Portrait von Gerhard Fritz im "Impuls grün".

Portrait von Gerhard Fritz im “Impuls grün”.

Im März 1993 wurde Gerhard Fritz zum amtsführenden Stadtrat für Raumordnung in Innsbruck gewählt. Rainer Patek führte damals ein Interview mit dem Grünpolitiker für die Zeitschrift “Impuls Grün”. Wie er Beruf, Politik und Haushalt unter einen Hut brachte? “Wenn man nicht immer Hausarbeit machen muß, belastet sie nicht so. Für mich ist etwa Kochen etwas sehr Entspannendes. In der politischen Arbeit gibt es genug Positives, sodaß ich sie nicht nur als Arbeit erlebe. Im übrigen halte ich es nicht lange aus, wenn ich gar nichts zu tun habe”.

Heute umfassen Fritzens Agenden als Stadtrat übrigens Stadtentwicklung, Stadtplanung und Integration, Bau-, Wasser-, Anlagen- und Gewerberecht, Bau- und Feuerpolizei und Grünanlagen.


// Als Altlinken bezeichnete ihn die ÖVP während der Gemeinderatswahl 1989. Die Angriffe auf Gerhard Fritz waren gespickt mit Details aus seiner Vergangenheit, die wohl nur von der Stapo stammen konnten. Als “einen der wenigen mit ausgeprägtem Wirtschaftsverstand” lobt ihn heute der Clubobmann der ÖVP, nicht ohne Freude an dem damit verbundenen Seitenhieb auf die Wirtschaftsbundleute im eigenen Club. Gerhard Fritz übernahm im März das Ressort für Raumordnung und allgemeine StadtentwickIungsplanung in Innsbruck.

Fritz fand seinen Weg in die Politik 1968 in den USA: Beim Protest gegen den Vietnamkrieg und im Kampf für den Präsident-schaftskandidaten McGovern arbeitete er als Mitglied der jungen Demokraten aktiv mit. Während des Studiums trat er zunächst dem VSStÖ bei, bald darauf dem Kommunistischen Bund. Fritz über seine maoistische Vergangenheit: “Wenn ich an die Ereignisse am Tienanmen-Platz denke, kann ich nur sagen: Es wäre furchtbar gewesen, wenn wir Macht gehabt hätten. Heute stehe ich inhaltlich mit keinem Beistrich mehr dazu; trotzdem war es von der Entwicklung her richtig – sonst war nichts da, um gegen die herrschenden Zustände Opposition zu machen.” Was hat er daraus gelernt? “Anfang der achziger Jahre habe ich den totalitären Standpunkt bewußt aufgegeben. Ich glaube, das ist eine gute Impfung gegen jede Art totalitärer Ansprüche.” Über seine Mitarbeit bei den alternativen GewerkschafterInnen fand Gerhard Fritz den Kontakt zu den Grünen. 1983 noch bei der lokalen Konkurrenz, war er bei den Gemeinderatswahlen 1989 schon Spitzenkandidat der Alternativen Liste Innsbruck (heute: Die Innsbrucker Grünen). Dazwischen liegen Jahre kontinuierlicher Mitarbeit in der ALI und seine Schreibertätigkeit bei der Kommune. Seit Herbst 1989 sind die Grünen der Tiroler Landeshauptstadt in der elfköpfigen Stadtregierung vertreten. Nach Rainer Patek und Uschi Schwarzl – als erster Frau in Innsbruck – übernahm er im Herbst 1991 den Sitz im Stadtsenat.

Fritz ist in einem Reisebüro als Geldwechsler tätig. Durch die Arbeit im Turnus bleiben ihm unter der Woche einige freie Tage für die Politik. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Seine Frau ist ist ebenfalls berufstätig; und er legt Wert auf die Feststellung, daß sie sich die Arbeit im Haushalt wirklich teilen – “was mich radikal von den anderen Stadtsenatsmitgliedern unterscheidet.”

Wie schafft er die Doppelbelastung? “Wenn man nicht immer Hausarbeit machen muß, belastet sie nicht so. Für mich ist etwa Kochen etwas sehr Entspannendes. In der politischen Arbeit gibt es genug Positives, sodaß ich sie nicht nur als Arbeit erlebe. Im übrigen halte ich es nicht lange aus, wenn ich gar nichts zu tun habe.” Gerhard Fritz ist eben ein Arbeitstier.

Außerdem sei die Politik momentan sehr abwechslungsreich: Die FPÖ ist nach drei faulen Jahren aus der schwarz-blauen Koalition abgesprungen, die immer brave SPÖ wackelt und die ÖVP hat, im Versuch die Politik offen zu halten, den Grünen ein Ressort angeboten – ohne Bedingungen! Groß ist es nicht, es umfaßt die Raumordnung und die Planung der Stadtentwicklung, doch Fritz wälzt schon Pläne: “Mit einem Grünplan das Grünland sichern, danach ein Wohnleitbild – das müßte in diesem Jahr noch drinnen sein.”

Viel Zeit hat er möglicherweise nicht, denn vorgezogene Neuwahlen werden bereits offen diskutiert. //