Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Kategorie: Archiv-Fundstuecke (Seite 4 von 8)

Fundstücke aus dem Grünen Archiv und anderen Archiven

199/366: Fliegender Sonderabfall. Von Draken und Luftballons

Anfrage von Peter Pilz und FreundInnen zu den Draken.

Anfrage von Peter Pilz und FreundInnen zu den Draken (1988).

“In der direkten Gegenüberstellung ist von Vertretern Ihres Ressorts darauf hingewiesen worden, daß der Draken dem Luftballon in der Luftbegegnung unterlegen ist. Welche Hindernisse stehen der Einführung des Luftballons in der Fliegerdivision noch im Wege?”

Im Grünen Rundbrief vom 23. Juni 1988 wurde die “Anfrage der Abgeordneten Pilz und Freunde an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffs fliegendem Sonderabfall” abgedruckt. Minister Robert Lichal musste sich darin als “biblische Plage” bezeichnen lassen.


Österreich hat jetzt Draken, Lichal und die Frage, was die restlichen fünf biblischen Plagen noch sein können. Seit die Draken in der Steiermark ihr bestes geben, steigt natürlich auch der Wissensdurst der grünen Abgeordneten, der nur vom Kriegsminister entsprechend gestillt werden kann. Bei Sonnenschein, vollkommener Windstille, trockener Landebahn und intaktem Kraftstoffanzeiger stellen die unterfertigten Abgeordneten an den BMLV daher folgende Anfrage:

1. Wie die anderen Österreicher auch lieben die Draken das schöne Wetter und ziehen sich vor dem schlechten mit Grausen zurück. Um den Luftkrieg über Österreich sicherstellen zu können, bedarf es daher des Verständnisses der potentiellen Kontrahenten. Welche Vorkehrungen und Vereinbarungen haben Sie daher getroffen um sicherzustellen, daß Luftraumverletzungen sowie Luftkrieg nur bei trockenem Wetter, Sonnenschein und Windstille vorgenommen werden?

Kriegswettervereinbarung

2. Werden Sie versuchen, mit den potentiellen Kombattanten eine Kriegswettervereinbarung, die auf das Draken-Wetter Rücksicht nimmt, zu schließen?

3. Sehen Sie eine Möglichkeit, durch technische oder sonstige Vorkehrungen für den Draken einen windgeschützten Luftraum zu Verfügung zu stellen? Weiterlesen

198/366: 10 grüne Punkte für die Ostregion ohne Stau

10 grüne Punkte für die Ostregion (1997)

10 grüne Punkte für die Ostregion, veröffentlicht in der “Distel” der Penzinger Grünen 4/1997

Die niederösterreichischen und die Wiener Grünen starteten 1997 gemeinsam die Kampagne “Ostregion ohne Stau”. Mit “10 grünen Punkte für die Ostregion” wollten sie die alltäglichen Verkehrsprobleme in den Griff bekommen. “Frühstück im [PendlerInnen-]Zug” und “Sitzplatzgarantie” klingen immer noch verheißungsvoll…


Die täglichen Megastaus in der Ostregion müssen von Wien und NÖ gemeinsam bekämpft werden. Die Grünen starten die Offensive Ostregion ohne Stau – neue Konzepte statt uralte Rezepte. Das 10-Punkte-Programm ist auch eine Hoffnung für die geplagte Bevölkerung der Westeinfahrt, denn auch viele Penzinger Verkehrsprobleme haben Wurzeln im niederösterreichischen Umland und sind daher ein Thema für Wien und Niederösterreich.

  1. Mehr “Bürgernahe Planung” vermeidet Verkehr: Fußläufig erreichbare Geschäfte statt Mega-Centers, Bahnhöfe mit zusätzlichen Serviceangeboten statt neuer Autobahnen.
  2. Mehr Regionalverbindungen im 15-und 30-Minuten-Takt: Ein wichtiger Schritt zur Attraktivierung: die Schnellbahn muß öfter fahren – am besten im Takt. Diese Fahrpläne merkt sich jeder.
  3. Mehr direkte Busse zu Terminals bei den U-Bahn-Endstellen: In Umlandgemeinden ohne Schnellbahnstation sollen Busse alle 15 Minuten direkt bis zur nächstgelegenen U-Bahn fahren.
  4. Mehr Service und Qualität für die Fahrgäste: “Frühstück im Zug”, eine “Sitzplatzgarantie” für die Fahrgäste, alle Bushaltestellen mit Wetterschutz und Beleuchtung u.v.a.m.
  5. Mehr Geld für die Verkehrsideen der Gemeinden: Selbst die beste Schnellbahn nützt wenig, solange der Bahnhof schlecht erreichbar ist. Die Gemeinden brauchen daher Unterstützung für lokale Verkehrskonzepte. Dazu soll es einen Verkehrsfond mit 1 Milliarde Schilling pro Jahr geben.
  6. Mehr Komfort mit dem neuen Wiener Schnellbahnring: Die Schienen für einen Ring sind vorhanden. Man muß sie nur befahren. Der Schnellbahnring schafft neue Verbindungen und spart ein- bis zweimal Umsteigen.
  7. Brigid Weinzinger verteilte heute vormittag im Rahmen der Kampagne "Ostregion ohne Stau" Krapfen, Kaffee sowie aktuelle Zeitungen an Fahrgäste auf insgesamt sieben S-Bahn-Strecken. Bild: APA OTS/Die Grünen.

    Brigid Weinzinger verteilte Frühstück und Zeitungen an Fahrgäste auf den S-Bahn-Strecken. Bild: APA OTS/Die Grünen.

    Mehr Güter auf die Schiene – Moderne Logistikzentren für die Güterverteilung: Die Bahn muß aufholen. Die Lkw-Speditionen sind ihr um Längen voraus. Neue Servicezentren bringen den Umschwung.

  8. Mehr Effizienz durch einen “Planungsminister” für die Ostregion: Wien, Niederösterreich und Burgenland sollen künftig einen einzigen verantwortlichen “Planungsminister” haben. Dann fällt endlich die alte Ausrede weg: “Tut mir leid, ich bin nicht zuständig.”
  9. Mehr Jobs in die Regionen: Eine bessere Schienen-Infrastruktur bringt den Regionen auch mehr Chancen. Betriebe können den Versand leichter abwickeln und das ÖBB-Datennetz schafft auch neue Möglichkeiten auf dem Daten-Highway.
  10. Mehr Geld für den Öffentlichen Nahverkehr statt für den Transitverkehr: Das Grüne Konzept ist klar: 50 Milliarden für die Umsetzung dieses “Anti-Stau-Paketes”. Das Geld ist vorhanden: Durch Verzicht auf neue Autobahnprojekte, Einführung des Lkw-Roadpricing und Ausbau der Parkraumbewirtschaftung.

Zum Weiterlesen

Schnellbahnaktionstag der Grünen, APA OTS, 24. November 1997

195/366: Bundesländerfritz. Entscheidungsstruktur der Alternativen Liste Oberösterreich

Die Entscheidungsfindung in der Alternativen Liste Oberösterreich erfolgte nach dem Subsidiaritätsprinzip: “Jede Entscheidung soll in der untersten möglichen Ebene getroffen werden und darf von oberen Ebenen nicht aufgehoben oder praktisch unmöglich gemacht werden”. Um zu verstehen, welcher Organisationsteil mit welchen Personen und “Fritzen” in welcher Verbindung steht, muss man die Darstellung wohl länger studieren 😀

Entscheidungsfindung bei der Alternativen Liste Oberösterreich.

Entscheidungsfindung bei der Alternativen Liste Oberösterreich (Grünes Archiv Oberösterreich).

194/366: Jugendliche brauchen Freiräume. Berufsschülertage 1995

194-berufsschuelertage-pilz-jerusalem“Mehr als die Hälfte der österreichischen Jugendlichen absolviert eine Lehre. Trotzdem sind Lehrlinge nach wie vor die Stiefkinder der Nation. Eine vergessene Mehrheit. Jede bildungspolitische Debatte dreht sich um Volksschule, Hauptschule, Mittelschule, Universität. Über die Berufsschule wird kaum geredet”. Hat sich an dieser Diagnose von Peter Pilz aus dem Jahr 1995 viel geändert, was meint Ihr?

Zu den Berufsschülertagen, die im April 1995 im Wiener Rathaus stattfanden, veröffentlichten die Wiener Grünen eine Broschüre mit Informationen für Jugendliche in Lehrausbildung.

Download der ganzen Broschüre: 194-berufsschuelertage-wien-1995 (PDF, 2 MB)


Jugendliche brauchen Freiräume – Susanne Jerusalem, Gemeinderätin

Jugend ist eine Zeit des Experimentierens. Jugendliche brauchen Freiräume, die nicht von Erwachsenen dirigiert und kontrolliert werden. Politik hat die Aufgabe, diese Freiräume zu schaffen. Jugendliche haben das Recht, in Angelegenheiten, die sie betreffen, informiert zu werden, mitreden und mitentscheiden zu können. Dieses Recht ist in der UNO-Konvention “Über die Rechte des Kindes” verankert. Österreich hat unterschrieben und damit die Verpflichtung übernommen, die Bestimmungen der Konvention einzuhalten. Bis zur Verwirklichung dieser Rechte ist noch ein langer Weg zurückzulegen. Die Grünen sagen: “Der Alltag von Jugendlichen muß demokratisch werden!” Die Grünen fordern aber auch eine Herabsetzung des kommunalen Wahlalters, denn wer alt genug ist, um eine Lehre zu absolvieren, muß auch alt genug zum Wählen sein. Alle Jugendlichen sollen die Chance haben, selbstbewußt, eigenverantwortlich und aktiv zu sein. Um Chancengleichheit herzustellen, muß die Stadt Maßnahmen im Interesse von einkommensschwachen und diskriminierten Jugendlichen treffen.

Lehrlinge haben keine Lobby – Peter Pilz, Klubobmann der Grünen im Rathaus

Mehr als die Hälfte der österreichischen Jugendlichen absolviert eine Lehre. Trotzdem sind Lehrlinge nach wie vor die Stiefkinder der Nation. Eine vergessene Mehrheit. Jede bildungspolitische Debatte dreht sich um Volksschule, Hauptschule, Mittelschule, Universität. Über die Berufsschule wird kaum geredet. Aus gutem Grund, denn: Lehrlinge haben keine Lobby. Dem Staat ist ein Schüler in der Berufsbildenden Höheren Schule jährlich 60.000 Schilling [4360 EUR, Anm.] wert – ein Schüler in der Berufsschule hingegen nur 6.000(!) Schilling [436 EUR]. Schüler und Studenten haben eine Interessensvertretung. Lehrlinge werden nach wie vor irgendwo zwischen Betrieb und Berufsschule hin und hergeschoben. Der Grund dafür ist einfach: Lehrlinge sind zwar alt genug, um zu arbeiten, wählen dürfen sie allerdings nicht, denn: Lehrlinge haben keine Lobby. Das muß – und das kann sich ändern – wenn Lehrlinge selbst was ändern. Wer sagt, daß man nichts gegen Schikanen in der Ausbildung machen kann? Wer sagt, daß Lehrlinge widerspruchlos jede Arbeit machen müssen? Und wer sagt, daß ihnen von der Jugendkultur nur die Brösel zustehen? Wir machen Lehrlingen ein Angebot: Wenn Ihr selbst was unternehmt, wenn Ihr selbst was ändern, was Neues machen wollt, dann reden wir drüber, wie wir das unterstützen können. Damit auch da was in Bewegung kommt.

187/366: Ärger mit Behörden? Rent-a-demo hilft Ihnen

Rent-a-demo (1987)

Rent-a-demo (1987)

Falls Sie ein Anliegen haben und bezahlte Berufsdemonstrierer_Innen benötigen, ist die Grüne Bildungswerkstatt Oberösterreich gerne behilflich. Dieses – dreimal unterstrichen! – SATIRISCHE Fundstück stammt aus dem Grünen Archiv Oberösterreich und wurde 1987 veröffentlicht 🙂


Ärger mit Behörden? Nachbarn? Vorgesetzten? Diesem Scheißstaat? Rent-a-Demo hilft Ihnen.

Nutzen Sie Ihr Grundrecht auf Widerstand! Wählen Sie aus unserem reichhaltigen Angebot!

  • Mini-Demo (für Preisbewußte): 1 Original-Hausbesetzer auf Öko-Fahrrad. Dauer: 5 Minuten.
  • Standard-Demo: 30 Teilnehmer, teilweise vermummt, inkl. 1 Liedermacher. Dauer: 30 Minuten.
  • Super-Gala-Demo (für den verwöhnten Geschmack): 100 Teilnehmer, inkl. 15 Punker, 3 Kleinkinder; 2 ev. Pastoren (mit Talar 10% Aufschlag), sowie garantiert echte mittelamerikanische Freiheitskämpfer. *) Dauer: 90 Minuten.
    *) Stillende Mütter auf Anfrage.


    Download als PDF: 187-rent-a-demo (0,6 MB)

182/366: Die Fans vom anderen Ufer. Homophobie im Fußball

Fans vom anderen Ufer. Broschüre der Wiener Grünen

Fans vom anderen Ufer. Broschüre der Wiener Grünen

Unser heutiges Archivfundstück haben wir passend zur Fußball-Europameisterschaft ausgewählt: 2006 veröffentlichten die Wiener Grünen eine Broschüre zum Thema Homophobie im Fußballsport. Marco Schreuder, damals Wiener Gemeinderat und Sprecher der Grünen Andersrum, in seinem Vorwort: “Bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland werden wieder Millionen Menschen weltweit gebannt die Spiele verfolgen, bis feststeht, wer sich Weltmeister nennen darf. Fußball wird das Hauptthema in Büros, in Familien, unter Nachbarinnen und auf den Straßen sein, die Welt scheint nur noch ein einziges Gesprächsstoff kennen. Für Lesben, Schwule und TransGender gilt die Welt rund um die angeblich ‘bedeutendste Nebensache der Welt’ aber immer noch als eine, zu der sie nicht gehören können, wollen oder zu der sie keinen Zugang finden. Und wenn sie dazu gehören, wird die sexuelle Orientierung lieber versteckt. Das gilt für Fans und für SpielerInnen”.

Download der gesamten Broschüre: 182-fans-vom-anderen-ufer (PDF, 5 MB)

Im Blog bringen wir den Beitrag “Fußballfans sind keine besseren Menschen” von David Ellensohn. Ein Zitat daraus zum Einstieg: “Wenn Fanblöcke rassistische Reime schmettern, dann wendet sich manch manierliches Bürgerkind mit Grausen ab. Wenn hingegen die derzeitige Bundesregierung die Asylgesetze verschärft, fehlt bei eben diesen die notwendige schonungslose Kritik”.


// Fußballfans sind nationalistisch, rassistisch, antisemitisch und homophob. Auch. Fußballfans sind wie Politiker und Politikerinnen, sind wie Lehrlinge, sind wie Studierte. Im österreichischen Parlament sitzen Rassisten, im Bundesrat versitzen Holocaust-Verharmloser ihre wertlose Zeit, Regierungsmitglieder treten offen gegen gleiche Rechte für Schwule und Lesben auf. Aber wenn sich in Fußballstadien nicht nur freundliche, weltoffene, tolerante Menschen die Zeit vertreiben, dann schaut so manche und so mancher pikiert und trägt ein überraschtes Gesicht zur Schau. Im österreichischen Parlament sitzen Anti-Rassisten, im Bundesrat wird das Verharmlosen des Holocaust angeprangert und irgendwann werden nicht nur spanische und holländische Regierungsmitglieder offen für gleiche Rechte von Schwule und Lesben eintreten. Fußballfans sind wie Politiker und Politikerinnen. Fußballfans denken international, antirassistisch, antifaschistisch und setzen sich für Schwule und Lesben ein. Auch.

Ich bin Fußballfan

Ich bin Fußballfan, drücke dem FC Liverpool des öfteren auch live an der Anfield Road die Daumen, pilgere ins Happelstadion, um Hickersbergers Schützlingen auf die Beine zu schauen und zittere bei der WM einmal mehr ergebnislos mit meinem Mutterland England mit. Weiterlesen

175/366: Andreas Wabl: Von Flüssen und Menschen

Umweltschutz oder soziales Engagement? “Der ermüdende Streit über die Prioritätenliste (z.B.: Was ist wichtiger, der Fluß oder das soziale Elend eines Haftentlassenen?) ist rasch entschieden, wenn anstehende Probleme radikal und konsequent diskutiert werden und danach gehandelt wird. Die Frage nach der Verschmutzung eines Flusses ist nicht zu trennen von der Frage des Schicksals jener Menschen, die in der verschmutzenden Fabrik arbeiten”, konstatierte der grüne Nationalratsabgeordnete Andreas Wabl 1998 in der Zeitschrift MOZ.

Download im Original-Layout: 175-wabl-gruene-perspektiven (PDF, 0,2 MB)


Andreas Wabl zeigt 1998 grüne Perspektiven auf.

Andreas Wabl zeigt 1998 grüne Perspektiven auf.

// Statt einer radikalen politischen Diskussion über soziale Gerechtigkeit und Zugängen zu den Ressourcen unserer Erde wird über die schiefe Optik von Renten und Abfertigungen diskutiert. Die Ausbeutung der Natur ist ein fürchterliches Nebenprodukt der sinnlosen Aneignung sämtlicher verfügbarer Güter zugunsten des Einzelindividuums ohne Rücksicht auf die eigene drohende Vernichtung. Das Unverständnis dafür, daß nur eine gemeinsame Lösung aller Völker eine wirkliche Lösung ist, vernebelt uns den Blick und verhindert, aus der augenblicklichen Lähmung auszubrechen. Die qualitativen und quantitativen Sprünge, die sich durch größere und kleinere “Erdbeben”, vor allem im Osten ankündigen, müssen von der Grünbewegung unterstützt und verständlich gemacht werden.

Vielschichtigkeit und Vernetzung unserer Erde

Der historische Zufall, daß die Grünbewegung an bestimmten Krisenpunkten entstanden ist, verpflichtet, die Vielschichtigkeit und Vernetzung unserer Erde sichtbar zu machen. Immer wieder erhebt sich gerade in der Grünbewegung der Streit über die Prioritäten unserers politischen Handelns. Die Frage, wo zuerst anzusetzen ist und wer unsere Verbündeten sind, ist einzig und allein aus dem augenblicklichen Zustand unserer Situation heraus zu beantworten.

Bewahren der Natur im Zusammenhang mit allen anderen gesellschaftlichen Problemen

Der augenblickliche Zustand wird auf Grund der unterschiedlichen Betroffenheit anders interpretiert, doch steht außer Zweifel, daß das ökologische Desaster das Grünthema beherrscht. Wenn auch die Wurzeln der Alternativ- und Grünbewegung vielfältiger und bunter sind (als Beispiele: Emanzipationsbewegung, Friedensbewegung, Bürgerinitiativen, “DritteWelt”-Gruppen usw.), so ist doch in Österreich das konservative Grünthema der häufigste Ausgangspunkt politischen Handelns. Daß das Bewahren der Natur, die uns Menschen umgibt, nur im Zusammenhang mit allen anderen gesellschaftlichen Problemen zu sehen ist, erklärt sich aus dem vernetzten Denken und Handeln, welches notwendigerweise der Eindimensionalität der ökonomisierten politischen Landschaft gegenübergestellt werden muß. Der ermüdende Streit über die Prioritätenliste (z.B.: Was ist wichtiger, der Fluß oder das soziale Elend eines Haftentlassenen?) ist rasch entschieden, wenn anstehende Probleme radikal und konsequent diskutiert werden und danach gehandelt wird.

Die Frage nach der Verschmutzung eines Flusses ist nicht zu trennen von der Frage des Schicksals jener Menschen, die in der verschmutzenden Fabrik arbeiten.

Die konsequente Auseinandersetzung läßt uns zwingenderweise immer wieder auf soziale und andere Probleme stoßen, die uns verdeutlichen, was einige von uns offensichtlich vergessen haben: nämlich, daß wir selbst ein Teil der Natur sind. Weiterlesen

174/366: Green Europe? A green view on European integration

The Green party of England, Wales and Northern Ireland: Green Europe? A green view on European integration

The Green party of England, Wales and Northern Ireland: Green Europe? A green view on European integration (1993)

Morgen entscheidet die Bevölkerung Großbritanniens über den sogenannten Brexit, den freiwilligen Austritt aus der Europäischen Union. Passend dazu haben wir heute einen Text der Grünen Partei von England, Wales und Nordirland ausgewählt: In der Broschüre “Green Europe? A green view on European integration” aus dem Jahr 1993 listet die Green Party auf, was ihrer Meinung nach falsch läuft auf europäischer Ebene.

Shortly before his death, Jean Monnet, the father of the European Economic Community, confided to a friend that if he were beginning all over again he would aim for the Community to be founded not on economics but on culture.

Außerdem entwirft die Green Party die Vision eines “grüneren Europa” – ein Auszug daraus heute im Blog – und beschreibt die Maßnahmen, durch die man dieses Ziel erreichen kann. Übrigens: Die britischen Grünen sprechen sich heute – mit dem Slogan “we’re fairer, safer and greener in Europe” – für den Verbleib in der EU aus.


A new future

When confronted with the vision of the politicians’ Europe, it is difficult to imagine how the momentum in favour of the European superstate could ever be arrested. The scale of change that needs to take place if communities are to be protected and our ecology preserved is immense. Heads of State will agree with the need for change towards “sustainability” in principle when it is discussed in an abstract way at international conferences, but they will not allow it to interfere with their traditional concerns for increasing economic growth in the blind belief that in this way the national interest is best served.

Sustainability

What has the EU done for the environment? (2016)

What’s the EU done for the environment? (2016)

Current economic priorities such as the control of inflation and the creation of economic growth will have to take a back seat to the goal of ecological sustainability. A sustainable economy is, quite simply, one which can continue indefinitely; it is an economy which does not consume resources faster than they can be replaced; which does not produce emissions in greater quantities than can be safely absorbed; which has a stable level of population. Each of these features are self-evidently necessary, without them our survival systems will eventually break down. Their achievement fundamentally questions traditional notions of economic growth and technological progress, and therefore the rationale behind the policies which are consequently pursued. Weiterlesen

169/366: Wiedergefunden auf Zeit

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

“Wiedergefunden auf Zeit. Neue Briefe aus der verlorenen Nachbarschaft samt Dankreden, Laudationes und einer Würdigung dreier Wienerinnen, die in New York die Shoa überlebten” wurde von Thierry Elsen, Ingrid Popper und Werner Rotter in Zusammenarbeit mit der Grünen Bildungswerkstatt Wien herausgegeben und ist im Jahr 2000 bei Mandelbaum erschienen. Das Buch dokumentiert das Projekt “Verlorene Nachbarschaft” aus Wien, gibt die Laudatio anlässlich der Verleihung der Friedrich-Torberg-Medaille an die Initiator_innen und die Dankesworte wieder und enthält den Briefwechsel mit einigen Menschen, die aus Wien vertrieben wurden.

Im Projekt “Verlorene Nachbarschaft” wurde die 1938 stark beschädigte bzw. 1940 zerstörte Synagoge in der Neudeggergasse 12 für sechs Wochen “wiedererrichtet” –  als Bild auf einer Folie, die auf dem heute an dieser Stelle stehenden Gemeindebau befestigt wurde:

Eine Schutzhaut, die man mitnehmen kann

// Vor der Synagoge stand ein Zelt, ein flüchtiger Ort, eine Schutzhaut, die man mitnehmen kann. Es ist ein Ort des Kommens und Gehens. Ein Ort des Wortes. Menschen, die früher einmal hier lebten, haben wir eingeladen, zu uns zu kommen, in das Zelt und zu erzählen von früher, als sie noch unsere Nachbarn waren. Manche haben wir besucht und ihre Erinnerungen auf Video aufgenommen. Und wir wollten Nachbarinnen und Nachbarn aus dem Bezirk einladen, ihre Erinnerungen mit-zu-teilen… einer des anderen Nachbar…” // (Quelle)

Geleitwort von Mercedes Echerer

Hier ein Auszug aus dem Geleitwort von Mercedes Echerer, zu dieser Zeit grüne Europaabgeordnete und Schauspielerin, die den literarischen Abend “Assimilationen” im Rahmen des Projekts mitgestaltet hatte.


//zitat// Die Summe aller Teile ergibt noch kein Ganzes. Die kleinsten Regionen, puzzleartig zusammengesetzt, selbst wenn alle penibel vollständig erfasst sind, ergeben noch lange kein Europa. Gerade die Aufmerksamkeit auf den Mikrokosmos rund um die ehemalige Synagoge in der Neudeggergasse verwies mit der Wiedererrichtung der Fassade auf den Verlust von Religion und Kultur des Wiener Judentums.

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

Wiedergefunden auf Zeit. Wien: Mandelbaum 2000 (Grünes Archiv)

Die ausgeschürften Bergwerke, die niedergerissenen und wiedererbauten Stadtviertel, die zerstörten Landschaften und vor allem die Adressenverzeichnisse der Jahre bis 1938 dokumentieren die vielen Aspekte eines Kontinents, dessen Verluste nicht durch die gemeinsamen wirtschaftlichen Anstrengungen ersetzt werden können. Versuche, die auselaugte Substanz der Gegenwart zu übertünchen, schlagen gerade darum fehl, weil die Farben der verlorenen Qualitäten die größtenteils farblose und entseelte Sprache der modernen Politik unweigerlich durchbrechen. Weiterlesen

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