Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Kategorie: Archiv-Fundstuecke (Seite 6 von 8)

Fundstücke aus dem Grünen Archiv und anderen Archiven

88/366: Ich habe nicht koaliert – Grünzeux-T-Shirts

eine kleine Auswahl an Grünzeux-T-Shirts aus dem Grünen Archiv. Bild: Monika Bargmann, CC-BY

eine kleine Auswahl an Grünzeux-T-Shirts. Bild: Grünes Archiv/Monika Bargmann, CC-BY


Bis 2014 konnten im Grünzeux-Shop in der Wiener Lindengasse T-Shirts, Taschen und andere Gimmicks erworben werden. Darauf gedruckt waren verschiedenste Sprüche zu Kampagnen oder Wahlkämpfen der Grünen, zu aktuellen politischen Ereignissen  oder zu Aussagen der politischen Gegner_innen – von “Global Warming – ich war dabei” über “Ich habe nicht koaliert” bis “Seit Schüssel haben wir den Salat”. Im Grünen Archiv haben wir in den letzten Jahren eine große Auswahl an diesen T-Shirts in den Bestand übernommen. Wir geben sie aber nicht mehr her 😉

79/366: Bezirksrat Michael Kohlhaas wird in Jeans angelobt

Im Grünen Archiv gibt es Berichte zum Jubiläum “Ein Jahr Grüne in der Wiener Bezirksvertretung” (1988), die wir hier in unregelmäßigen Abständen veröffentlichen wollen. Der erste Teil – aus Floridsdorf – erschien am 13. März unter dem Titel “Platzkarten im Amtshaus” in diesem Blog.

Heute geht es in den sechzehnten Bezirk: Der Ottakringer Bezirksrat Christian Luksch fasste seine resignierenden Erinnerungen unter dem Titel “Nackte Gewalt” zusammen und erinnert an Michael Kohlhaas – die literarische Figur und ihr historisches Vorbild setzten sich gegen Machtmissbrauch, unfaire Behandlung und Unterdrückung ein. Vieles von seinen Beobachtungen deckt sich mit den Berichten aus den anderen Bezirken, und es dürfte wohl grünen Gemeindevertreter_innen auch in anderen Orten bekannt vorkommen.


Christian Luksch: Nackte Gewalt, 1988 (Grünes Archiv)

Christian Luksch: Nackte Gewalt, 1988 (Grünes Archiv)

//zitat// Ein Jahr grüner Bezirksrat in Ottakring, der “Roten Burg” Wiens, was ist das? Ein Jahr Billy the Kid im Wilden Westen. Ein Jahr Michael Kohlhaas gegen die Feudalherren des Mittelalters. Ein Jahr mit einem Fuß im Gefängnis und mit dem anderen im Irrenhaus.

Das wärs auch schon wieder. Recht viel mehr gibts dazu nicht zu sagen. Im großen und ganzen. Und im Detail?

Angelobung: Natürlich erscheine ich ohne Krawatte. Dafür aber in Blue Jeans, mit Tennisschuhen, grünem Hemd und weißer Weste. Vizebürgermeisterin Smejkal sackt bei meinem Anblick zusammen. Ob ich gelobe? Natürlich gelobe ich.

1. Sitzung: Wir lehnen es ab, den Bezirksvorsteher mitzuwählen. Die Stadtverfassung ist in diesem Punkt ein Prachtbild der Demokratiefeindlichkeit, nur die stärkste wahlwerbende Partei darf einen Kandidaten für das Amt stellen.
Ebenfalls abgelehnt wird von uns das Bezirksbudget. Erstens haben wir nicht daran mitgearbeitet und können so auch keine Verantwortung dafür übernehmen, zweitens sind uns 450 Schilling pro Ottakringerin einfach zu wenig.
Der neue alte Bezirksvorsteher kocht fast über. Wir haben uns das Türl zugeschlagen, bevor wir durchgegangen sind.

2. Sitzung: 2 Anträge der Grünen – Einladung von Schulklassen zu den öffentlichen Sitzungen der Bezirksvertretung im Rahmen des Politikunterrichtes sowie öffentliche Bekanntgabe der Sitzungstermine über die Bezirkszeitungen werden bereits in der Präsidiale abgeschmettert. “Dafür sind wir nicht zuständig.”

3. Sitzung: In der Präsidiale wird ein Antrag auf Rauchverbot während der Sitzungen abgeschmettert. Nach Auffassung des Bezirksvorstehers verstößt dieser Antrag gegen die Menschenrechte, da er die Minderheit der Raucher diskriminiert. Der Bezirksvorsteher selbst ist Nichtraucher. Weiterlesen

78/366: Bürgerinitiative Oberösterreich: Themen bitte mitbringen

Einladung zur Bürgerinitiative Oberösterreich (Grünes Archiv)

Einladung zur Bürgerinitiative Oberösterreich im alternativenrundbrief 1/1986 (Grünes Archiv, Archiv der Wiener Grünen)

Diese Einladung zum Treffen der BIO Bürgerinitiative Oberösterreich erschien in der Zeitschrift “Alternativenrundbrief” 1/1986. Ob das “Gesprächs- und Koordinationsforum” in Wels stattgefunden hat, welche Themen dort tatsächlich besprochen und welche Aktionen geplant wurden, wissen wir leider nicht. Vielleicht kann sich jemand erinnern? 1986 ist doch noch gar nicht sooo lange her 😉

77/366: Kritik an Zersiedelung – im Jahr 1952!

Franz Schuster: Ökonomie und Schönheit in der Ortsentwicklung (1952)

Franz Schuster: Ökonomie und Schönheit in der Ortsentwicklung – Kritik an Zersiedelung aus dem Jahr 1952.

“Die wilde, ungeordnete, planlose Verbauung unserer Gemeinden ist nicht nur baukulturell und landschaftlich verwerflich, sie bringt den Gemeinden und jedem einzelnen auch ernste wirtschaftliche Nachteile”, konstatierte der Architekt Franz Schuster beim 8. österreichischen Städtetag. Sein Beitrag “Ökonomie und Schönheit in der Ortsentwicklung” wurde im Amtsblatt der Stadt Wien vom 2. Jänner 1952 abgedruckt. Schon vor über sechzig Jahren wurden die Zersiedelung und die Bodenversiegelung durch falsche Raumordnung kritisiert – traurig, dass sich daran nicht viel geändert hat…


//zitat// Die wilde, ungeordnete, planlose Verbauung unserer Gemeinden ist aber nicht nur baukulturell und landschaftlich verwerflich, sie bringt den Gemeinden und jedem einzelnen auch ernste wirtschaftliche Nachteile. Gutes Bauernland wird immer öfter der ernährungswirtschaftlich wichtigen Bearbeitung entzogen und die willkürliche Einzel- und Streifenparzellierung, zufällig dort, wo ein Grundstück gerade verkauft wird, erfordert kostspielige Aufschließungen an Straßen, Licht, Wasser, Kanal usw., ganz abgesehen davon, daß die Bewohner solcher Streusiedlungen weite Wege zur Arbeitsstätte, Schule, zu den Läden und zu den öffentlichen Gemeinschaftseinrichtungen der Gemeinde haben. Zwischen solchen im Weichbild der Städte und Dörfer planlos hingewürfelten Bauten und Hausgruppen liegt aber oft jahrzehntelang Bauland brach, weil es zur rechten Zeit und zum rechten Zweck nicht zur Verfügung steht, da die Besitzer es nicht verkaufen. So entsteht jene wirtschaftlich ganz gefährliche Entwicklung, daß Bauwillige, die in der Nähe des Ortes keinen Baugrund finden oder nur zur unbillig hohen Preisen, immer weiter in die landwirtschaftliche Umgebung hinausgedrängt werden, wo doch gelegentlich ein Bauer, der den Schaden nicht übersieht, der dadurch der Landschaft und Umgebung entsteht, Streifen Landes billig hergibt.

Diese überall sichtbare Auflösung unserer Gemeinden ist aber zugleich ein äußeres Bild der Auflösung der menschlichen Gemeinschaft selbst: je weiter weg vom Ortskern und je einsamer einer wohnt, desto mehr löst er sich aus der gemeindlichen Zusammengehörigkeit, desto stärker wird ein asoziales Empfinden gefördert. //zitatende//


der gesamte Text zum Download: 077-amtsblatt-1952-schuster-ortsentwicklung (PDF, 5 MB). Quelle: Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, Signatur B-25107)

73/366: Platzkarten im Amtshaus

Ein interessanter Neuzuwachs im Grünen Archiv ist die Presseunterlage zum Jubiläum “Ein Jahr Grüne in der Wiener Bezirksvertretung” (1988). Aus jedem Bezirk kam ein Bericht – teilweise einfach die grünen Anträge aus dem ersten Jahr, teilweise aber auch längere Berichte, die zeigen, wie die Grünen von den anderen Fraktionen aufgenommen wurden. So viel sei verraten: Die Erfahrungen sind ähnlich. Die einzelnen Berichte werden in den nächsten Wochen in diesem Blog veröffentlicht. Den Beginn macht die Floridsdorfer Bezirksrätin Flora Neuberger mit ihrer Bilanz über das erste Jahr: “Jahrelang saß ich so gut wie allein, mit den Journalisten der kommunalen Blätter, in der Besucherreihe. Seit dem Einzug der Grünen ins Amtshaus müssen Platzkarten ausgegeben werden”.


handschriftlicher Bericht. Der Floridsdorfer Bezirksvorsteher erklärte der grünen Bezirksrätin Flora Neuberger ihre Aufgabe.

Der Floridsdorfer Bezirksvorsteher erklärte der grünen Bezirksrätin Flora Neuberger ihre Aufgabe.

//zitat// Am 8. November 1987 erreichte die “Grüne Alternative Floridsdorf” bei der Bezirksvertretungswahl 2.382 Stimmen (4,31%) und zwei Mandate. Seit der Angelobung Mitte Dezember 1987 ist ein Jahr vergangen – was hat sich im Bezirk geändert?

Ein Jahr Arbeit im Bezirksparlament – mit Erfolg?  Gemessen an den schwierigen Bedingungen unter der Regentschaft von Bezirkskaiser Landsmann antworte ich mit “Ja”! Denn bis zum Herbst 1987 waren bei den Bezirksvertretungssitzungen kaum Interessenten zu finden. Jahrelang saß ich so gut wie allein, mit den Journalisten der kommunalen Blätter, in der Besucherreihe.

Seit dem Einzug der Grünen ins Amtshaus müssen Platzkarten ausgegeben werden. Wer keinen Einlaß findet, kann am Gang mittels Lautsprecher zuhören. In früheren Sitzungen gab es nur wenig Anfragen und Anträge, auf echte Debatten wartete man vergebens. Reibungslos wurden fertige Konzepte abgestimmt. Auch das ist inzwischen anders geworden. Auf Wortmeldungen der Grünen muß spontan reagiert werden. Und es wird spürbar, daß die Bezirksräte der Großparteien nicht nur gegen den Wunsch der Bezirksbewohner, sondern sogar gegen ihre eigene Überzeugung argumentieren müssen. Die wenigen Bezirksrätinnen der Etablierten dürfen sich nur selten zu Wort melden. Liegt das an der Konkurrenzangst der Männer vor den meist engagierteren Frauen? Als Grüne genieße ich den Vorzug, – entsprechend der Verfassung! – meinem Gewissen und damit dem Bürger verantwortlich zu sein. Nicht dem Klubzwang einer Partei! Es gibt Bezirksräte, die mich um diese Freiheit beneiden. Es wäre eine Beleidigung meiner Intelligenz, wenn ich stumm bleiben und auf Befehl die Hand heben müßte. Diese Perversion nennen die Etablierten “demokratische Entscheidung”. Das wollen wir Grüne verändern. Dieser Stimmenmehrheit können wir aber nur mit Unterstützung von Bürgerinitiativen begegnen.

Logo der Grünen Floridsdorf - natürlich mit Floh.

Logo der Grünen Floridsdorf – natürlich mit Floh.

Im vergangenen Jahr habe ich Einblick in die Dichte und das Ausmaß von Parteiapparaten gewonnen. Das Rezept des großen Kuchens, an dem alle mitschneiden wollen, besteht aus folgenden Zutaten: krisensicherer Arbeitsplatz, Beziehungen und Privilegien. Wer ist schon bereit, auf so viel Annehmlichkeit zu verzichten? – Unsere “Volksvertreter’ vertreten uns längst nicht mehr. Sie sind zu disziplinierten Befehlsempfängern geworden. Sie stillen Interessen der Betreiber statt Bedürfnisse der Bürger.

Wir Grüne sind zu einer Sammelstelle von Bürgerinitiativen geworden, die aus Abwehr gegen undemokratische Entscheidungen zahlreich aus dem Boden wachsen. Die akute Gefährdung unserer Gesundheit macht jeden einzelnen zum Politiker und Betroffenen. Unsere Atemluft ist zum kostengünstigsten Abtransporter von Schadstoffen geworden, und unsere lebenswichtigen Gewässer sind bereits Spülmaschinen. Der “Selbstbedienungsladen Natur” wird immer kleiner. Das Schlimmste ist die Bedrohung. Das Zweitschlimmste ist die Resignation. Resignieren wir nicht! Politischer Mut und persönlicher Einsatz sind die letzte Chance, Krisen und Gefahren zu bannen. Jeder von uns trägt sein Stück Verantwortung an diesem System und an der tickenden Zeitbombe, die wir unseren Kindern hinterlassen. Dessen sollten wir uns bewußt werden. Wir alle! //zitatende//

68/366: Erziehung zur weiblichen Rolle. Grünes Frauenforum 1990

Grünes Frauenforum. Schwarz-Weiß-Foto: junge Frau, die in der rechten Hand einen Computer und auf dem rechten Arm ein Baby hält

Einladung zum Grünen Frauenforum in Linz am 9. und 10. Februar 1990.

Zum Frauenmonat März ein Archivfundstück aus dem Jahr 1990: eine Einladung zum Grünen Frauenforum in Linz. “Frauen ins Parlament” war der Übertitel – im Dezember 1989 war beim Bundeskongress in Gmunden beschlossen worden, dass in der folgenden Legislaturperiode die Hälfte der grünen Abgeordneten Frauen sein sollten.

1:1 statt 1: 7

Beim ersten Einzug ins Parlament war Freda Meissner-Blau ja noch die einzige Frau unter acht Abgeordneten gewesen.

//zitat// Sie war uns immer schon wichtig, diese Forderung [nach Parität, Anm.], aber sie wurde – wenn um etwas ging – immer hintenangestellt. Nach den letzten Wahlen zogen wir mit einer Frau und sieben Männern ins Hohe Haus ein, heute, nach dem Abgang von Freda Meissner-Blau, steht es im Grünen Klub eins zu sechs. Es wird uns – auch in anderen Bereichen grüner Politik – nicht gelingen, mehr Zustimmung zu erreichen, nicht zuletzt bei den Wählern, wenn Theorie und Praxis so weit auseinanderklaffen. Das war der fruchtbare Boden, auf dem der Beschluß zustandekam. Klar wurde aber auch ausgesprochen, daß Quotierung allein ein unzulängliches Mittel ist, eine Politik von und für Frauen zu machen. Ohne eine Veränderung der männlich definierten Aufgaben und Erwartungen, ohne eine Veränderung der Arbeitsbedingungen und Hilfestellungen wird’s nicht gehen. //zitatende//

Grünes Frauenforum: Auszug aus dem Programm, Druckbuchstaben und Handschrift

Arbeitskreis “Wie links ist die Grüne Alternative” am Grünen Frauenforum in Linz.

Außerdem beschäftigten sich die Grünen Frauen mit der Frage, wie links die Grüne Alternative ist und was unter “links” in diesem Zusammenhang zu verstehen war. Die Einsetzung eines Arbeitskreises zu “Frauen und Arbeitswelt” und “Sexualpolitik” im Rahmen der Programmdiskussion wurde angeregt. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. von Politik  und Familie und die frauenfreundliche Gestaltung von Politik wurden diskutiert.

Erziehung zur weiblichen Rolle

Eine Gruppe befasste sich mit der “Erziehung zur weiblichen Rolle”:

//zitat// Vom kürzeren Gestilltwerden bis hin zur größeren Anpassungsleistungen an die Bedürfnisse der Mutter werden Mädchen weniger verwöhnt. Dazu erhalten sie mädchenspezifisches Spielzeug, das weniger Anregungen bietet als das für ihre kleinen Brüder. Die Schule ist nach dem Einfluß der ersten Bezugspersonen ein wesentlicher Faktor der geschlechtsspezifischen Erziehung. Weiblich aufwachsen bedeutet zugleich benachteiligt aufwachsen. Zum Beispiel:

  • weniger Zuwendung der LehrerInnen
  • weniger ungestörten Raum in Klassen und auf Schulhöfen
  • weniger Arbeit mit aufwendigen technischen Materialien
  • wenig weibliche Vorbilder und positive Identifikationsfiguren

In der schulischen Erziehung herrscht ein offensichtlicher Mangel an Gleichberechtigung. //zitatende//

Antiarbeitskreis

Außerdem stand ein “Antiarbeitskreis” auf dem Programm, in dem von Erfahrungen, Gefühlen, Phantasien und Veränderungen die Rede sein sollte.

Übrigens: Da bei unserem Archivexemplar ein Teil der Einladung herausgeschnitten war, ist unsere Darstellung wohl nicht vollständig!

62/366: Kinder wollen wählen! Bioessen in Kindergärten und Schulen

062-kinder-wollen-waehlenBereits Anfang der 1990er Jahre setzten sich die Wiener Grünen für Bioessen in den Kindertagesheimen und Schulen ein, zeigt der Folder “Kinder wollen wählen!”. Die Hartnäckigkeit machte sich bezahlt: 2001 einigten sich SPÖ und Grüne auf die Steigerung des Bioanteils bei den Mahlzeiten in allen öffentlichen Einrichtungen der Stadt. 2002 wurde die Versorgung in den Kindergärten – 30.000 Mahlzeiten täglich an 365 Standorten – neu ausgeschrieben. Dabei war bei Fleisch und Fleischwaren ein Bioanteil von zumindest 30%, bei Milch und Milchprodukten ein Bioanteil von zumindest 85% und bei pflanzlichen Produkten ein Bioanteil von zumindest 30% vorgegeben – durchschnittlich 40%.  Ab 1. Jänner 2003 wurde diese Umstellung von der Firma Gustana realisiert.


//zitat// Nach wie vor werden die Kinder in den Tagesheimen und den meisten Schulen der Stadt Wien nicht mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft versorgt. Und das, obwohl es zahlreiche diesbezügliche Ankündigungen von Bürgermeister Häupl gegeben hat. Bei den Wiener Schulen ist die Situation zwar ein bißchen besser, aber auch hier wird meist konventionell gekocht.

Die Hauptargumente gegen eine Umstellung auf biologische Lebensmittel waren bisher die höheren Kosten. Recherchen der Grünen haben aber ergeben, daß eine Versorgung mit Bio-Menüs für Kindertagesheime wesentlich kostengünstiger zu haben wäre, als die Menüs des derzeitigen Monopol-Lieferant Gustana. Zudem gibt es von zahlreichen Kindern und Eltern immer wieder Beschwerden über die Zusammensetzung und Frische des Gustana-Essens. Trotzdem wurde der Gustana im Mai gegen die Stimmen der Grünen eine Preiserhöhung auf 790 Schilling pro Kind und Monat genehmigt, ohne auch nur Alternativangebote einzuholen.

Jährlich 20 Millionen sparen!

Ein den Grünen vorliegendes Alternativangebot, welches qualitativ zumindest gleichwertig ist, käme um mehr als 20 Millionen Schilling im Jahr günstiger, obwohl fast ausschließlich Produkte aus biologischer Landwirtschaft verarbeitet werden. Für jedes Kind werden somit pro Jahr ca. 1000 Schilling zuviel gezahlt.

Bei den Schulen der Stadt Wien gab es zwar eine Ausschreibung, die meisten Schüler werden aber nach wie vor mit Essen versorgt, das nicht mit biologisch hergestellten Produkten gekocht wird. Ein Wechsel der Lieferanten ist im Gegensatz zu den Kindertagesheimen bei den Schulen zumindest möglich, wenn sich die Eltern dafür engagieren!

Die Grünen fordern:

Sofortige Ausschreibung der Versorgung der Wiener Kindertagesheime.
Volle Wahlfreiheit für die Eltern und die Kinder.
Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft für Wiens Kinder.

Testen das Bioessen: Vizebürgermeisterin Grete Laska, die Gemeinderätinnen Sonja Kato und Sigrid Pilz und der Leiter der Magistratsabteilung 11, Dr. Hans Voigt. Foto: Presse- und Informationsdienst / Pressefoto Votava.

Testen das Bioessen: Vizebürgermeisterin Grete Laska, die Gemeinderätinnen Sonja Kato und Sigrid Pilz und der Leiter der Magistratsabteilung 11, Dr. Hans Voigt (Juni 2003). Foto: Presse- und Informationsdienst / Pressefoto Votava.

Die Vorteile:

✓ Fleisch kommt aus artgerechter Tierhaltung, keine Massentierhaltung!
✓ Verzicht auf vorbeugende Medikamente und Wachstumsförderer.
✓ Die Futtermittel sind ebenso biologisch erzeugt oder kommen vorn eigenen Hof.
✓ Bio-Lebensmittel sind garantiert gentechnikfrei.
✓ Keine langen Schlachtwege.
✓ Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
✓ Keine Chemie bei Lagerung und Haltbarmachen von Bioprodukten.
✓ Massiver Beitrag zum Umweltschutz. //zitatende//


Zum Weiterlesen

57/366: Von Eurokommunisten zu kritischen Christen

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die ersten grünen Abgeordneten, abgebildet in der Broschüre “The green party of Austria” (Grünes Archiv).

Der Bundesarbeitskreis “Frieden/Internationale Kontakte” der Grünen Bildungswerkstatt produzierte eine englischsprachige Broschüre, in der Entstehungsgeschichte, Wahlergebnisse und Ausrichtung der Grünen Alternative für ein internationales Publikum dargestellt werden. Erschienen ist sie vermutlich Ende 1988 / Anfang 1989, kann aus den angegebenen Wahlergebnissen und der Adresse des Bundesbüro geschlossen werden.


//zitat// A deficiency of the Austrian Greens is their lack of a detailed and comprehensive programme [das Grundsatzprogramm wurde tatsächlich erst 2001 beschlossen, Wahlprogramme und Programme zu einzelnen Themenbereichen gab es schon vorher, Anm.]. This is partly because of the very heterogeneous composition of “Die Grüne Alternative” which is the only progressive force in parliament (FPÖ is an oppositional party, too, but it criticizes the government for not being right-wing enough): “Die Grüne Alternative” comprises “euro-communists” (people that left KPÖ after the suppression of the “Prague Spring” in 1968) and Trotskyists (particularly in Vienna), ex-maoists and former SPÖ members as well as people coming from ALÖ, VGÖ and BIP, activists from local groups like “Bürgerliste” and KEL (“Koroška Enotna Lista“, a Carinthian list of the Slovene ethnic group) and critical christians, activists from the Hainburg movement, peace activists and unorganized individuals.

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Broschüre “The green party of Austria” (Grünes Archiv).

Thus, it’s not easy to find common standpoints on certain questions, for instance the privatization of Austria’s nationalized industry or the relation between parliamentary work and extra-parliamentary action. //zitatende//


 

Die gesamte Broschüre zum Download: 057-green-party-of-austria (PDF, 4 MB)

55/366: Streifzug durchs Menü – Grüne Bildungswerkstatt Wien 1990

055-gbw-wien-streifzug-coverEin Blick zurück in die Anfänge der Grünen Bildungswerkstatt (GBW) – am 3. Mai 1987 wurde die politische Bildungseinrichtung der Grünen am Kulturgelände Nonntal in Salzburg mit zehn Ländervereinen gegründet. In der Broschüre “Streifzug durch’s Menü” wurden die Schwerpunkte und Veranstaltungen der Wiener GBW für das erste Halbjahr 1990 präsentiert – durchaus auch eine allgemein programmatische Ansage. Obfrau war damals Sabine Hammer, Sekretär Ali Gronner.


//zitat// Die Grüne Bildungswerkstatt hat sich als Aufgabe gesetzt, grün-alternative Bildungsarbeit im Sinne der grundlegenden Prinzipien der neuen sozialen Bewegungen im allgemeinen und der Programmatik der Grün-Alternativen Parlamentspartei im besonderen zu formulieren.

Wir sehen es als Notwendigkeit, der ganzen bunten Palette geistiger Strömungen und Denkansätze ein Forum zu bieten. Daher sind in unsrerem pluralistischen Spektrum sowohl der Arbeitskreis Ökologie und Spiritualität als auch der Arbeitskreis Christ/inn/en und Grüne zu finden.

Die historischen Vorgänge, die sich vor unseren Augen in Mittel- und Osteuropa abspielen, können für die Arbeit der Grünen Bildungswerkstatt nicht folgenlos bleiben. Wir veranstalten daher ein großes Symposion, das sich mit der Stellung der zentraleuropäischen Staaten und ihrem Beitrag zum gemeinsamen Haus Europa beschäftigt.

Der 35. Jahrestag des österreichischen Staatsvertrages ist uns Anlaß, eine Errungenschaft der Nachkriegszeit näher zu beleuchten, deren Bedeutung heute zusehends geleugnet wird: die immerwährende Neutralität Österreichs. Für all jene, die wachen Sinns die Prozesse der europäischen Einigung verfolgen wollen, bieten wir eine Veranstaltungsreihe an, die die notwendige Kenntnis der europäischen Institutionen vermitteln soll: Das Gemeinsame Haus Europa. Die jüngsten Entwicklungen – und zwar sowohl die demokratischen Revolutionen in den realsozialistischen Ländern, als auch die Niederungen der österreichischen Innenpolitik (STAPO, Noricum etc.) – haben die Notwendigkeit einer starken Demokratiebewegung auch in unserem Land deutlich gemacht. Der AK Demokratie soll  dazu einen Beitrag leisten. Weiterlesen

52/366: Let’s have a party

Elisabeth Gehrer auf einem BierdeckelDieser Bierdeckel der Europäischen Grünen, der neben anderen Bierdeckeln im Grünen Archiv verwahrt wird, spielt auf die ÖVP-Politikerin Elisabeth Gehrer an. Gehrer, zu diesem Zeitpunkt Bildungsministerin und Vizeobfrau der Volkspartei, hatte in einem Interview zu einer möglichen “Pensionistensteuer” den Ball an die junge Generation zurückgespielt: “Was macht das Leben lebenswert? Etwa wenn man von Party zu Party rauscht, ist es das Single-Leben?” (Quelle: Die Presse, 22. August 2003; Der Standard, 5. Oktober 2006).

Das Plakat für die Europawahl 2004 wurde auch auf Bierdeckel gedruckt und österreichweit in dreihundert Student_innenlokalen aufgelegt. Das Sujet stammt von Gerhard Haderer und wurde von dem Spitzenkandidaten der Grünen, Johannes Voggenhuber, im Mai 2004 vor der Wirtschaftsuniversität Wien präsentiert (Quelle: Der Standard, 29. Mai 2004).

Bei der Wahl legten die Grünen übrigens um 3,60 Prozentpunkte auf 12,89 Prozent zu.

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