Vorsicht! Hochspannung. Dieses Plakat hätte bei einem Ja zu Zwentendorf plakatiert werden sollen.

Vorsicht! Hochspannung. Dieses Plakat hätte bei einem Ja zu Zwentendorf plakatiert werden sollen.

Heute zeigen wir eine besondere Rarität. Dieses Plakat wurde 1978 gedruckt. Man befürchtete, dass die Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf für das Kraftwerk ausgehe. Da sich aber wie erhofft eine – mit 50,5 % knappe – Mehrheit der Wähler_innen dagegen aussprach, wurde das Plakat wieder eingestampft. Piet Grusch konnte damals ein Exemplar retten und übergab es kürzlich dem Grünen Archiv. Das Plakat wurde von der FÖJ – Bewegung für Sozialismus veröffentlicht.


SPÖ Wir danken

Wir danken Ihnen für Ihr JA zu Zwentendorf, denn die Folgen eines NEINS wären nicht auszudenken gewesen: nicht nur, dass wir Zwentendorf nicht hätten in Betrieb nehmen können – unsere ganze bisherige Politik wäre in Gefahr gekommen: wenn Sie gegen Kernkraftwerke sind, nur weil sie Gefahren mit sich bringen, könnten Sie ja auch auf die Idee kommen, beispielsweise den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel zu fordern, nur, weil Autos Gefahren für das Leben des einzelnen und die Umwelt bedeuten. Dann könnten Sie ja auch genausogut auf die Idee kommen, daß es nicht nur um die Erhaltung irgendwelcher Arbeitsplätze geht, sondern um die Schaffung humaner Arbeitsplätze.

Das alles haben Sie mit Ihrem JA verhindert, und dafür danken wir Ihnen. BRUNO [Kreisky, Anm.]

ÖVP Wir danken

Wir danken Ihnen für Ihr JA zu Zwentendorf, weil Sie sich von unserer NEIN-Wahlempfehlung nicht haben verwirren lassen. Sie haben begriffen, daß wir selbstverständlich für die Kernenergie sind, aber nicht für die der SPÖ. Schließlich können wir für uns in Anspruch nehmen, von Anfang an bei Planung und Bau mitgewirkt zu haben. Auch haben unsere Vertreter und Parteifreunde in den Landeselektrizitätsgesellschaften, der Industriellenvereinigung und der Bundeswirtschaftskammer nie daran zweifeln lassen, daß sie für die Inbetriebnahme sind.

Schließlich kann es passieren, daß wir nach den nächsten Wahlen für die Energiepolitik verantwortlich sind — zumindest hoffen wir das — und dann wäre Ihr NEIN recht hinderlich, den weiteren Ausbau der Kernenergie voranzutreiben. JOSEF [Taus, Anm.]

FPÖ Wir danken

Wir danken Ihnen für Ihr JA zu Zwentendorf. Vielleicht entstand der Eindruck, daß wir gegen die Inbetriebnahme sind. Aber da wir uns auch weiterhin bemühen, in eine Regierung, egal mit wem, hineinzukommen, haben wir immer klar gesagt: wir sind für die friedliche Nutzung der Kernenergie, sobald das Problem der Atommüllagerung gelöst ist. Und sobald wir in der Regierung sind, können wir ja bestimmen, wann das Atommüllproblem gelöst ist. Wir wollen nur darauf hinweisen, daß unser Vertreter in der Salzburger Landeselektrizitätsgesellschaft noch nie gegen die Beteiligung an Zwentendorf gewesen ist. ALEXANDER [Götz, Anm.]

KPÖ Wir danken

Wir danken Ihnen für Ihr JA zu Zwentendorf. Man kann von unserer Partei doch nicht im Ernst erwarten, daß wir dagegen sind, wo doch in den Ländern des realen Sozialismus schon etliche Atomkraftwerke mit weitaus geringeren Sicherheitsauflagen betrieben werden. FRANZ [Muhri, Anm.]