Perspektiven ökoloogischer und sozialer Wirtschaftspolitik in Österreich.

Perspektiven ökoloogischer und sozialer Wirtschaftspolitik in Österreich (1987)

Der Kongress “Perspektiven ökologischer und sozialer Wirtschaftspolitik in Österreich” fand am 31. Oktober und 1. November 1987 in Leoben statt. Er wurde von der Grün-Alternativen Liste Steiermark und der Grünen Akademie veranstaltet.

Ziel der Veranstaltung: “Diskussionen über wirtschaftliche Alternativen sind ein Gebot der Stunde — für die grünalternative Bewegung ebenso wie für all jene außerhalb dieser Bewegung, die erkannt haben, daß die herrschende Politik — die Politik der Herrschenden! — uns immer tiefer in die soziale und ökologische Sackgasse führt. Immer mehr reift unter dem Druck dieser Politik die Erkenntnis, daß scheinbar unzusammenhängende Probleme — Arbeitslosigkeit, Waldsterben, Einengung der demokratischen Möglichkeiten, Pensionsabbau, Ausufern des Individualverkehrs, Zerschlagung der Verstaatlichten und der Gemeinwirtschaft, soziale Ungleichheit, umweltschädigende Produktionsweisen, Verdrängung der Frau aus der Arbeitswelt, — sich auf dem gemeinsamen Boden des herrschenden Wirtschaftssystems entwickelt haben. Diese Zusammenhänge zu diskutieren, Standpunkte zu bestimmen, Entwicklungen zu skizzieren und Alternativen und Utopien zu entwickeln soll die Aufgabe dieses Kongresses sein”.

Wir bringen den Beitrag “Anforderungen an eine grüne Wirtschaftspolitik” von Luise Gubitzer.


// Seit den 70er Jahren ist die Auseinandersetzung um die Mensch-(Gesellschafts-)Natur-Beziehung in das Zentrum gesellschaftskritischer Diskussion getreten. Ein wesentlicher Teil dieser “Ökologiediskussion” ist die Diskussion um ein anderes Wirtschaften. Die hierbei erarbeiteten Vorschläge entstammen unterschiedlichen Traditionen und sind mangels eines “grünen Weltbildes” ein Konglomerat von Ideologie- und Theoriebruchstücken, die oft entgegengesetzten Positionen zugehören und so zu widersprechenden Ergebnissen und Zielen führen. Um unter veränderten politischen Bedingungen ein Auseinanderfallen der Bewegung zu verhindern, ist es notwendig, sich bezüglich der ökonomischen Vorstellungen und Entwicklungen Klarheit zu verschaffen. Dazu sind aber eigene Anstrengungen notwendig, da sich die “etablierte” Ökonomie mit den für uns relevanten Fragestellungen nicht, oder von unseren Interessen abweichend beschäftigt.

Wirtschaftspolitik für eine ökologisch tragfähige Gesellschaft

Auf diesem Fachkongreß soll daher die Möglichkeit gegeben werden, grünen wirtschaftspolitischen Positionen nachzugehen, zu sammeln was schon an Ansätzen da ist, weitere Anforderungen zu formulieren und sie in den Arbeitskreisen auf ihre Umsetzbarkeit in einzelnen Teilbereichen zu überprüfen. Von einer sehr allgemeinen Ebene ausgehend, könnte als Anforderung gelten: Grün-Alternative Wirtschaftspolitik soll den grün-alternativen Grundsätzen entsprechen. Wirtschaftspolitische Vorschläge würden dann so gestaltet sein, daß sie zum Herausbilden einer ökologisch tragfähigen Gesellschaft, zum Aufbau demokratischer Strukturen, zu solidarischem Handeln und gewaltfreiem Konfliktlösen beitragen.

Betriebliche Mitbestimmung

Eine weitere Anforderung wäre die Orientierung an sich entwickelnden Alternativen und deren Unterstützung wie z.B. selbstverwaltete Betriebe und Projekte, betriebliche Mitbestimmung, Ökobank, ökologische Landwirtschaft, alternative Energie und Energieeinsparung, Regionalprojekte und -entwicklungen. Als Anforderung könnte aber auch die Beschäftigung mit vorhersehbaren oder bereits in Gang befindlichen Entwicklungen wie Rationalisierung, Gentechnologie, Sozialabbau, steigende Unterschiede zwischen Lohn-, Gehalts- und Gewinneinkommen, … gelten.

Ursachen- statt Problembekämpfung

Eine andere Anforderung wäre die Orientierung der Maßnahmen an Ursachen- und nicht Problembekämpfung sowie eine Integration verschiedener Politikbereiche wie z.B. Wirtschafts- und Bildungspolitik. Aus unseren Überlegungen könnte das utopische Ziel vom Überflüssigwerden der Wirtschaftspolitik formuliert werden, da der Umgang der Menschen mit sich selbst, miteinander, mit den Ressourcen und der Natur so gestaltet ist, daß wirtschaftspolitische Eingriffe nicht mehr nötig sind. Der kurzfristige Anspruch an diesen Fachkongreß kann jedoch in einer Erweiterung des Horizonts, der Kompetenz und unseren wirtschaftspolitischen Handlungsmöglichkeiten liegen. //