafpelz, als die wir so gerne hingestellt werden – auch ich persönlich -, die den Verrat an Österreich planen. Immer wieder wurde uns das unterstellt von den Parteisekretariaten und den Parteizeitungen. Wir streben mit allen sozialen, liberalen, toleranten und humanen Bürgerinnen und Bürgern nach mehr Freiheit, nach mehr Selbstbestimmung – nach mehr Selbstbestimmung! -, nach Mitbestimmung und mehr Annäherung unseres geltenden Rechts an Gerechtigkeit, nach der vielzitierten und stets verhinderten Durchflutung aller Lebensbereiche mit Demokratie.
Wir bestreiten jedoch die Vernunft eines irrsinnig gewordenen Industriesystems, wir vermissen die Gerechtigkeit der fälschlich so bezeichneten “sozialen Marktwirtschaft”, die immer mehr Ungerechtigkeit produziert. Wir wehren uns gegen die ungezügelten Machtansprüche der zentralen Parteiapparate, welche nämlich vor allem ihren eigenen Machtzuwachs betreiben, ständig neue Abhängigkeiten produzieren und die Ausdehnung ihrer Vormundschaft über immer mehr Menschen als ihr hauptsächlich politisches Ziel proklamieren. Wir sind die Opposition, weil wir uns gegen die Wieder-Schlechtmachung Österreichs wehren wollen.
Es gibt uns, die Grünen, hauptsächlich aus zwei Gründen, meine Damen und Herren: Noch vor einem Jahrzehnt verhallten die Warnungen der Wissenschafter – einer sitzt übrigens unter uns: Dr. Bruckmann – vor den drohenden Gefahren, die unsere Industriegesellschaft als Nebenprodukt ihrer Fortschritte und ihrer Scheinfortschritte produziert, weitgehend ungehört.
Immer wieder verwiesen die Parteien voller Stolz auf den ständig steigenden Lebensstandard – gemessen natürlich vor allem an Verbrauch und Verschleiß -, und wenn ab und zu größere Pannen passierten, behauptete man: Selbstverständlich, das ist der Preis für den unerhörten Wohlstand, den wir haben. Dieses reduzierte Menschenbild von ausschließlich Konsument und Produzent genügte ihnen. Die Masse der Manipulierten folgte ihnen auch sehr gerne auf diesem Weg. Doch die ersten großen Zweifel – und glauben Sie mir, die habe ich sehr stark miterlebt, und die haben mich politisiert! – an der Weisheit dieses Weges wuchsen aus der Diskussion um die Atomenergie. Vor neun Jahren erlitt das gesamte österreichische Establishment eine gewaltige Niederlage, die es bis heute noch nicht verkraftet hat. Wir erinnern uns noch, wie man uns, die Atomkraftwerksgegner, auch hier verhöhnt hat, verhöhnt als “gefühlsduselige Angsthasen”, als “Lichtabdreher”, als “Technikfeinde”, wechselweise als “Agenten Moskaus und der Ölscheiche”, als Leute, die Österreich Schimpf und Schande brachten. […] Weiterlesen

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