Weblog des Grünen Archivs zur Geschichte der Grünen und Alternativen in Österreich

Monat: April 2016 (Seite 2 von 3)

111/366: Kein Mangel an Ersten Männern?

Schani Margulies über das Amt der Bundespräsidentin.

Schani Margulies über das Amt der Bundespräsidentin.

“Wenn es an einem in Österreich nicht mangelt, dann an Ersten Männern”, so lautete die Antwort von Schani Margulies, als die grüne Zeitschrift “Impuls Grün” im Herbst 1991 einen Rundruf zur Bundespräsidentschaftswahl startete. Hans-Peter Lesjak, Obmann der Grünen Bildungswerkstatt Kärnten, reimte: “Wir wählen unseren Ostbahn-Kurt, weil er so guat singen tuat”. Soviel sei vorab verraten: Die Wahl fiel auf Robert Jungk. Präsident wurde in der Stichwahl Thomas Klestil.


// Freda Meissner-Blaus Wahlerfolg war der Startschuß für die grüne Parlamentskarriere. Im Herbst werden die anderen Parteien ihre 92’er Bundespräsidentschafts-KandidatInnen küren. Was tut die GRÜNE ALTERNATIVE? Dr. Kurt Ostbahn unterstützen? Eine/n Unabhängige/n fördern, eine/n eigene/n Kandidatin aufstellen? Oder das Amt abschaffen?

Manfred Ambach-Bauer, Lehrer, Salzburg: Kurt Waldheim hat gezeigt, wie unwichtig das Amt des Bundespräsi-denten mit seinen Vollmachten ist. Ich plädiere für die Abschaffung der Volkswahl und Beschneidung seiner Befugnisse. Der Präsident, von einer Bundesversammlung gewählt, hätte repräsentative Aufgaben und die Kontrolle über das verfassungsgemäße Zustandekommen von Gesetzen inne. Seine jetzigen Machtbefugnisse sollten zwischen Parlament und Bundesregierung aufgeteilt werden.

Marijana Grandits, außenpolitische Sprecherin des Grünen Klubs, Wien: Ein/e direkt vom Volk gewählte/r Bundespräsident/in sollte sich durch Integrität und Eigeninitiative, durch persönliche statt durch zeremonielle Autorität auszeichnen. Über die Innenpolitik hinaus sollten globale Themen wie Menschenrechte, Demokratie oder Ökologie die Inhalte der Amtsführung kennzeichnen. Angesichts des Mangels an geeigneten grünen Kandidat/inn/en und der Demontage des Amtes durch Waldheim wird es schwer werden, eine unterstützenswerte, in ihrem Arbeitsbereich anerkannte Persönlichkeit mit oben genannten Qualifikationen zu finden.

Hans-Peter Lesjak, Historiker, Obmann Grübi Kärnten, Velden: Wir wählen unseren Ostbahn-Kurt, weil er so guat singen tuat.

Eine "international profilierte Frau" wünschte sich Gundi Kammlander.

Eine “international profilierte Frau” wünschte sich Gundi Kammlander als grüne Kandidatin.

Gundi Kammlander, Landtagsabgeordnete und Spitzenkandidatin der Grünen Alternative Steiermark, Graz: Ideal wäre für mich eine auch international profilierte Frau aus der literarisch-politischen Szene. Eine unabhängige Kandidatin, die nicht nur die grüne Szene anspricht, würde dem Bedürfnis der WählerInnen nach ernsthafter Politik, wie es uns derzeit im steirischen Wahlkampf begegnet, eher entsprechen als eine sympathische Gaukel-“Chef-Partie” wie der Ostbahn-Kurti. Weiterlesen

110/366: 1998: Gertraud Knoll von Grünen unterstützt

Heute vor achtzehn Jahren, am 19. April 1998, fand in Österreich eine Bundespräsidentschaftswahl statt. Die Grünen stellten keine eigene Kandidatin auf, unterstützten jedoch die überparteiliche Kandidatin Gertraud Knoll. Im Personen-Komitee für die evangelische Pastorin und Superintendentin waren unter anderen Rudi Anschober, Gabriela Moser und Ruperta Lichtenecker vertreten.

Der “Spiegel” schrieb damals über die Kandidatin: “Knoll entspricht … einer Reinkarnation des Grünen-Stars Petra Kelly im Kleinstaatformat: engagiert, ehrgeizig und sehr gefühlsbetont, aber auch reichlich ungeschickt und in internationalen Fragen noch erschreckend wenig informiert”.

Knoll erreichte 566.551 Stimmen und damit 13,59%. Außerdem traten Heide Schmidt, Richard Lugner und Karl Nowak als HerausforderInnen des amtierenden Präsidenten Thomas Klestil an. Trotzdem wurde Klestil im ersten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt – er erreichte 2.644.034 Stimmen und 63,42%.

Martin Wabl, zu diesem Zeitpunkt steirischer Landtagsabgeordneter der Grünen, versuchte übrigens ebenfalls, bei dieser Wahl anzutreten, konnte aber nur 3600 von 6000 nötigen Unterstützungserklärungen sammeln.

109/366: Promis über grüne Erfolge im Parlament

Madeleine Petrovic, Marijana Grandits und Monika Langthaler auf der Titelseite von "Impuls Grün" (Grünes Archiv).

Madeleine Petrovic, Marijana Grandits und Monika Langthaler auf der Titelseite von “Impuls Grün” (Grünes Archiv).

“Heute kann es sich keine politische Kraft in diesem Land mehr leisten, Umweltfragen nicht zu beachten oder unbeantwortet zu lassen. Das ist das eigentliche historische Verdienst der Grünen”, sagte die damalige SPÖ-Politikerin Brigitte Ederer über die Grünen. “Nicht sehr, aber ein bißchen schon” hätten die Grünen dem ÖVP-Justizsprecher Michael Graff gefehlt. Wie andere österreichische Prominente aus Politik, Kultur und Umweltschutz die Arbeit der Grünen im Parlament von 1990 bis 1994 beurteilten, ist in der Zeitschrift “Impuls Grün” 6/1994 nachzulesen. Eine Auswahl gibt’s hier im Blog nachzulesen. Drei Fragen wurden gestellt:

  1. Was haben Ihrer Meinung nach die Grünen mit ihrer bisherigen Parlamentsarbeit erreicht?
  2. Wie würde es sich auf die österreichische Politik auswirken, wenn die Grünen nicht mehr im Parlament wären?
  3. Würden Sie die Grünen vermissen, wenn sie nicht mehr im Parlament wären?

Brigitte Ederer (Staatssekretärin für Integrationsfragen und Entwicklungszusammenarbeit, SPÖ)

Frage 1: Die Grünen haben die österreichische Politik in einem wesentlichen Punkt verändert. Heute kann es sich keine politische Kraft in diesem Land mehr leisten, Umweltfragen nicht zu beachten oder unbeantwortet zu lassen. Das ist das eigentliche historische Verdienst der Grünen. Mir wäre es natürlich lieber gewesen, wenn die SPÖ rechtzeitig diese Rolle übernommen hätte.

Frage 2 und 3: Inhaltlich wäre es sicherlich ein Verlust, denn die Grünen sind als fortschrittliche Oppositionspartei wichtig. Auch wenn ich die Position der Grünen oft nicht teile, tragen sie zur Diskussion über die gesellschaftliche Zukunft Österreichs wesentlich mehr bei als die größere Oppositionspartei. Als alte Reformistin erlaube ich mir auch dann und wann, eine Idee der Grünen auszuborgen. Das wäre ungleich schwieriger, wenn sie nicht mehr im Parlament wären. Die Grünen haben ihren Platz in der politischen Landschaft Österreichs, ob sie nun im Parlament sind oder nicht.

Reinhold Gärtner (Politikwissenschafter, Universität Innsbruck)

Frage 1: Die Grünen haben in erster Linie zur Sensibilisierung bestimmter Themen (Beispiel Umweltschutz) beigetragen und damit partiell andere Parteien — speziell SPÖ und ÖVP — in Zugzwang gebracht. Daß dies nicht in allen Fällen gelingen kann und daß in manchen Bereichen, etwa der Ausländerpolitik, zwar — angesichts der Ausländerpolitik von SPÖ und ÖVP notwendige — Polarisierung bzw. Gegenposition artikuliert wurde, aber keine Erfolge zu verzeichnen sind, ist nicht den Grünen anzulasten, sondern ist in deren Oppositionsrolle begründet.

Frage 2: Ohne die Grünen im Parlament wäre Österreichs Politik ärmer, Opposition im wesentlichen der FPÖ überlassen, und das politische und gesellschaftliche Klima frostiger. Die Grünen stellen — neben dem erst seit kurzem vertretenen Liberalen Forum — zur Zeit die einzig ernstzunehmende Opposition dar. Vor allem im Bereich Demokratieentwicklung bzw. Kritik an auch in Österreich zunehmend feststellbaren Angriffen auf Menschenrechte — Stichwort Asylgesetz oder “sein bester Selbstmord” (M. Graff) — würden ohne die Grünen wesentliche Impulse fehlen.

Frage 3: Ja.

Michael Graff (Abgeordneter und Justizsprecher der ÖVP)

Frage 1: Sie haben das Parlament belebt, und ihre Oppositionsaufgabe insofern erfüllt, als sie den Regierungsparteien nicht alles durchgehen lassen.

Frage 2: Es wären ein paar Farbtupfer weniger.

Frage 3: Nicht sehr, aber ein bißchen schon. Weiterlesen

108/366: …und wir kommen auch hinein!

Friedrun Huemer, Alfred Bastecky, Jutta Sander, Günter Schobesberger, Hannelore Weber, Dieter Schrage, Valerie Publig und Franz Franke (1987)

Friedrun Huemer, Alfred Bastecky, Jutta Sander, Günter Schobesberger, Hannelore Weber, Dieter Schrage, Valerie Publig und Franz Franke (1987)

Ein Blick auf die grünen Kandidatinnen und Kandidaten zur Wiener Landtags- und Gemeinderatswahl 1987. Bei der Wahl am 8. November 1987 war die Schulpsychologin Friedrun Huemer Spitzenkandidatin. Mit 30.713 Stimmen und 4,40% wurde die 5%-Hürde für den Einzug ins Rathaus knapp verfehlt.

Die Vereinten Grünen (VGÖ), denen durch Unterstützungserklärungen aus SPÖ-Kreisen die Kandidatur ermöglicht wurde, kamen auf 5.878 Stimmen und 0,84%. Allerdings gelang der Grünen Alternative bei den gleichzeitig abgehaltenen Bezirksvertretungswahlen der Einzug in allen 23 Bezirken, mit insgesamt 55 Mandaten (von 1.082) und durchschnittlich 4,99% (34.327 Stimmen) – insofern stimmt die Ansage “und wir kommen auch hinein” auf dem Flugblatt ja doch irgendwie 😉

Die besten Ergebnisse – jeweils vier Mandate – wurden in den StudentInnen-Bezirken Josefstadt (9,68%), Mariahilf (9,65%) und Neubau (9,14%) erzielt.

Die VGÖ blieben auch bei den Bezirksvertretungswahlen ohne Mandat und kamen auf insgesamt 5.443 Stimmen (0,79%).

107/366: Kann der Gewerkschaftsbund ergrünen?

Einladung zur Diskussion der grünen Positionen zum ÖGB in Wien.

Einladung zur Diskussion der grünen Positionen zum ÖGB in Wien mit Franz Floss, Schani Margulies und Karl Öllinger (1995).

Die “Initiative Grüne & Gewerkschaften” organisierte im Oktober 1995 eine Diskussion mit Franz Floss, Schani Margulies und Karl Öllinger. Im Fokus stand die Frage, ob der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) “ergrünen” könne und wie die Grünen die “gewerkschaftliche Herausforderung” annehmen könnten.

gesamter Flyer zum Download: 107-gruene-gewerkschaft-oegb-flugblatt-1995 (PDF, 1 MB)


Kann der ÖGB ergrünen? Die Grünen stellen sich der gewerkschaftlichen Herausforderung

Der kommende ÖGB-Kongreß ist nur ein Anlaß. Im Betrieb oder in der Sozialpolitik: Die Gewerkschaften sind ein wesentlicher Faktor der österreichischen Politik: Ob starker Widerstand gegen das “Sozialabbaupaket II”, ob ökologische Anliegen durchgesetzt werden können, hängt nicht zuletzt vom Verhalten des ÖGB ab.

Die Grünen wollen sich einmischen. Hunderte GrünaktivistInnen und WählerInnen sind Gewerkschaftsmitglieder, Dutzende von ihnen BetriebsrätInnen und PersonalvertreterInnen. Sie engagieren sich als GewerkschafterInnen innerhalb der “GE – alternativen Gewerkschafterinnen”, im Öffentlichen Dienst bei den Unabhängigen GewerkschafterInnen, im Gemeindebereich in der “Konsequenten lnteressensvertretung KIV” oder kandidieren auf unabhängigen Namenslisten. Und: Erstmals kandidieren bei den kommenden Personalvertretungswahlen auch deklarierte Grüne Listen.

Es ist hoch an der Zeit, daß die Grünen ihre Haltung zu den Gewerkschaften und zum ÖGB ausführlich diskutieren und festlegen. Die Vorstellung eines ersten Positionspapiers zum Verhältnis Grüne und Gewerk-schaften soll diesen Prozeß in Gang setzen.

Es grünt so grün im ÖGB?

Es grünt so grün im ÖGB?

Aus dem Positionspapier “Initiative Grüne & Gewerkschaften”

Am Beginn standen erbitterte Auseinandersetzungen: Um Zwentendorf, um Hainburg, um Wirtschaftswachstum und um Arbeits-platzsicherung durch Umweltschutz. Lange Zeit machte sich die Gewerkschaftsführung zur Speerspitze eines uneingeschränkten quantitativen Wachstums und agierte als “Betonierer”, die sich hinter jedes Großprojekt stellte. Ökologische Forderungen wurden als Arbeitsplatzvemichtung diffamiert – die Feindbilder waren beiderseitig klar definiert.

Doch bereits damals gab es andere Kräfte: Die “Gewerkschafter gegen Atomkraftwerke” versuchten ökologische und gewerkschaftliche Standpunkte zu verbinden. Sie leisteten im ÖGB aktive Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Atomenergie. In ihrem Einsatz für die Ökologie zeigten sie auf, daß ökologische Reparaturmaßnahrnen und erst recht der ökologische Umbau der Wirtschaft vorhandene Arbeitsplätze sichern und neue schaffen würden. Als einzige im ÖGB anerkannte Gruppierung stand die “GE – alternative GewerkschafterInnen” auch in Hainburg auf der Seite der Umweltbewegung.

Initiative Grüne & Gewerkschaften

Initiative Grüne & Gewerkschaften

Langsam entwickelte sich die Konfrontation zur Duldung und schließlich zu einem – meist kontroversiellen – Gesprächsklima. Innerhalb der Gewerkschaften zerbrach die monolit[h]ische Ablehnung der Umweltbewegung. Tschernobyl beendete die Atomeuphorie des ÖGB; das ökologische Bewußtsein ging vor allem im Bereich der Angestellten, LehrerInnen oder Sozialberufe nicht spurlos an den Gewerkschaften vorüber.

Innerhalb der Grünen wuchs die Bedeutung sozialer und wirtschaftlicher Forderunger neben dem Primat der Ökologie. Als politische Partei verstehen sich die Grünen als grundsätzliches Reformprojekt, in dem die Beschäftigung mit der gesellschaftlichen Rolle der Gewerkschaften und ihren Positionen notwendig ist.

106/366: ERDgespräche 2016 in memoriam Freda Meissner-Blau

Am 3. Mai 2016 finden zum neunten Mal die ERDgespräche in Wien statt. Auch heuer wartet der Dialog von NGOs, AktivistInnen, Unternehmen und öffentlichen Institutionen über die Zukunft der Erde mit inspirierenden Vortragenden auf. Die erste Sprecherin der ERDgespräche im Startjahr 2008 war die am 22. Dezember 2015 verstorbene grüne “Galionsfigur” Freda Meissner-Blau. Die Veranstaltung findet daher heuer in memoriam Freda statt. Heute bei 366xgrün ein Gastbeitrag ihres Enkels Adam Pawloff.

Adam wurde 1981 in Großbritannien geboren. 2004 kam er nach Österreich und studierte Politikwissenschaft an der Universität Wien. Von 2010 bis 2015 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit, BOKU. Seit 2015 ist er als Klima- und Energiesprecher bei Greenpeace in Österreich. Seit 2009 organisiert Adam gemeinsam mit Gründerin Angie Rattay die ERDgespräche.

ERDgespräche 2016 am 3. Mai, in memoriam Freda Meissner-Blau

Freda Meissner-Blau. Foto: Hannes Huber

Freda Meissner-Blau. Foto: Hannes Huber

“Wir haben die Au gerettet. Ihr müsst jetzt die Welt retten”.

Mit diesen Worten hat Freda uns auf dem Weg zur Klimakonferenz nach Paris verabschiedet.

Zuletzt haben wir sehr viel über den Klimawandel gesprochen – darüber hat sie sich am meisten Sorgen gemacht. Sie war ziemlich erleichtert, als der Deal bei der Klimakonferenz zu Stande gekommen ist. Ich habe auch das Gefühl, dass sie gewissermaßen Paris noch abgewartet hat.

Viel Kraft hat sie auch dadurch schöpfen können, dass wir auch nach ihrem Ableben die Arbeit weiter tragen. In ihre Fußstapfen treten. Unter anderem mit den ERDgesprächen!

Um Freda gerecht zu werden, müsste man eigentlich sagen, dass sie nicht nur die Au mitgerettet hat, sondern auch einen nicht unwesentlichen Beitrag zum atomkraftfreien Österreich geleistet und die Grüne Partei mitgegründet hat. Kurz vor der Parteigründung nahm sie 1986 an der Bundespräsidentschaftswahl teil.

Für die ERDgespräche war sie erste Sprecherin (2008), Wegbegleiterin, Schirmherrin und Ehrenpräsidentin unseres Vereins Neongreen Network. In unserem Engagement und den ERDgesprächen hat sie auch gewissermaßen die Fortsetzung ihrer Arbeit gesehen.

Zu ihren Ehren finden die nächsten ERDgespräche in memoriam Freda statt. Neben den Vorträgen von Filmemacherin Céline Cousteau, Aufdecker-Journalist und Guardian-Chefredakteur (1995-2015) Alan Rusbridger, Designkritiker John Thackara und Landschaftsfotograf Simon Norfolk, wird das diesjährige Programm mit Fotos, Videos und kurzen Statements von Wegbegleiter.innen Fredas begleitet.

Am 3. Mai ist es soweit. Um 17.00 öffnet die Winterreithalle (Halle E) des Museumsquartiers für die neunten ERDgespräche ihre Pforten.
Und Freda wird wieder bei uns sein. Diesmal auf eine andere Art und Weise.

Alle Infos zum Programm und Anmeldung: erdgespraeche.net


ERDgespräche 2016 in memoriam Freda Meissner-Blau.

ERDgespräche 2016 in memoriam Freda Meissner-Blau – jetzt anmelden.

Programm der ERDgespräche am 3. Mai 2016

16:30 Empfang mit VIP*Ticket
17:00 Einlass zu den ERDgesprächen
17:30 Beginn der ERDgespräche
20:30 Bio-Buffet und Networking
23:00 Offizielles Ende

Side Events & Vormittagsprogramm

2. Mai, 14-18 Uhr, MAK Forum
Workshop “How to thrive in the next economy” von und mit dem britischen Designguru John Thackara unter Teilnahme von lokalen Akteuren wie Biotope City, Komobile und Lastenradkollektiv.
In Kooperation mit MAK, Stadtfabrik und IDRV.

2. Mai, 20:20 Uhr, designforum MQ
Die dritte Eco Pecha Kucha – spannende Kurzvorträge im bewährten Format, 20 Slides à 20 Sekunden.
In Kooperation mit Pecha Kucha Night Vienna und designaustria.

3. Mai, 8:30-12:30 Uhr, Impact HUB Vienna
Wir präsentieren den dritten Neongreen HubClub als offizielles ERDgespräche-Vormittagsprogramm: Gemeinsames Networking-Frühstück; Podiumsdiskussion mit den Vortragenden Céline Cousteau, Simon Norfolk und John Thackara: “Neongreen (Ad)ventures” und Entwicklung kreativer Geschäftsmodelle für die Welt von morgen.

3. Mai, 17 Uhr, Kunsthaus Wien
Meet the artist: Ausstellungsbegehung der Fotoausstellung “Seen on earth” mit der Kuratorin Verena Kaspar-Eisert und ERDgespräche-Sprecher Simon Norfolk. In Kooperation mit Kunsthaus Wien.

105/366: erstes Treffen des Arbeitskreises Christen und Grüne

Logo des Arbeitskreises Christen und Grüne.

Logo des Arbeitskreises Christen und Grüne.

“Der verstaubt-konservative, geistig vor dem 2. Vatikanischen Konzil stehengebliebene Kurs von Teilen der österreichischen Amtskirche (Krenn, Groer) macht es für kritische, aufgeschlossene Christinnen und Christen zunehmend schwieriger, sich einzubringen. Viele dieser Menschen sehen Berührungspunkte zur Grünbewegung: bei den Idealen des Ur-Christentums, in Franz von Assisis Beziehung zur Natur, bei der ‘Theologie der Befreiung‘”, so heißt es in der Einladung zum ersten Treffen des Arbeitskreises “Christen und Grüne”, das am 8. Jänner 1988 im Büro der Grünen Bildungswerkstatt in Wien stattfand. Hier das Protokoll dieses ersten Treffens, geführt von Gerhard Jordan.


// Beim Gründungstreffen am 8. Jänner (Anwesend: Niki von BERINGE, Andrea BINDER, Davorin JAMBOR, Gerhard JORDAN, Alois KINAST, Leopold KRÖLL, Richard MEDEK, Fam.NEMESTOTHY, Günther NENNING, Kurt VALLASTER, Hannelore WEBER) herrschte mehrheitlich die Meinung vor, der Arbeitskreis “Christen und Grüne” (Arbeitstitel) solle öffentlich mit Veranstaltungen auftreten, auch zum bevorstehenden Papstbesuch im Juni (wobei es verschiedene Ansichten über die Art dieses Auftretens gab).
Als Themen, die behandelt werden sollten, wurden genannt:

  • Entwicklungspolitik aus christlicher Sicht
  • Ethische Aspekte der Genforschung
  • Evolution und Christentum
  • Fundamentalismus (in Christentum, Islam und Judentum)
  • Gewaltfreiheit im Neuen Testament
  • Katholischer Antisemitismus und seine Wurzeln
  • Kirchenaustritt – Für und Wider
  • Kirche und Atomenergie
  • Kirche und Rüstungsproduktion
  • “Macht Euch die Erde untertan”? – Stellung der Christen zur Natur
  • Theologie der Befreiung

Als Aktivitäten, die der Arbeitskreis setzen könnte, wurden vorgeschlagen: Podiumsdiskussionen, Gespräche mit Vertretern der “Amtskirche”, mit Vertretern marxistischer Theorien usw., Auftreten beim Papstbesuch, Dokumentation fortschrittlicher Stellungnahmen aus kirchlichen Kreisen, Informationsaustausch mit der deutschen Bundesarbeitsgemeinschaft “Christen bei den Grünen“, kritische Aktionen anläßlich der Stephansdomerhaltungs-Sammlung, usw.

Zeitschriften, in denen interessante Artikel zu finden sind: “Furche”, “Kirche Intern” (Forum “Kirche ist GeMeinschaft”), “Kommentar:’ (ACUS), “Kritisches Christentum” (AKC), “KSÖ-Nachrichten” (Katholische Sozialakademie), “Präsent” (Innsbruck), “Publik Forum” (BRD), “SCA-Info” , (Sammlung Christlicher Alternativen), “SOG-Info” (Solidaritätsgruppe engagierter Christen in Österreich), ”Versöhnung” (Versöhnungsbund), “Wendekreis” (Dornbirn), “Wiener Blätter” (KHG) und diverse Zeitschriften aus dem Bereich der Katholischen Jugend. //

104/366: Abfall im Biedermeier

Download von www.picturedesk.com am 12.04.2016 (11:17). In einer originellen Pressekonferenz von den Grünen, wird am 6.11.1987 auf den, seit den Römerzeiten (Dame rechts) lawinenartig angewachsenen Abfallberg aufmerksam gemacht. Bis zum Biedermeier(2.Dame v.r.) geht es noch, die 50er Jahre sehen den Siegeszug des Plastik und der Herr (l.) der Jetztzeit ist bildlich gesprochen bereits im eigenen Abfall "gefangen". - 19871106_PD0005

Pressekonferenz Alptraum Abfall am 6. November 1987. Foto: Titzer / APA-Archiv / picturedesk.com (lizensiert bis 12. April 2017).

Alptraum Abfall. In einer Pressekonferenz der Grünen am 6. November 1987 wurde auf den lawinenartig angewachsenen Abfallberg aufmerksam gemacht. Rechts im Bild die Römerzeit, verkörpert durch Monica de valle longa (auch bekannt als die spätere Nationalratsabgeordnete Monika Langthaler) 😉

Im Biedermeier (2. Figur von rechts) sieht es noch gut aus, aber in den 1950er Jahren (3. Figur von rechts) beginnt der Siegeszug von Plastik und damit von Einwegverpackungen. Der Mann der Jetztzeit (ganz links) ist bildlich gesprochen bereits im eigenen Abfall “gefangen”.

Eine Bitte dazu: Wer kann uns helfen, die drei Personen zu identifizieren? Der Mann könnte unter Umständen Josef Buchner sein, der zu diesem Zeitpunkt grüner Nationalratsabgeordneter vom VGÖ-Flügel war. Update: Als Dame aus dem Jahr 1950 hat sich auf unserer Facebook-Seite Renate Bahr wiedererkannt 🙂


Übrigens: Zum Thema “Alptraum Abfall” haben wir auf 366xgruen vor kurzem ein interessantes Video gepostet.

103/366: Die Automobilmachung geht weiter

“Die Automobilmachung geht weiter. Das Automobil entpuppt sich immer mehr als überholtes Verkehrsmittel. Dennoch widmet ihm die Koalition weiterhin riesige Budgetmittel und gefährdet damit Umwelt und Gesundheit”, stellten die Grünen in einem Folder zur Nationalratswahl 1990 fest. Viele der damals erhobenen Forderungen sind noch aktuell…


"Mehr Verkehr", Folder aus dem Jahr 1990 (Grünes Archiv)

“Mehr Verkehr”, Folder aus dem Jahr 1990 (Grünes Archiv)

Die Automobilmachung geht weiter. Nach wie vor investiert die Koalition Milliarden in den Straßenbau und gefährdet Luft, Landschaft, Umwelt und Gesundheit. Die Zukunft des Autos liegt auf der Schiene.

Das Automobil entpuppt sich immer mehr als überholtes Verkehrsmittel. Dennoch widmet ihm die Koalition weiterhin riesige Budgetmittel und gefährdet damit Umwelt und Gesundheit. Autos sind Schadstoffemittent Nummer 1, und so hauptverantwortlich für die ständige Grenzwertüberschreitung bei Ozon und Stickoxiden. Dem Treibhauseffekt wird damit Vorschub geleistet, zahlreiche Gesundheitsschäden wie etwa Atemwegserkrankungen zeigen eine beängstigende Zunahme. Die permanente Verschlechterung unserer Lebensbedingungen zugunsten einer Mobilität, die längst keine mehr ist (wie mobil ist ein Auto im Stau?) ist durch nichts zu rechtfertigen. Die Zerstörung der Lebensgrundlagen Wald, Luft, Wasser, Boden, geht mit steigendem Tempo vor sich. Jetzt schon wird jeder Quadratkilometer von drei Kilometer Straßen zerschnitten. Kosten eines Autobahnkilometers: 70 bis 100 Millionen öS.

Die Zukunft des Autos liegt auf der Schiene.

Die Automobilmachung geht weiter – die Zukunft des Autos liegt aber auf der Schiene.

Jährlicher Zinsendienst für Kinder und Kindeskinder: vier Millionen. Jährliche Erhaltungskosten: Eine Million. Jeder Kilometer Autobahn produziert jährlich 140 Tonnen Umweltgifte, deren exakte Auswirkungen auf Mensch und Umwelt noch gar nicht abschätzbar sind. Unaufschiebbar ist daher ein nationales Verkehrskonzept, das den Mobilitätsbedürfnissen Rechnung trägt und dennoch auf Menschen, Umwelt und volkswirtschaftliche Faktoren Rücksicht nimmt. Die Haltung, alles dem motorisierten Individualverkehr unterzuordnen, gehört der Vergangenheit an. Kurzfristige Mobilitätsinteressen geben keine ausreichende Grundlage ab, auch nur einen einzigen Quadratmeter fruchtbaren Bodens zum Wohl der Bau- und Autolobby unwiderruflich umzuwidmen. Gerade die Frage des Automobils und die damit verbundenen Umweltprobleme dulden keine opportunistischen Scheinlösungen. Bremsen wir uns ein, damit wir noch rechtzeitig die Kurve kriegen. Die Zukunft des Autos liegt auf der Schiene!

Wir fordern:

  • Den massiven und systematischen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
  • Eine umweltorientierte Straßenverkehrsordnung
  • Kostendeckung des Autoverkehrs statt weiterer jährlicher Milliardensubventionen
  • Stop dem Autobahnausbau
  • Verlagerung des Lkw- und Transitverkehrs auf die Eisenbahn
  • Lärmdämmung für Lkw und Moped
  • Reduzierung der Geschwindigkeiten
  • Ausbau der Verkehrskontrolle

Download: 103-mehr-verkehr-folder-1990 (PDF, 3 MB)

102/366: 25 Jahre Kampf gegen “mir san mir” in Zwettl

2015 feierten das Bürgerforum bzw. die Grünen im niederösterreichischen Zwettl das 25jährige Bestehen. In der Festschrift zum Jubiläum erinnert sich Hans Berger an seine Zeit als Gemeinderat und Stadtrat vom März 1990 bis Februar 2002 – trotz beruflicher Nachteile bereut er sein Engagement in der Gemeindepolitik nicht.


Festschrift "Grünes Jubiläum Zwettl".

Festschrift “Grünes Jubiläum Zwettl”.

//zitat// Motivation: Eines war klar. Es musste etwas geschehen, da ich im Krankenhaus Zwettl als Oberarzt der chirurgischen Abteilung politischen Druck erfahren musste. Als dann noch Bruno Gorski mit dem Vorschlag zu mir kam, mit einer eigenen Liste bei der Gemeinderatswahl 1990 zu kandidieren, stimmte ich sofort zu. Außerdem wurde der Natur- und Umweltschutzgedanke in der Gemeinde Zwettl auch gegen die Bemühungen der eigenen Gemeindefunktionäre vernachlässigt. Die politische Unzufriedenheit mit den lokalen Politikern versammelte dann schnell Mitstreiterinnen, trotz der Gefahr, Nachteile im weiteren Berufsleben zu erfahren, um uns. Der Gründungsname “Bürgerforum Zwettl (BFZ)” leitete sich aus einer Erneuerungsbewegung in der CSSR ab. Eine junge Mannschaft mit Brigitte Kein, Gabriele Kastner, Dr. Anna Maria Fürnsinn, Bruno Gorski, Gerhard Mayer, Dr. Bernhard Schmid, Johannes Gutmann und mir stellte sich zur Wahl am 25. März 1990 und erreichte drei Mandate. Anna Maria Fürnsinn, Bruno Gorski und ich wurden in den Gemeinderat entsandt. Das erste Foul erfolgte prompt durch Herabsetzung der Stadtratsmandate durch die ÖVP Fraktion und damit den Verlust eines Stadtrat-Mandates. Unsere Arbeit bestand in gewissenhafter Vorbereitung auf jede Gemeinderatssitzung, Kontrolle der Gemeinderats- und Stadtratsprotokolle und das Stellen von Dringlichkeitsanträgen im Gemeinderat. in nächtelanger Arbeit wurden unsere Artikel für die Zeitung “Zwettl Transparent” von Bruno Gorski unter der kritischen Anleitung von Werner Fröhlich erstellt.

Hans Berger war von 1990 bis 2002 in der Zwettler Gemeindepolitik aktiv.

Hans Berger war von 1990 bis 2002 in der Zwettler Gemeindepolitik aktiv.

Der Erfolg stellte sich bei der nächsten Gemeinderatswahl am 19. März 1995 ein: Wir erreichten fünf Mandate. Brigitte Mayerhofer, Bruno Gorski, Werner Fröhlich, Josef Schiller und ich zogen in den Gemeinderat ein. Ich wurde Stadtrat für Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. In heftigen Diskussionen setzte ich mich für eine dezentrale Abwasserentsorgung und Kleinkläranlagen mit einer Pflanzenstufe als Nachreinigung ein. Damit gelang es mir – auch wenn die Früchte erst nach meinem Ausscheiden aus der Politik reiften – Kleinkläranlagen mit nachfolgender Pflanzenstufe in der Großgemeinde salonfähig zu machen. Ich erinnere mich an viele böse Fouls durch die ÖVP-Fraktion, an die Mentalität “mir san mir”, an geflüsterte Worte bei Ansuchen an die Gemeinde nicht genehmer Mitbürger “den ge’ma des net”, sowie an die Schwierigkeiten, die Sporthallenkosten für die Handballmannschaft, deren Obmann ich war, gefördert zu bekommen (für die Gemeinde eine Nullsummenrechnung). Nach meinem Wechsel an das Krankenhaus Gmünd wurde die zeitliche Belastung spürbarer. Nach den verlorenen Wahlen im Jahr 2000 bereitete ich den Übergang vom Bürgerforum Zwettl in die Partei “Die Grünen Zwettl” vor und trat im Februar 2002 zurück. Ich bereue meinen Einsatz als Gemeindepolitiker in keinster Weise. Es ist wichtiger denn je, eine schlagkräftige Oppositionspartei im Gemeinderat zu besitzen. Mit unserer Zeitung “Zwettl Transparent” haben wir Böcke der politischen Gegner in heftiger Weise kritisiert. Die Überraschung nach meinem Ausscheiden aus der Politik war, dass der lange Arm der Macht mich weiter zu schütteln trachtete. //zitatende//


Festschrift zum Download: 102-festschrift-25-jahre-buergerforum-zwettl (PDF, 4 MB); Bilder vom Geburtstagfest: https://bezirkzwettl.gruene.at/geburtstagsfest

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