Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: Europa (Seite 4 von 5)

Europäische Union, Europapolitik

91/366: Grüne Standortbestimmung auf dem Bundeskongress

Vor zwanzig Jahren, vom 29. bis zum 31. März 1996, fand in Linz der 14. Bundeskongress der Grünen statt. Neben einer Diskussion zum Thema “Grüne Standortbestimmung” wurden die Bundesfunktionen neu gewählt. Neuer Bundessprecher wurde der Wiener nicht-amtsführende Stadtrat Christoph Chorherr, Bundesgeschäftsführerin wurde die Nationalratskandidatin von 1995, Ulrike Lunacek. Der neue Bundesvorstand bestand weiters aus Thomas Blimlinger (Finanzreferent), Silvia Buschenreiter, Franz Klug, Gabriela Moser und Johannes Voggenhuber. Vom Parlamentsklub wurde Madeleine Petrovic, von der Grünen Bildungswerkstatt Doris Pollet-Kammerlander in den Bundesvorstand entsandt.

Außerdem wurde die Liste für die Europaparlamentswahl gewählt: Sie wurde von Johannes Voggenhuber und der Wiener Gemeinderätin Hannelore Weber angeführt.

89/366: Miljöpartiet: Nimm doch mal den grünen Kamm

Die österreichischen Grünen waren von Beginn an – und schon lange vor Österreichs EU-Beitritt – auf europäischer Ebene gut vernetzt.  Das spiegelt sich natürlich auch in den Beständen wieder, die wir ins Grüne Archiv bekommen. Heute werfen wir einen Blick nach Schweden, zur Umweltpartei Miljöpartiet de gröna, von der wir kürzlich diese schönen Postkarten übernommen haben. Sie dürften aus den späten 1980ern stammen. Wer unsere laiinnenhafte Übersetzung der Texte auf den Karten korrigieren möchte: nur zu! 🙂

Unser Favorit ist der Hahn mit grünem Kamm – wage es, anders zu sein!


85/366: Neubau ist grün. Blimlinger wird Bezirksvorsteher

Torte mit grüner Glasur, Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger und Madeleine Reiser schneiden Torte an

Der angehende Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger und seine Stellvertreterin Madeleine Reiser schneiden zur Feier der grünen Bezirksvorstehung in Wien-Neubau die grüne Torte an. Fotos: Archiv der Grünen Neubau.

Heute vor fünfzehn Jahren, am 25. März 2001, stellten die Wiener Grünen erstmals einen Bezirksvorsteher: der Volkswirt und Trafikant Thomas Blimlinger und sein Team erreichten im Bezirk Neubau 32,55 Prozent bei den Bezirksvertretungswahlen – bei den Gemeinderatswahlen sind es 27,53 Prozent. In diesem Bezirk waren die Grünen übrigens schon einmal auf Platz 1 gewesen, nämlich bei der Wahl zum Europaparlament im Jahr 1999.


Die Grünen verzeichneten bei den zeitgleich stattfindenden Gemeinderatswahlen generell starke Gewinne, steigerten sich auf elf Mandate und erreichten 89.395 Stimmen, das sind 12,45%. Neue nicht-amtsführende Stadträtin wurde Integrationssprecherin Maria Vassilakou, als GemeinderätInnen wurden am 27. April Christoph Chorherr, Cécile Cordon, David Ellensohn, Susanne Jerusalem, Günter Kenesei (wechselte später zur ÖVP), Rüdiger Maresch, Martin Margulies, Sigrid Pilz, Marie Ringler, Claudia Sommer-Smolik und Monika Vana angelobt. Zum Bundesrat – eine Position, die den Grünen aufgrund des Wiener Wahlergebnisses erstmals zusteht – wurde auf einer Landesversammlung der Wiener Grünen am 17. April 2001 der bisherige Mediensprecher Stefan Schennach (wechselte später zur SPÖ) gewählt.

Das Wiener Gemeinderatswahlergebnis 2001 war im 7. Bezirk (27,53%) am besten, im 11. Bezirk (6,34%) am schlechtesten. Bei den Bezirksvertretungswahlen kamen die Grünen auf insgesamt 166 Mandate und durchschnittlich 13,32% (mit 95.602 Stimmen). In der traditionellen Hochburg Neubau errangen die Grünen mit 32,55% und 13 Mandaten Platz 1 und stellten mit Thomas Blimlinger erstmals einen Bezirksvorsteher. Erste Stellvertreterin wurde Madeleine Reiser († Juli 2014). In den Bezirken Josefstadt (24,54%) und Mariahilf (24,91%) wurde der zweite Platz nur um 17 bzw. 106 Stimmen verfehlt. Über 20% erzielten die Grünen auch in den Bezirken Wieden (22,10%) und Alsergrund (21,23%). Die schwächsten Ergebnisse wurden in Favoriten (7,92%, vier Mandate) und Simmering (6,77%, drei Mandate) erzielt.

Eine Überraschung brachte das erstmals gesondert gezählte Wahlverhalten der nur auf Bezirksvertretungsebene stimmberechtigten in Wien lebenden EU-BürgerInnen: Unter diesen wählten 2.966 die Grünen, das sind 42,51%.

75/366: Green thinking for global linking. Freda spricht in Schweden

Einladung zum internationalen Kongress "Green thinking, global linking"

Der Kongress “Green thinking, global linking” fand von 28. bis 30. August 1987 in Stockholm statt. Die 118-seitige Broschüre befindet sich im Grünen Archiv.

“Green is the societal answer to the dangers of existential destruction and to the new miseries of our time” (Freda Meissner-Blau). Die schwedischen Grünen, die miljöpartiet de gröna, organisierten im August 1987 “Green thinking for global linking”, einen internationalen grünen Kongress in Stockholm, an dem über dreihundert Personen aus drei Kontinenten teilnahmen: “It showed the world that we are many, we are serious, we belong to a global movement and our issues are being responded to in one country after another”, lautete das Resümee in der  Broschüre zur Tagung. Aus Österreich nahmen Andrea Binder, Christian Burtscher, Doris Eisenriegler, Helga Erlinger, Ali Gronner, Gerhard Jordan, Freda Meissner-Blau, Werner Moidl und Christian Wabl teil.

Freda Meissner-Blau nahm an einem Panel zur Frage “Does a green ideology exist?” teil. Ihre Wortmeldung ist in der Broschüre abgedruckt und mit einigen handschriftlichen Anmerkungen oder Korrekturen versehen – wir können aber nicht mehr rekonstruieren, ob das stilistische Anregungen zur gehaltenen Rede oder Korrekturen des abgedruckten Texts sein sollen 😉


//zitat// Dear European green friends! I am looking forward to the day we can address a conference like this one with “Dear INTERNATIONAL GREENS!” Oecause we need to extend internationally. As the environmental destruction, catastrophies, their causes and their repercussions increasingly become global, our resistance and our alternative projects to the crisis have to become world-wide. Instead of a nuclear chain reaction we have to build up a chain of opposition to their irrationality.

Before we enter the discussion about ideology permit me a personal remark: Austria, my country, has lately attracted attention due to 2 facts: Firstly, we paid ourselves the dubious luxury of having a President, who is a big embarrassment. We, the Greens, managed to prevent his being elected at the first election round, but could not prevent him alltogether – a fact a considerable number of Austrians seem to regret today.

Austria: safest nuclear reactor in the world

The other fact is a more encouraging one: as like to express it – and as you might know – Austria is the country with the safest nuclear reactor, with the only truly safe nuclear reactor in the world. Safe, because it never started up, because the Austrian people said No thanks to nuclear energy at a referendum in 1978 . Nuclear energy is banned ever since for the production of energy in our country. Why do I mention this? Because the man who spoke to us at noon, Hannes Alfvén, helped us, the anti-nuclear movement of Austria, to get the message across to the people that atomic weapons and nuclear energy are siamese twins. Time and again he came to our country to explain, to warn, to lecture. So you see, Sweden has played an up till now unknown part in the fact that Austria is a nuclear-free country. This is a beautiful example of the kind of green internationalism I claimed at the beginning… Weiterlesen

74/366: Doris Pollet-Kammerlander rückt in den Nationalrat nach

Heute vor zwanzig Jahren, am 14. März 1996, rückte Doris Pollet-Kammerlander für Johannes Voggenhuber, der sich endgültig für den Verbleib im Europaparlament entschieden hatte, als Nationalratsabgeordnete nach. Die Soziologin und geschäftsführende Obfrau der Grünen Bildungswerkstatt war bereits vom 7. November 1994 bis zum 14. Jänner 1996 als Abgeordnete im Parlament gewesen. Sie war Frauen- und außenpolitische Sprecherin der Grünen.

Ihr politisches Engagement startete sie als stellvertretende Vorsitzende der HochschülerInnenschaft an der Universität Wien und von 1983 bis 1986 als Gemeinderätin der Alternativen Liste in Graz.

57/366: Von Eurokommunisten zu kritischen Christen

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die ersten grünen Abgeordneten, abgebildet in der Broschüre “The green party of Austria” (Grünes Archiv).

Der Bundesarbeitskreis “Frieden/Internationale Kontakte” der Grünen Bildungswerkstatt produzierte eine englischsprachige Broschüre, in der Entstehungsgeschichte, Wahlergebnisse und Ausrichtung der Grünen Alternative für ein internationales Publikum dargestellt werden. Erschienen ist sie vermutlich Ende 1988 / Anfang 1989, kann aus den angegebenen Wahlergebnissen und der Adresse des Bundesbüro geschlossen werden.


//zitat// A deficiency of the Austrian Greens is their lack of a detailed and comprehensive programme [das Grundsatzprogramm wurde tatsächlich erst 2001 beschlossen, Wahlprogramme und Programme zu einzelnen Themenbereichen gab es schon vorher, Anm.]. This is partly because of the very heterogeneous composition of “Die Grüne Alternative” which is the only progressive force in parliament (FPÖ is an oppositional party, too, but it criticizes the government for not being right-wing enough): “Die Grüne Alternative” comprises “euro-communists” (people that left KPÖ after the suppression of the “Prague Spring” in 1968) and Trotskyists (particularly in Vienna), ex-maoists and former SPÖ members as well as people coming from ALÖ, VGÖ and BIP, activists from local groups like “Bürgerliste” and KEL (“Koroška Enotna Lista“, a Carinthian list of the Slovene ethnic group) and critical christians, activists from the Hainburg movement, peace activists and unorganized individuals.

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Broschüre “The green party of Austria” (Grünes Archiv).

Thus, it’s not easy to find common standpoints on certain questions, for instance the privatization of Austria’s nationalized industry or the relation between parliamentary work and extra-parliamentary action. //zitatende//


 

Die gesamte Broschüre zum Download: 057-green-party-of-austria (PDF, 4 MB)

56/366: Keine Kompromisse im Umweltschutz! Die Paris-Deklaration 1984

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Rainbow politics. Green alternative politics in the European Parliament. Brüssel: The Rainbow Group, Green-Alternative European Link 1988 (Grünes Archiv)

Die “Rainbow Group” (Regenbogenfraktion) wurde 1984 gegründet und war die zweitkleinste Fraktion im Europäischen Parlament. Sie bestand aus drei sehr heterogenen, voneinander unabhängig agierenden Untergruppen – eine davon war “Green Alternative European Link” (GRAEL). Die GRAEL bestand aus Parlamentarier_innen bzw. früheren Abgeordneten aus vier Ländern: Deutschland (Die Grünen), Niederlande (Groen-Progressief Akkoord), Belgien (flämische Agalev; wallonische Ecolo) und Italien (Democrazia Proletaria). 1988 erschien die Broschüre “Rainbow politics”, in der die programmatische “Paris Declaration” vom 28. April 1984 abgedruckt ist. Werfen wir einen Blick in die europäische Grünpolitik vor dem Beitritt Österreichs.


//zitat// Our common commitment to a new, neutral, decentralized Europe made up of self-administering regions, each maintaining its own cultural individuality, is based on the following points:

  • We are against the deployment of nuclear missiles in Eastern and Western Europe. We are in favour of complete disarmament and the dissolution of military and power blocs.
  • We are in favour of a no-compromise policy on the environment so as to safeguard the ecological balance. We are against pollution of the air, the water and the soil and against the destruction of nature and the countryside through reckless urbanization.
  • We stand for equal rights for women in all areas of society.
  • We demand action against unemployment and social security cuts, in the interests of employees and consumers, as part of an economic policy and a policy on employment and social benefits.
  • Policy towards the Third World must be based on a position of equality with the population of the Third World; we stand for a reorganization of economic relations between Europe and the Third World and for closer cooperation between European solidarity movements and the movements of the Third World.
  • We are in favour of the free exercise of fundamental civil rights as one of the most important preconditions of an emancipated society which safeguards the ecological balance.
  • We advocate an ecological form of agriculture with which we would like to further the existence of small and medium-sized farms.

//zitatende//


Zum Weiterlesen: Elizabeth Bomberg: Green parties and politics in the European Union. London [u.a.]: Routledge 1998

52/366: Let’s have a party

Elisabeth Gehrer auf einem BierdeckelDieser Bierdeckel der Europäischen Grünen, der neben anderen Bierdeckeln im Grünen Archiv verwahrt wird, spielt auf die ÖVP-Politikerin Elisabeth Gehrer an. Gehrer, zu diesem Zeitpunkt Bildungsministerin und Vizeobfrau der Volkspartei, hatte in einem Interview zu einer möglichen “Pensionistensteuer” den Ball an die junge Generation zurückgespielt: “Was macht das Leben lebenswert? Etwa wenn man von Party zu Party rauscht, ist es das Single-Leben?” (Quelle: Die Presse, 22. August 2003; Der Standard, 5. Oktober 2006).

Das Plakat für die Europawahl 2004 wurde auch auf Bierdeckel gedruckt und österreichweit in dreihundert Student_innenlokalen aufgelegt. Das Sujet stammt von Gerhard Haderer und wurde von dem Spitzenkandidaten der Grünen, Johannes Voggenhuber, im Mai 2004 vor der Wirtschaftsuniversität Wien präsentiert (Quelle: Der Standard, 29. Mai 2004).

Bei der Wahl legten die Grünen übrigens um 3,60 Prozentpunkte auf 12,89 Prozent zu.

50/366: Bundesweiter Kongress “Ja zu Europa – Nein zur EG”

Vor 27 Jahren, von 17. bis 19. Februar 1989, fand in Igls der bundesweite Kongress “Ja zu Europa – Nein zur EG” statt. Er wurde inhaltlicher Auftakt einer Anti-EG-Kampagne der Grünen Alternative. An dem Kongress nahmen auch Grüne aus den EFTA-Staaten teil.


Der Titel des Kongresses wurde immer wieder verwendet – 1993 beispielsweise gab die Grüne Bildungswerkstatt die Broschüre “Ja zu Europa, nein zur EU” heraus. Dieser Arbeitsbehelf zu Argumenten gegen einen EG-Beitritt Österreichs erlebte mehrere Auflagen und ist in der dritten Auflage im Grünen Archiv einsehbar. Kapitel:

  • Umwelt: Schmutziges Wachstum
  • Ernährung: Grenzen auf für Junk-Food
  • Verkehr: Der programmierte Kollaps
  • Atomkraft. Die Schaffung mächtiger Kernindustrien
  • Soziales: Die a-soziale Dimension des Binnenmarktes
  • Wirtschaft: Wenn die Wirtschaft über den Kopf wächst
  • Währungsunion: Einheitswährung statt flexibler Geldpolitik
  • Osteuropa: Das Europa der zwei Geschwindigkeiten?
  • Dritte Welt: Ausbeutung durch Dialog
  • Landwirtschaft: Die Milliardenschleuder
  • Demokratie: Rückschritt ins 18. Jahrhundert
  • Gleichbehandlung: Binnenmarkt und Gleichbehandlung
  • Innere Sicherheit: Ein Binnenmarkt für Kriminelle?
  • Sicherheit: Zwischen Maastricht und Sarajevo
  • Neutralität: Die Doppellüge
  • Föderalismus: Zentralismus statt Bürgernähe
  • Grundverkehr: Kleine Flächen – großer Preis

41/366: Thesen für eine Grüne Alternative Wien

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Bezirksgruppenrundbrief 46/1992

“Wir stehen für eine Partei, die BürgerInnen ermutigt, gemeinsam, individuell und gemeinsam mit uns einschränkenden gesellschaftlichen Bedingungen Widerstand zu leisten”. Im Bezirksgruppenrundbrief 46/1992, dem internen Informationsmedium der Wiener Grünen, stellten Hedvig-Doris Spanner-Tomsits, Rudolf Sablattnig, Eleonora Sablattnig, Ines Riedler, Peter Altendorfer und Alexandra Bader zehn “Thesen für eine Grüne Alternative Wien” auf.


//zitat//  I. Wir stehen für eine Partei, die BürgerInnen ermutigt, gemeinsam, individuell und gemeinsam mit uns einschränkenden gesellschaftlichen Bedingungen Widerstand zu leisten.

II. Wir stehen für eine Partei, die ihre Möglichkeiten nutzt, um als Trägerin des Widerstandes von BürgerInnen gegen Umweltzerstörung, Sozialabbau, Wohnungsnot, AusländerInnenfeindlichkeit inner- wie außerparlamentarisch zu fungieren.

III. Wir stehen für eine Partei, die Offenheit, Vielfalt, Solidarität untereinander, demokratische Entscheidungsprozesse und Beteiligungsmöglichkeiten praktiziert und die traditionellen Politikvorstellungen mit Hierarchien, strengen Regeln, Karrieremustern durch ihr gelebtes Beispiel eine Absage erteilt.

IV. Wir stehen für eine Partei, die gesellschaftlichen Tendenzen zu Sozial- und Demokratieabbau, Fremdenangst und zur Flucht vor nationalen Problemen in ein Groß-Europa nicht nachgibt, sondern versucht, Alternativvorstellungen unter Beteiligung möglichst vieler engagierter Menschen zu entwickeln. Weiterlesen

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