Am 19. Oktober 1987 besetzten Studierende aus Protest gegen ein Bildungs-Sparpaket das Audimax der Universität Wien. In mehreren Städten fanden immer wieder spontane Kundgebungen statt. Am 22. Oktober 1987 hielt der grüne Abgeordnete Karel Smolle eine Rede im Parlament über die “unzumutbaren Zustände” an den Universitäten, die sich beim Betreuungsverhältnis, den räumlichen Gegebenheiten und den didaktischen Ansätzen zeigten: “Vor 14 Tagen habe ich mir erlaubt, wieder an der Grazer Universität ein Institut zu besuchen. Eigentlich müßte dort das Arbeitsinspektorat, müßten dort diverse sonstige Kontrollinstitutionen und -organe längst jede Art von Betrieb verbieten”. Auszüge aus dieser Rede, die auch auf die Uniproteste eingeht, bringen wir heute im Blog.
Die größte Demonstration im Zuge dieser Proteste fand dann zwei Tage später, am 24. Oktober 1987, statt – mit auf bis zu 40.000 geschätzten Teilnehmer_innen. Nach den Weihnachtsferien waren die Proteste zu Ende.
// Seit Jahren sind die unzumutbaren Zustände an den Universitäten bekannt, seit Jahren verwaltet ein Minister nach dem anderen das Chaos, ohne tatsächlich substantiell einzugreifen und es zu verändern. Jetzt ist das Maß voll, und wir haben wieder Studenten auf der Straße und auch viele Lehrende. […] Bringen wir es vielleicht auf einen Punkt, und lassen Sie mich am Beispiel einer Hochschule — das Beispiel könnte aber in leicht abgewandelter Form auch für andere Hochschulen in Österreich gelten — die Situation detailliert schildern, dann wird Ihnen klar werden, meine Damen und Herren, wie sehr Sie mit allgemeinen Zusagen, wie sie in den letzten Tagen gemacht wurden und durch die Medien gegangen sind, völlig am Problem vorbeireden.
Lassen Sie mich die Situation an der Wirtschaftsuniversität schildern. Wie gesagt, auch andere österreichische Universitäten könnten da vergleichbare — leider vergleichbare — Probleme vorweisen.
Erstens: Die Zahl der Studenten ist rasant angestiegen. Man kann sagen zum Glück. Wir unterstützen es, daß eine große und breite Anzahl der Bevölkerung Zugang zu den Universitäten hat, ohne Numerus clausus, ohne Beschränkung, weil eben die Bildung eines der wesentlichen Güter darstellt, die zur Bewältigung unserer Zukunftsprobleme beitragen können. Die Wirtschaftsuniversität sieht sich nun einer katastrophalen Situation gegenüber: Ein neues Haus wurde gebaut, ausgelegt für 8 000 Hörer, und heute sind an diesem Haus bereits 20 000 Hörer inskribiert.
Meine Damen und Herren! Das Raumproblem der WU ist katastrophal: 1,74 Quadratmeter je Student, 1,74 Quadratmeter pro Student! Das ist unzumutbar. Und während weiterhin sinnlose Straßen und sinnlose Kraftwerke gebaut werden, sinnlose Abfangjäger gekauft werden, ist hier die Regierung nicht imstande, rasch das Problem, das seit Jahren bekannt ist, zu lösen durch einen Neubau beziehungsweise zum Beispiel in Graz durch Sanierung der baufälligen Gebäude. Vor 14 Tagen habe ich mir erlaubt, wieder an der Grazer Universität ein Institut zu besuchen. Eigentlich müßte dort das Arbeitsinspektorat, müßten dort diverse sonstige Kontrollinstitutionen und -organe längst jede Art von Betrieb verbieten.
Jetzt ein zweites Problem: Die Budgetsituation für die Studenten überhaupt, wiederum am Beispiel der WU: Im österreichischen Durchschnitt werden knapp 80 000 S je Hörer aufgebracht, fast viermal soviel — hören Sie —, fast viermal soviel an der Uni in Zürich. Auch an der Universität Hannover liegen die Zahlen deutlich über den österreichischen Werten. Die Wirtschaftsuniversität ist das einsame Schlußlicht mit knapp 20 000 S pro Student. Weiterlesen
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