Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Schlagwort: BürgerInneninitiativen (Seite 2 von 2)

102/366: 25 Jahre Kampf gegen “mir san mir” in Zwettl

2015 feierten das Bürgerforum bzw. die Grünen im niederösterreichischen Zwettl das 25jährige Bestehen. In der Festschrift zum Jubiläum erinnert sich Hans Berger an seine Zeit als Gemeinderat und Stadtrat vom März 1990 bis Februar 2002 – trotz beruflicher Nachteile bereut er sein Engagement in der Gemeindepolitik nicht.


Festschrift "Grünes Jubiläum Zwettl".

Festschrift “Grünes Jubiläum Zwettl”.

//zitat// Motivation: Eines war klar. Es musste etwas geschehen, da ich im Krankenhaus Zwettl als Oberarzt der chirurgischen Abteilung politischen Druck erfahren musste. Als dann noch Bruno Gorski mit dem Vorschlag zu mir kam, mit einer eigenen Liste bei der Gemeinderatswahl 1990 zu kandidieren, stimmte ich sofort zu. Außerdem wurde der Natur- und Umweltschutzgedanke in der Gemeinde Zwettl auch gegen die Bemühungen der eigenen Gemeindefunktionäre vernachlässigt. Die politische Unzufriedenheit mit den lokalen Politikern versammelte dann schnell Mitstreiterinnen, trotz der Gefahr, Nachteile im weiteren Berufsleben zu erfahren, um uns. Der Gründungsname “Bürgerforum Zwettl (BFZ)” leitete sich aus einer Erneuerungsbewegung in der CSSR ab. Eine junge Mannschaft mit Brigitte Kein, Gabriele Kastner, Dr. Anna Maria Fürnsinn, Bruno Gorski, Gerhard Mayer, Dr. Bernhard Schmid, Johannes Gutmann und mir stellte sich zur Wahl am 25. März 1990 und erreichte drei Mandate. Anna Maria Fürnsinn, Bruno Gorski und ich wurden in den Gemeinderat entsandt. Das erste Foul erfolgte prompt durch Herabsetzung der Stadtratsmandate durch die ÖVP Fraktion und damit den Verlust eines Stadtrat-Mandates. Unsere Arbeit bestand in gewissenhafter Vorbereitung auf jede Gemeinderatssitzung, Kontrolle der Gemeinderats- und Stadtratsprotokolle und das Stellen von Dringlichkeitsanträgen im Gemeinderat. in nächtelanger Arbeit wurden unsere Artikel für die Zeitung “Zwettl Transparent” von Bruno Gorski unter der kritischen Anleitung von Werner Fröhlich erstellt.

Hans Berger war von 1990 bis 2002 in der Zwettler Gemeindepolitik aktiv.

Hans Berger war von 1990 bis 2002 in der Zwettler Gemeindepolitik aktiv.

Der Erfolg stellte sich bei der nächsten Gemeinderatswahl am 19. März 1995 ein: Wir erreichten fünf Mandate. Brigitte Mayerhofer, Bruno Gorski, Werner Fröhlich, Josef Schiller und ich zogen in den Gemeinderat ein. Ich wurde Stadtrat für Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. In heftigen Diskussionen setzte ich mich für eine dezentrale Abwasserentsorgung und Kleinkläranlagen mit einer Pflanzenstufe als Nachreinigung ein. Damit gelang es mir – auch wenn die Früchte erst nach meinem Ausscheiden aus der Politik reiften – Kleinkläranlagen mit nachfolgender Pflanzenstufe in der Großgemeinde salonfähig zu machen. Ich erinnere mich an viele böse Fouls durch die ÖVP-Fraktion, an die Mentalität “mir san mir”, an geflüsterte Worte bei Ansuchen an die Gemeinde nicht genehmer Mitbürger “den ge’ma des net”, sowie an die Schwierigkeiten, die Sporthallenkosten für die Handballmannschaft, deren Obmann ich war, gefördert zu bekommen (für die Gemeinde eine Nullsummenrechnung). Nach meinem Wechsel an das Krankenhaus Gmünd wurde die zeitliche Belastung spürbarer. Nach den verlorenen Wahlen im Jahr 2000 bereitete ich den Übergang vom Bürgerforum Zwettl in die Partei “Die Grünen Zwettl” vor und trat im Februar 2002 zurück. Ich bereue meinen Einsatz als Gemeindepolitiker in keinster Weise. Es ist wichtiger denn je, eine schlagkräftige Oppositionspartei im Gemeinderat zu besitzen. Mit unserer Zeitung “Zwettl Transparent” haben wir Böcke der politischen Gegner in heftiger Weise kritisiert. Die Überraschung nach meinem Ausscheiden aus der Politik war, dass der lange Arm der Macht mich weiter zu schütteln trachtete. //zitatende//


Festschrift zum Download: 102-festschrift-25-jahre-buergerforum-zwettl (PDF, 4 MB); Bilder vom Geburtstagfest: https://bezirkzwettl.gruene.at/geburtstagsfest

95/366: Willi Gföhler: Angstfreie Lebens- und Lernschule

Der Kremser Uhrmachermeister und Jurist Willi Gföhler war von 7. November 1994 bis  14. Jänner 1996 Nationalratsabgeordneter der Grünen. Über seine Arbeit im Grünen Klub als Bildungs-, Jugend- und Kultursprecher unterhielt sich Anni Lesnik für die Zeitschrift “Basis” (Ausgabe Mai 1995) mit ihm: “Das Ziel ist eine humane, demokratische und angstfreie Lebens- und Lernschule!”


Der niederösterreichische Nationalratsabgeordnete Willi Gföhler über seine ersten 150 Tage im Parlament.

Er ist auch oft mit Mascherl zu sehen, hat aber sonst mit dem neu gekürten ÖVP-Obmann wenig Gemeinsames: der niederösterreichische Abgeordnete Mag. Willi Gföhler. Über seine Arbeit im Grünen Klub sagt er: “Es macht mit jedem Tag mehr Spaß.” FotografIn nicht angeführt.

BASIS: Grüne Bildungs-, Jugend- und Kulturpolitik war bisher ein parlamentarisches “Stiefkind”. Wie wirst Du Deine Funktion beleben?

GFÖHLER: Derzeit kämpfe ich tatsächlich mit dem Problem, als nahezu “Unbekannter” diese drei vernachlässigten Bereiche öffentlichkeitswirksam umzusetzen. Erschwert wurde mein parlamentarischer Beginn durch eine sofort einsetzende Schuldebatte. Überdies stand mir, im Gegensatz zu allen anderen Abgeordneten im Grünen Klub, bis 1. Februar kein Fachreferent bzw. Fachreferentin zur Verfügung. Zunächst werden wir Medienkontakte und eine interne Datei für spezifische Aussendungen an Interessierte aufbauen, sowie sämtliche Bundesländer bereisen.

BASIS: Welche Vorstellungen bringst Du ein? Wo siehst Du Deine Arbeitsschwerpunkte?

GFÖHLER: Im Schulbereich ist die für Schulgesetze notwendige Zweidrittelmehrheit zu hinterfragen. Durch eine verstärkte Schulautonomie und die Förderung des nicht-staatlichen Schulwesens unter bestimmten Rahmenbedingungen -allgemeine Zugänglichkeit und Einhaltung der UN-Kinderrechtskonvention – könnte diese ohnehin obsolet werden. Wir Grünen treten für eine gemeinsame Schule der Sechs- bis Fünfzehnjährigen ein, Das heißt: Aufhebung der Trennung von Hauptschulen und AHS, Integration von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache und Integration behinderter Kinder auch im Sekundarschulbereich. Dies sollte auch zu einer einheitlichen universitären Ausbildung der Lehrkräfte führen. Der noch unter Busek angekündigten Trennung der Lehrpläne von Hauptschulen und AHS muß mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden. Denn gerade im ländlichen Bereich ist die Hauptschule meist “Gesamtschule” und so würde diesen Schülern und Schülerinnen der Umstieg in die Oberstufe einer AHS drastisch erschwert werden. Bedenkt man, daß 44 Prozent der Maturanten ehemalige Hauptschüler sind, zeigt sich, wie grotesk Buseks Ankündigungen sind. Der zehnprozentige Selbstbehalt für Schulbücher und Freifahrten wurde selbstverständlich von den Grünen abgelehnt. Sinnvoll wäre eine Schulbuchautonomie. Die Schulen erhielten danach die Beträge angewiesen und könnten selbst entscheiden, welche und wieviele Bücher sie kaufen, bzw. ob sie einen Bücherladen führen wollen. Eingesparte Gelder werden für den Ankauf anderer Unterrichtsmaterialien verwendet. Damit könnte der Wegwerfmentalität entgegengewirkt werden. Weitere Reformbereiche werden sein: Das Recht der Schüler und Schülerinnen auf einen humanen Arbeitsplatz, die Abschaf-fung des leistungsdifferenzierten Unterrichts in Hauptschulen, die Einführung von “team-teaching”, eine Reform der Leistungsbeurteilung, der Ausbau von Mitsprache- und Mitentscheidungsmöglichkeiten von Schülern, Eltern und Lehrern, die Trennung der Direktorenfunktionen sowie deren Wahl auf Zeit. Außerdem muß es zu einer Reform des polytechnischen Lehrganges und der Lehrlingsausbildung kommen. Das Ziel ist eine humane, demokratische und angstfreie Lebens- und Lernschule! Weiterlesen

86/366: GABL: Antwort auf den akuten Notstand unserer Umwelt

GABL-Argumente (1984)

GABL-Argumente, abgedruckt im Alternativenrundbrief 94/95 vom 2. April 1984, S. 5

Bei der Salzburger Landtagswahl 1984 scheiterte die Grün-Alternative Bürgerliste (GABL)  – wenn auch mit 4,26% nur knapp. Die GABL war aus Alternativer Liste, Salzburger Bürgerliste, Vereinten Grünen, Menschen aus BürgerInneninitiativen und Personen abseits von Organisationen gebildet worden.

Oberste Ziele der GABL

  • Der Schutz der Umwelt und der in ihr lebenden Menschen.
  • Die direkte Beteiligung der Bevölkerung an den Entscheidungsprozessen in allen unseren Lebensbereichen.
  • Die Beseitigung der Abhängigkeit der Menschen von den Parteien.
  • Das Verhindern von persönlicher Bereicherung einzelner zu Lasten von Natur und Mensch.
  • Die soziale Gerechtigkeit und Solidarität in der Gesellschaft.
  • Das gewaltfreie Streben nach Frieden.

Warum wurde Mandat verfehlt?

Logo des "Alternativenrundbrief" 1984.

Logo des “Alternativenrundbrief” 1984.

Im Alternativenrundbrief 94/95 vom 2. April 1984 versuchte die GABL eine Analyse der Ursachen:

//zitat// Woran lag es also, dass wir das Landtags-Mandat verfehlten? (Grundmandat in der Stadt Salzburg, um ca. 1.000 Stimmen verfehlt). Einige Vermutungen:

  • Das Sammeln von Unterstützungserklärungen kostetet viel Kraft, die dann für andere Arbeiten fehlte.
  • Die viel zu lange Diskussion um eine Einigung mit der VGÖ hat die Wähler verunsichert.
  • Das Verleumdungsspiel der Medien mit “links” und “bürgerlich”, während die großen Parteien einander kaum kritisierten.
  • Vor allem war durch die Kandidatur der (Braun-)”Grünen” als Liste 4 die Verwirrung in der Bevölkerung groß, viele verwechselten sie mit der VGÖ. //zitatende//

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84/366: Alptraum Abfall. Widerstand von Fohnsdorf bis Rinterzelt

“Wenn die Behörden nicht in der Lage sind, müssen wir halt dann den Wahnsinn stoppen”, sagt einer der Interviewten in der Fernsehsendung “Alptraum Abfall” aus dem Jahr 1987. Ein Rückblick auf den Kampf gegen Müllverbrennung und ungesicherte Deponien, eine Erinnerung an den Einsatz für Müllvermeidung und Mülltrennung – spannend gerade in Zeiten von Kaffeekapseln und Mikroplastik.

Zur Sprache kommen u.a. Murwald bei Fohnsdorf (Steiermark), Simmering, Rinterzelt, Flötzersteig und Spittelau (Wien), Werra (BRD/Hessen), Schönberg (DDR/Mecklenburg-Vorpommern) und die Hochseeverbrennung auf der Nordsee.

Zum Anfang des Filmes ist übrigens das Lied “Die Kinder san dran” von STS zu hören – das eindringliche Musikstück entstand 1987 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl: “… jeder Wahnsinn bleibt Wahnsinn, es ist wurscht, wie Du’s drahst, unter wölchen Begriff des a rennt …”.

Herzlichen Dank fürs Onlinestellen an Friedel Hans, Filmer und Aktivist der Perchtoldsdorfer Grünen!

Alptraum Abfall Grüner Widerstand in Österreich im Aufbruch gegen den Müllwahnsinn 1987 from Grüne Mödling on Vimeo (Dauer: 32:19 Minuten).


Zum Weiterlesen ein Beispiel aus jüngeren Tagen: Die grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner startete im Jahr 2010 den Selbstversuch PVC Ade – 30 Tage ohne Plastik.

78/366: Bürgerinitiative Oberösterreich: Themen bitte mitbringen

Einladung zur Bürgerinitiative Oberösterreich (Grünes Archiv)

Einladung zur Bürgerinitiative Oberösterreich im alternativenrundbrief 1/1986 (Grünes Archiv, Archiv der Wiener Grünen)

Diese Einladung zum Treffen der BIO Bürgerinitiative Oberösterreich erschien in der Zeitschrift “Alternativenrundbrief” 1/1986. Ob das “Gesprächs- und Koordinationsforum” in Wels stattgefunden hat, welche Themen dort tatsächlich besprochen und welche Aktionen geplant wurden, wissen wir leider nicht. Vielleicht kann sich jemand erinnern? 1986 ist doch noch gar nicht sooo lange her 😉

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