Anfrage von Peter Pilz und FreundInnen zu den Draken.

Anfrage von Peter Pilz und FreundInnen zu den Draken (1988).

“In der direkten Gegenüberstellung ist von Vertretern Ihres Ressorts darauf hingewiesen worden, daß der Draken dem Luftballon in der Luftbegegnung unterlegen ist. Welche Hindernisse stehen der Einführung des Luftballons in der Fliegerdivision noch im Wege?”

Im Grünen Rundbrief vom 23. Juni 1988 wurde die “Anfrage der Abgeordneten Pilz und Freunde an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffs fliegendem Sonderabfall” abgedruckt. Minister Robert Lichal musste sich darin als “biblische Plage” bezeichnen lassen.


Österreich hat jetzt Draken, Lichal und die Frage, was die restlichen fünf biblischen Plagen noch sein können. Seit die Draken in der Steiermark ihr bestes geben, steigt natürlich auch der Wissensdurst der grünen Abgeordneten, der nur vom Kriegsminister entsprechend gestillt werden kann. Bei Sonnenschein, vollkommener Windstille, trockener Landebahn und intaktem Kraftstoffanzeiger stellen die unterfertigten Abgeordneten an den BMLV daher folgende Anfrage:

1. Wie die anderen Österreicher auch lieben die Draken das schöne Wetter und ziehen sich vor dem schlechten mit Grausen zurück. Um den Luftkrieg über Österreich sicherstellen zu können, bedarf es daher des Verständnisses der potentiellen Kontrahenten. Welche Vorkehrungen und Vereinbarungen haben Sie daher getroffen um sicherzustellen, daß Luftraumverletzungen sowie Luftkrieg nur bei trockenem Wetter, Sonnenschein und Windstille vorgenommen werden?

Kriegswettervereinbarung

2. Werden Sie versuchen, mit den potentiellen Kombattanten eine Kriegswettervereinbarung, die auf das Draken-Wetter Rücksicht nimmt, zu schließen?

3. Sehen Sie eine Möglichkeit, durch technische oder sonstige Vorkehrungen für den Draken einen windgeschützten Luftraum zu Verfügung zu stellen?

4. Da der Draken Landenässeprobleme hat, muß auch hier nach dem Rechten gesehen werden. Stimmt es, daß Sie eine Überdachung der Landebahnen zwecks Trockenhaltung derselben ins Auge fassen? Sind Sie sich des Problems bewußt, daß die Landebahnabdeckung im ungünstigen Fall auch zum Schutz der Landebahn vor Draken führen kann?

Draken dem Luftballon unterlegen

5. In der direkten Gegenüberstellung ist von Vertretern Ihres Ressorts darauf hingewiesen worden, daß der Draken dem Luftballon in der Luftbegegnung unterlegen ist. Welche Hindernisse stehen der Einführung des Luftballons in der Fliegerdivision noch im Wege?

6. Das Bodenpersonal ist nach internen Studien nicht in der Lage, den Draken zu betreiben. Ist selbiges Personal Ihrer Meinung nach in der Lage, den Luftballon zu betreiben?

ordnungsgemäße Entsorgung

7. Nach Aussagen von Experten wird es zwischen null und zehn Jahren dauern, bis der Draken endgültig vom Zwischenlager “Bundesheer” einer Sondermüllendbehandlung zugeführt werden muß. Welche Sondermüllbehandlung ist dem Draken zugedacht? Wie können Sie die ordnungsgemäße Draken-Entsorgung sicherstellen? Welche Übereinkommen wurden diesbezüglich mit dem Umweltministerium getroffen?

Lichal’scher Unschärfefaktor

8. Sie haben erklärt, daß der Draken beim Überfliegen von Zeltweg nicht mehr als 95 dB verursachen wird. Die erste Messung hat nun einen Spitzenwert von 106,9 dB, also mehr als doppelt soviel, ergeben. Dürfen wir davon ausgehen, daß der Lichal’sche Unschärfefaktor auch für andere Prognosen gilt?

9. Der Draken-Betrieb leidet unter aktuellem Pilotenmangel, der durch die Indienststellung des Luftvolkssturms und durch die Auszahlung der Kamikazeprämie nur unvollständig kompensiert werden konnte. Das Problem liegt im seltenen Vorkommen absturzfester Flugzeugführer im besten Pilotenalter. Haben Sie in diesem Zusammenhang versucht, Quax, den Bruchpiloten, für den Draken zu begeistern?

10. Der Draken wird immer wieder als Projekt zur Untergrabung und Zerrüttung der militärischen Landesverteidigung bezeichnet. Wieviele Projekte à la Draken werden Sie noch benötigen, um eine Mehrheit im Lande für die sofortige Auflösung des Bundesheeres herbeizuführen?